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1244 - Traumwelt Terra

Titel: 1244 - Traumwelt Terra
Autoren: Unbekannt
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die Unterbrechung des Holoprogramms hatte sich an seinem Zustand nichts geändert. Bei Irya begegnete Fredo derselben Reaktion. Irya behauptete, wobei sich der starre Ausdruck ihres Gesichts nicht um eine Nuance veränderte, sie sei mit der Auswahl eines Kleides beschäftigt und dürfe dabei nicht gestört werden. Fredo wollte sich dem Jungen Vidosh zuwenden, als er hinter sich Geräusche hörte.
    „Sieh doch", sagte Egin halblaut.
    Bontan Burian hatte sich aus seinem Sessel erhoben. Mit steifen Schritten, wie ein Nachtwandler, ging er auf den Ausgang zu. Fredo hörte eine Tür surrend beiseite gleiten.
    Ein gedämpftes Plätschern ließ sich vernehmen, danach das Zischen der Hygienespülung. Bontan kehrte nicht auf dem geradesten Weg zurück. Er machte einen Umweg über die Küche, und als er in den Videoraum zurückkehrte, kaute er auf beiden Backen. Sein Blick hatte sich nicht verändert. Die Augen starrten glasig vor sich hin.
    Fredo trat ihm in den Weg.
    „Bontan...", begann er.
    „Nicht jetzt", reagierte der Kommunikationstheoretiker ärgerlich. „Hörst du nicht? Er ist mit seinem Vortrag noch nicht zu Ende!"
    Mit diesen Worten ließ er sich in den Sessel fallen und starrte wieder dorthin, wo vorher das Holobild gewesen war. Nichts regte sich in seinem Gesicht. Bontan Burian war austreten gegangen und hatte sich etwas zu essen geholt. Er hatte dabei nicht einmal für eine Sekunde die Illusion unterbrochen, er befinde sich in einem Seminarsaal und höre einem begnadeten Redner zu.
    Der Blick, den Fredo Gopher Egin zuwarf, war voller Hilflosigkeit. Die junge Frau zuckte mit den Schultern. Ohne jegliche Hoffnung auf Erfolg nahm Fredo sich auch die drei Kinder vor. Rena und Isach behaupteten, sie befänden sich in der Klausur ihrer Lernkammer und bereiteten sich auf eine Prüfung vor. Vidosh gab sich lässiger. Er saß hoch in der Zuschauertribüne und verfolgte mit großer Spannung ein Fastball-Spiel. Die Peking Midgets schickten sich an, die Goal-Linie zu überqueren. Nein, Vidosh hatte keine Zeit, sich jetzt mit jemand anderem zu unterhalten.
    All diese Antworten gaben sie mit starren Gesichtern und flacher, tonloser Stimme. Sie glaubten, was sie sagten. In Wirklichkeit aber saßen sie wie zu Statuen erstarrt inmitten des Videozimmers und sahen wie gebannt dorthin, wo in jeder Sekunde das Holobild wieder auftauchen mochte.
    Fredo wandte sich ab.
    „Wir haben hier nichts mehr verloren", sagte er niedergeschlagen zu Egin. „Du kennst dich hier besser aus als ich. Ruf ein paar Medo-Roboter herbei. Sie sollen sich um Bontan und seine Familie kümmern."
    Egin fand den Kom-Anschluß im Nebenraum. Fredo hörte sie mit dem Prozessor sprechen. Kurze Zeit später kehrte sie zurück. Sie wirkte verstört. Fredo drängte sie nicht; er war willens zu warten, bis sie von selbst zu sprechen begann. Schließlich fuhr es wie ein Schauder durch ihre schlanke Gestalt. Sie schüttelte sich. Dann sagte sie: „Es gibt eine fünf Stunden lange Warteliste für Medo-Roboter. Sie sind alle mit Beschlag belegt." Sie sah zu Boden, zögerte eine Weile und fuhr schließlich mit dumpfer Stimme fort: „Ich weiß nicht, was hier vorgeht. Aber offensichtlich ist der Teufel los. Ich würde mich freuen, wenn du mir auch weiterhin helfen wolltest."
     
    5.
     
    Während New York im matten Mittagsglanz der spröden Wintersonne badete, während sich über Hawaii ein tropischer Morgen erhob, während in Terrania die Nachtstunden verstrichen, gewann die Katastrophe an Profil. Die Straßen der Städte leerten sich.
    Menschen, die nach getaner Arbeit, nach gehabtem Vergnügen oder sonst irgendwann in ihre Behausungen zurückkehrten, kamen nicht mehr zum Vorschein. Menschen, die an ihren Arbeitsstätten den Einflüssen terranischer Kommunikation ausgesetzt waren, versanken in einen Zustand intensiver Trance und rührten sich nicht mehr - außer um den Forderungen nachzukommen, die ihnen der Körper auferlegte. Die Städte verwandelten sich in Wüsten aus Stein und Plastik. Die Leuchtmarkierungen der Funkleitstraßen brannten einsam und bekamen kaum mehr ein Fahrzeug zu sehen. Die großen Raumhäfen stellten allmählich den Betrieb ein. Ankommende Schiffe wurden nach Marsport umgeleitet.
    Unheimlich war die Geschwindigkeit, mit der die Katastrophe um sich griff. Die Menschheit erhielt die Strafe für die zügellose Begeisterung, mit der sie sich seit Tagen und Wochen dem Medienhimmel hingegeben hatte. Statistiken wiesen aus, daß der Medienkonsum
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