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1265 - Im Visier der Schattenhexe

1265 - Im Visier der Schattenhexe

Titel: 1265 - Im Visier der Schattenhexe
Autoren: Jason Dark
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gestemmt, und so hielt er sich auf den Beinen. Er keuchte. Die Weichheit in seinen Knien nahm zu, und auch die Finger der Rechten besaßen nicht mehr die Kraft, die Beretta zu halten.
    Sie rutschte ihm weg. Der Arm sank nach unten.
    Er sah nicht, was hinter seinem Rücken passierte. Über ihm war die Kabine an der Decke aufgerissen. Es gab dort eine Klappe, wohl ein Notausstieg, und die hatte Justine geöffnet.
    Von dort aus hatte sie auch auf dem Dach der Kabine liegend zuschlagen können und Suko so hart getroffen.
    Sie lag noch immer dort, den Oberkörper leicht über den Rand hängen lassend. Aus dieser Haltung schaute sie zu, wie Suko darum kämpfte, nicht zusammenzubrechen.
    Er hatte es schwer, aber er war auch gut. Er kämpfte gegen die Wogen der Bewusstlosigkeit an und rang um Atem.
    Justine lächelte nur hämisch.
    Dann machte sie den Arm lang, bewegte kurz die Finger, die einen Moment später den Kragen der Jacke zu fassen bekamen und sich darin festhakten.
    Dann der Ruck!
    Und plötzlich schwebte Suko über dem Boden. Er selbst bekam es kaum mit, als er mit einer heftigen Bewegung noch höher gerissen wurde und beinahe mit dem Kopf gegen die Decke prallte.
    Aber da war das Loch, und durch das wurde Suko auf das Dach der Kabine gezogen.
    Er hatte es mitbekommen, aber er war nicht voll da. Erst als ihm der Wind ins Gesicht schlug, öffnete er erneut die Augen. Er merkte, dass er auf den Rücken gedreht wurde. Die Kälte, die in dieser Höhe herrschte, machte ihn wieder etwas munterer, und als sich sein Blick klärte, da sah er schräg über sich das glatte und lächelnde Gesicht der Justine Cavallo, vor deren Brust das Kreuz baumelte.
    »Wer will dich jetzt noch retten, Chinese?« fragte sie…
    ***
    Ich kämpfte mich hoch!
    Ja, es war wirklich in meinem verdammten Zustand ein Kämpfen und kein lockeres Gehen. Ich hatte Mühe, meine Beine zu heben und musste mit den Händen immer wieder den Körper nachziehen, aber ich machte verbissen weiter.
    An Aufgabe dachte ich trotzdem nicht. Suko befand sich in Gefahr, das hatte ich zwar nicht gesehen, aber ich spürte es, und ich musste alles tun, um ihm zu helfen. Denn er hatte auch mich verdammt oft aus lebensgefährlichen Situationen herausgeholt, und da konnte ich ihn einfach nicht im Stich lassen. Suko hätte an meiner Stelle nicht anders gehandelt.
    Stufe für Stufe zerrte ich mich hoch. Blei in den Knochen, aber mit einem unbändigen Willen. Eine Pause konnte ich mir nicht erlauben. Ich blieb hin und wieder kurz stehen, um Luft zu holen und auch, um nach oben zu schauen. Die untere Seite der Kabine war bereits zu sehen. Sie bildete ein schwarzes Rechteck, und dort endete die Leiter.
    Das war so etwas wie ein Hoffnungspunkt, der zudem bei mir für einen Kraftstoß sorgte.
    Ich kletterte weiter. Das heißt, es war mehr ein Hangeln in die Höhe, denn an meinen Bewegungen war nichts Geschmeidiges mehr. Der verdammte Kran schien kein Ende nehmen zu wollen. Es waren keine Stimmen zu hören, keine Kampfgeräusche, auch keine Schüsse.
    Dann sah ich trotzdem etwas.
    Auf der Plattform schlug etwas hin und her. Zuerst war es für mich nur ein Schatten, bis ich etwas höher geklettert war und erkannte, um was es sich tatsächlich handelte.
    Es war einfach nur die Tür zur Kabine, die nicht geschlossen war. Der Kranführer hatte sie bestimmt nicht offen gelassen. Hier oben musste etwas passiert sein.
    Diese Erkenntnis mobilisierte noch einmal alle Kräfte in mir. Ich kämpfte mich nach oben, und es waren nur noch wenige Griffe meiner schweißfeuchten Hände, dann war ich endlich am Ziel, wenn auch erschöpft.
    Ich packte es.
    Es kam mir auch nicht mehr darauf an, leise zu sein, denn hier oben wehte sowieso der Wind um das Gestänge. Ich wollte nur wissen, wo ich Suko fand.
    Ich stand auf der Plattform. Meine Knie waren weich. Ich konnte auch nicht gerade stehen, sondern schwankte leicht hin und her und war froh, mich an der nahen Kabinenwand abstützen zu können.
    In meinen Ohren rauschte es.
    Der Wind wehte jetzt auch von oben. Durch die Lücke am Dach peitschte er in mein Gesicht und machte mich wacher. Plötzlich verschwand auch der Druck aus meinen Ohren, sodass mein Gehör wieder beinahe normal funktionierte.
    Ich hörte etwas…
    Über mir!
    Ein böses Frauenlachen und das harte Keuchen eines Mannes, den ich nicht sah, doch ich wusste, dass Suko um sein Leben kämpfte…
    ***
    »Wer will dich jetzt noch retten?«
    Nicht zu Unrecht hatte Justine Cavallo die Frage
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