Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1253 - Angst vor dem eigenen Ich

1253 - Angst vor dem eigenen Ich

Titel: 1253 - Angst vor dem eigenen Ich
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
krönen. Aber wir haben sie. Wir stehen vor ihnen, und wir wissen jetzt, dass dies nicht der richtige Platz mehr für sie ist. Sie werden zum dritten Mal umziehen. Ich denke, dass sie bei euch im Kloster am besten aufgehoben sind. Das hast du auch gewollt.«
    »Genau, ich habe das gewollt. Nur bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher.«
    »Warum nicht?«
    »Es hängt mit Julie Ritters Doppelkörper zusammen. Ich weiß nicht, wie ich ihn einschätzen soll. Er hat sich gelöst und ist mit den Gebeinen zusammengekommen.«
    »Das ist wohl wahr.«
    »Sind sie dann noch so, wie sie einmal waren und wir gehofft haben, sie zu finden?«
    Jetzt verstand ich seine Bedenken. Er fürchtete sich davor, dass sie manipuliert sein könnten. So ganz Unrecht hatte er nicht. Auf der anderen Seite mussten wir uns schon eingestehen, dass es zwischen Julie Ritter und Maria Magdalena immer eine Verbindung gegeben hatte. Sie war jetzt intensiviert und letztendlich auch zum Erfolg geführt worden.
    Das erklärte ich Godwin de Salier auch und hoffte sehr, den Anführer der Templer überzeugt zu haben.
    »Ich weiß nicht, John, was ich dazu sagen soll. Es ist am besten, wenn ich mal mit Julie rede.«
    »Das werde ich auch. Aber ich bin trotzdem glücklich, dass ich die Gebeine gefunden habe. Die Suche ist schwer genug gewesen, und es waren bisher nur Irrläufer dabei. Wenn ich an die Kapelle im See denke, an die Knochenkirche in Tschechien, da bin ich wirklich enttäuscht gewesen, aber nun ist das Ziel erreicht, und das sollten wir auch annehmen und die Bedenken nicht zu hoch schrauben. Du und deine Mitbrüder, ihr seid die wahren Erben der Gebeine. Über Jahrhunderte hinweg haben Templer nach ihnen gesucht und sie nicht gefunden. Aber jetzt ist es geschafft, und ich an deiner Stelle würde sie hüten wie einen wertvollen Goldschatz.«
    Godwin holte tief Luft. »Du hast ja Recht«, sagte er mit leiser Stimme. »Auch wenn ich mich darauf hatte vorbereiten können, es ist trotzdem alles sehr plötzlich gekommen. Ich kann noch immer nicht fassen, dass es schon vorbei sein soll.«
    »Das möchte ich doch sehr hoffen«, erwiderte ich.
    Er nickte der Truhe entgegen. »Dann werden wir sie mitnehmen und bei uns im Kloster verwahren.«
    »Wunderbar«, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Dann kannst du dir immer vor Augen halten, dass es Vincent van Akkeren nicht geschafft hat, sein Ziel zu erreichen.«
    »Das ist wirklich ein Trost«, erwiderte er ehrlich.
    Ich wollte mich nach der Truhe bücken, um den Deckel wieder zuzuklappen, als ich plötzlich die Stimme meines Freundes Suko hörte, die wie durch einen langen Tunnel zu uns hinklang.
    »John… John…«
    Himmel, an ihn hatte ich nicht mehr gedacht. Ich lief zur schmalen Öffnung, drückte mich hindurch und erklärte ihm, dass alles in Ordnung war.
    »Und was ist mit den Gebeinen?«
    »Die haben wir gefunden.«
    »Gut.«
    Ich hatte mich jetzt unter den Schacht gestellt und schaute hoch. Von oben her winkte Suko mit seiner Lampe. Er schwenkte sie hin und her. »Wir müssen sie nur noch hoch schaffen. Das wird etwas problematisch sein, aber ich nehme an, es klappt.«
    »Wir haben noch ein paar Haken und Seile im Rucksack.«
    »Wirf sie runter.«
    »Und dann?«
    »Einer von uns kann sich die Truhe eventuell auf den Rücken schnallen.«
    »Gute Idee.«
    Suko verschwand. Es dauerte nicht lange, da tauchte er am Schachtrand wieder auf. Ich hörte das helle Klimpern von Metall und danach seinen Warnruf.
    »Geh in Deckung!«
    Ich trat zur Seite und stand kaum, als die Ladung bereits ihren Weg nach unten fand. Nicht weit von mir entfernt klatschte sie auf. Haken, an denen Seile befestigt waren. Wenn wir es geschickt genug anstellten, konnte sich einer von uns die Truhe auf den Rücken schnallen.
    Das wollte ich übernehmen, doch Godwin de Salier war entschieden dagegen, als ich ihn darauf ansprach. »Nein, John, das ist meine Sache. Von nun an trage ich die Verantwortung für die Gebeine.«
    »Gut. Nichts dagegen.«
    Ich schnallte die Truhe auf seinem Rücken fest. Bevor wir die Höhle verließen - es klappte bei Godwin auch mit der Truhe auf dem Rücken -, drehte ich mich noch einmal um.
    Mein Blick fiel auf das tödliche Gitter, und noch im Nachhinein überfiel mich ein Schauer. Ich sah auch die wachenden Fratzen in der Wand. Sie hatten sich nicht verändert. Sie lebten nicht. Sie waren nicht dämonisch beeinflusst und hatten wahrscheinlich nur als Abschreckung für irgendwelche Eindringlinge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher