Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1250 - Absalom

1250 - Absalom

Titel: 1250 - Absalom
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch beruhigt. Nur nicht hundertprozentig. Er hörte zwar gern zu, wenn John ihm ab und zu etwas über seine Fälle berichtete, ohne dabei zu sehr in die Einzelheiten zu gehen, aber auch das Gesagte reichte aus, um bei Mario eine Gänsehaut zu hinterlassen, doch jetzt war er direkt damit konfrontiert, und da wusste er nicht, wie er sich verhalten sollte.
    Wenn er sich den Gast so ansah, dann beneidete er John auf keinen Fall. Dabei hatte ihm der Mann nichts getan. Er benahm sich völlig normal, er hob jetzt die kleine Tasse an, um einen ersten Schluck zu nehmen. Er kippte den Espresso nicht einfach in die Kehle hinein, wie es viele Italiener machten, sondern trank ihn in kleinen Schlucken.
    Es war nur seltsam, dass sich auch im Lokal selbst die Atmosphäre verändert hatte.
    Laut war es an diesem Morgen nie gewesen. Es hielten sich einfach zu wenige Gäste auf. Aber auch das normale Stimmengemurmel fehlte. Die Menschen sprachen leiser miteinander, als sollte niemand hören, was sie zu sagen hatten.
    Bevor Mario hinter seiner Maschine abtauchte, schaute er noch mal zu den Gästen hin. Sie verteilten sich an drei Tischen. Es waren nur Männer, die sich unterhielten.
    Aber auch nicht wie üblich. Ihre Blicke interessierten sich nicht für den jeweiligen Gesprächspartner, sie hatten sogar die Köpfe gedreht, um den Mann an der Theke beobachten zu können. Irgendetwas musste er an sich haben, was die Leute störte.
    Mario war froh, dass er nicht allein so dachte. Dann sah er, wie jemand aufstand.
    Er kannte den Gast. Auch er arbeitete beim Yard und wollte hier nur kurz seinen Kaffee trinken. Er sagte etwas zu seinem Begleiter, der sitzen blieb, dann ging er auf den Tresen zu.
    Mario nahm an, dass er gemeint war und angesprochen werden sollte, doch das traf nicht zu. Der Gast interessierte sich für den Einsamen an der Theke.
    Er blieb neben ihm stehen. Der Mann war ein kräftiger Typ mit grauen Haaren und einer rötlichen Haut. Die Haare waren früher einmal rot gewesen, aber in den letzten Monaten hatten sie ihre Farbe verloren.
    »Ich bin Jim Callahan, Mister, und möchte Sie nicht stören. Aber ich habe zufällig mitbekommen, wie Sie sich mit Mario unterhalten haben, und da ist mir etwas aufgefallen.«
    »Was denn?«
    »Sie erwähnten den Namen John Sinclair.«
    »Das stimmt.«
    »Ich weiß zufällig, dass Mr. Sinclair an diesem Wochenende nicht im Yard ist und…«
    »Ich habe mich ja auch hier mit ihm verabredet.«
    »Verabredet?«
    »Genau. Er weiß Bescheid. Sie brauchen sich also keine Gedanken zu machen, Mr. Callahan.«
    Mario hatte dem Gespräch zugehört. Er war einfach nicht weit genug weg. So hatte er zwangsläufig jedes Wort verstanden. Er wunderte sich über die etwas naive Fragerei. Das hatte er bei Callahan noch nie erlebt. Der Ire war jemand, der stets direkt zur Sache kam. Diesmal hatte er so anders gesprochen, und das konnte nur den Grund haben, dass er noch einen Trumpf im Ärmel hielt und diesen nicht sofort ausspielen wollte.
    Mario hatte sich nicht getäuscht, denn Callahan ging nicht wieder zurück zu seinem Platz. Er stemmte die Ellbogen auf das helle Holz und sagte, wobei er den Kopf nach rechts drehte: »Da wäre noch etwas, Mister, was ich Sie fragen möchte.«
    »Ich höre.«
    Die Antwort hatte nicht eben begeistert geklungen, aber daran störte Callahan sich nicht. »Sie sind uns allen aufgefallen, als sie das Lokal betraten.«
    »Ich… ich bin fremd hier.«
    »Nein, so meine ich das nicht. Zu uns hier kommen des Öfteren Fremde. Da spielte noch etwas anderes eine Rolle.«
    »Was stört Sie?«
    »Ihr Auftreten. Ihr Betreten des Lokals. Und es hat nicht nur mich gestört.«
    »Was war daran so ungewöhnlich?« Der Fremde hatte eine Frage gestellt, den Satz aber nicht direkt als Frage ausgesprochen, sondern mehr als eine Feststellung.
    »Sie kamen, und wir haben nichts gehört.«
    Es folgte eine kurze Pause, und Mario spitzte beide Ohren. Auch die anderen Gäste waren jetzt still.
    Gespannt schauten sie auf die Rücken der beiden Männer an der Theke.
    »Was hätten Sie denn hören wollen?«
    »Nun ja. Zumindest ihre Schritte. Aber da war nichts, obgleich sie den Boden hier berührt haben. Sie haben auch nicht den Eindruck eines Schleichers gemacht.«
    »Ist das für Sie so wichtig?«
    »Nein, nicht direkt. Zumindest aber ungewöhnlich. Und wir laufen mit offenen Augen durch die Gegend. Dafür gibt es leider keine Erklärung. Ich denke, dass Sie uns eine schuldig sind.«
    »Nein, das bin ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher