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127 - Das Aruula-Projekt

127 - Das Aruula-Projekt

Titel: 127 - Das Aruula-Projekt
Autoren: Christian Montillon
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wusste. Sie achtete peinlich darauf, die Bewegung natürlich aussehen zu lassen, um der Bestie keinen Grund zu geben, sofort anzugreifen.
    »Du sssollssst dasss nisssst tun«, zischte die Taratze und streckte eine Pranke aus. Die Klauen bewegten sich leicht hin und her.
    Aruula verharrte in der Bewegung. Taratzen, die die menschliche Sprache beherrschten, waren selten – und intelligenter als der Rest. Vielleicht war eine Verständigung möglich. Sie musste herausfinden, was hier vor sich ging.
    Warum sie im Minutentakt von Gegnern attackiert wurde.
    »Wer bist du?«, fragte sie. »Wo kommst du her?«
    »Willsssst reden, ja?« Die Schnauze der Bestie schnappte in der Luft. »Sssicher willssst du dasss.« Die lange Schnauze verzerrte sich zu etwas, das ein Grinsen sein mochte. »Willssst leben, wasss?« Die Taratze spannte die Muskeln der Hinterläufe an.
    Aruula sah es und setzte alles auf eine Karte. Mit einer geschmeidigen Bewegung griff sie hinab und riss den Dolch aus dem Stiefelschaft.
    Die Bestie flog heran. »Sssollsssst sssterben!«
    Aruula hechtete gebückt zur Seite. Der Sprung der Bestie ging ins Leere, doch es gelang Aruula, sie noch in der Luft zu verletzen. Sie spürte, wie der Klinge auf Widerstand stieß und ihn durchschnitt. Der Dolch wurde ihr beinahe aus der Hand geprellt. Als sie einen Blick darauf warf, war er blutbesudelt.
    Fauchend landete die mutierte Bestie. Befriedigt sah Aruula, dass sie in den Hinterläufen einknickte. Dennoch wirbelte die Taratze sofort herum. Gleichzeitig zuckte ihr Schwanz heran und zielte einer Peitsche gleich auf ihre Beine.
    Aruula konnte nicht mehr ausweichen. Der Schlag erwischte sie mit mörderischer Härte in den Kniekehlen und riss sie von den Füßen. Ihre Knie standen in Flammen, doch sie hatte keine Zeit, auf den Schmerz zu reagieren. Plötzlich war überall vor ihr graubrauner, struppiger Pelz, Blut spritzte, und es stank bestialisch.
    Sie stach blindlings zu, erwischte ihren Gegner in Höhe des Bauchraums und hörte ein schmerzerfülltes Quieken. Ein Tritt, und die Taratze taumelte nach hinten, den Dolch noch in ihrem Fleisch.
    Nach ein paar Schritten fiel die Bestie kraftlos auf den Rücken und bewegte für Sekunden heftig die Gliedmaßen, ehe es ihr gelang, wieder in eine aufrechte Position zu kommen.
    Doch da war Aruula bereits heran.
    Sie war langsamer, als sie es sich erhofft hatte – denn ihre Knie drohten ihr bei jedem Schritt den Dienst zu versagen –, und doch schnell genug.
    Auch die zweite Klinge fand mit traumwandlerischer Sicherheit ihr Ziel, und die Taratze sank mit durchschnittener Kehle zurück. Das letzte schrille Quieken tönte noch lange in Aruulas Ohren.
    Schwer atmend stand sie über dem Kadaver. Sie setzte sich auf den Boden, um ihre Knie zu schonen. Jetzt erst nahm sie sich die Zeit, nach einer eigenen Verletzung zu suchen.
    Sie fand keine. Alles Blut, das sie besudelt hatte, stammte von der Taratze. Es war unglaublich, aber sie selbst hatte keinen einzigen Kratzer davongetragen.
    »Nun sollte ich mir etwas Ruhe gönnen«, sagte Aruula, und der innere Halt, den ihr die Worte gaben, verdrängte jede Verwunderung über das Selbstgespräch. »Ja, das wird das Beste sein.«
    Nicht weit entfernt sah sie einen winzigen See – oder war es ein vom Regen gebildeter Tümpel? – und ging darauf zu. Das Wasser war sauber. Sie setzte sich am Rand nieder und wusch das Blut von ihrem Körper. Dann ließ sie sich erschöpft niedersinken.
    »Wo bin ich hier nur gelandet?«, fragte sie.
    »Und wo ist Maddrax?«, antwortete ihr Spiegelbild im Wasser.
    ***
    Aruula-Spiegelbild hob verwundert die Augenbrauen. »Ja wirklich, das ist eine gute Frage: Wo ist Maddrax?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Aruula mechanisch, und nur in einem weit entfernten Winkel ihres Verstandes schrie eine kleine Stimme panikerfüllt auf: Das passiert nicht wirklich!
    »Aber natürlich tut es das«, sagte Aruula-Spiegelbild, als habe es die geheimsten Gedanken seines Originals gelesen.
    »Hörst du meine Stimme oder hörst du sie nicht?«
    Aruula beugte sich hinab und stieß mit dem Finger in die Wasseroberfläche, mitten in die Stirn ihres Abbildes. Das Wasser kräuselte sich und kleine kreisförmige Wellen durchliefen es.
    Ein Lachen ertönte vom Wasser her. »Willst du mir wehtun, kleine Aruula? Du kannst mich nicht verletzen, denn ich bin immer bei dir.«
    »Ich… ich will dich nicht verletzen.« Aruulas Stimme klang erschrocken.
    »Das solltest du auch nicht, denn
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