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1244 - Die Besucher

1244 - Die Besucher

Titel: 1244 - Die Besucher
Autoren: Jason Dark
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eine Erklärung dafür?«
    »Nein, nein, habe ich nicht!«
    »Ist das schon öfter vorgekommen?«
    Ich erhielt zunächst keine Antwort, weil sich der Typ drehte und irgendwie danach Ausschau hielt, ob jemand in der Nähe war, der ihm half. Aber er sah keinen Menschen. Außer uns beiden gab es Niemanden in der Nähe. Die Menschen hielten sich versteckt.
    »Ich warte.«
    »Verdammt, ja, es ist schon mal vorgekommen.«
    »Wann?«
    »In… in… ich meine, vor einigen Tagen oder so. Aber in der Nacht. Da haben die meisten es nicht mitbekommen.«
    »Was ist dann passiert?«
    Er hob die Schultern.
    Ich merkte, dass er mit der Antwort nicht so recht herausrücken wollte und hob das Gewehr etwas höher. Ich wusste nicht, wie er mich einschätzte, aber er riss automatisch die Arme hoch, als hätte er Angst vor der Kugel.
    »Einige haben von dem anderen Licht gesprochen und von den Fremden, die gekommen sind.«
    »Wohin sind sie gegangen?«
    »Zu Germaine Duc und ihrem Sohn. Aber das weiß ich alles nicht so genau. Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Woher kommst du denn?«
    Er senkte den Blick. Er kämpfte mit sich. Aus dem Hintergrund hörte ich Männerstimmen, die sich etwas zuriefen, was ich allerdings nicht verstehen konnte.
    Ich baute ihm eine Brücke und fragte: »Bist du beim Haus der Ducs gewesen? Hast du dort nachgeschaut?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und?«
    »Nichts.«
    »Genauer.«
    »Wir haben nichts gesehen.«
    »Aber ihr habt sie bewacht, wie?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil sie an allem schuld sind«, keuchte er. »Ja, sie, verdammt noch mal. Sie tragen daran die Schuld und kein anderer. Nur sie haben uns das Grauen ins Dorf geholt. Sie müssen weg, verdammt! Einfach nur weg, verstehen Sie?«
    Aus seinen Worten hatte der Hass hervorgeklungen. So wie er gesprochen hatte, so redete man von seinem schlimmsten Todfeind. Und so etwas konnte ich mir bei Germaine und ihrem Sohn nun wirklich nicht vorstellen.
    »Ihr hättet sie auch mit Gewalt vertrieben, nicht wahr?«
    Er senkte den Kopf. »Der Bürgermeister hat ihnen ein Angebot gemacht. Sie hätten es annehmen sollen, aber sie haben es nicht getan. Jetzt ist es ihre Schuld, verflucht.«
    »Das kann man anders sehen. Noch eine Frage: Wer befind et sich in der Nähe des Hauses? Wie viele seid ihr?«
    »Wir waren fünf.«
    »Und jetzt?«
    »Ist keiner mehr da.«
    Diesmal musste ich lachen. »Soll ich dir das glauben?«
    »Ja, verdammt, das müssen Sie. Als der Strom ausfiel, sind alle verschwunden. Sie wollten nicht mehr allein bleiben, sondern zurück zu ihren Familien gehen. Sie alle hatten Angst, dass etwas Schreckliches passieren würde.«
    »Dann bist du der Letzte gewesen?«
    »Ich glaube.«
    »Hast du das Licht gesehen?«
    Ich hatte ihn an einer empfindlichen Stelle getroffen. »Das… das… Licht?«, flüsterte er hektisch. »Haben sie wirklich von diesem fremden Licht gesprochen?«
    »Habe ich.«
    Wahrscheinlich wurde er totenblass; das war in der Dunkelheit nur schwer zu erkennen.
    »Dann… dann sind sie da!«, flüsterte er und schüttelte sich.
    »Verdammt noch mal, dann sind sie da. Wieder mal. Sie… sie haben das Dorf erreicht und…«
    Ich sah, dass er wie auf heißen Kohlen stand. Er bewegte seinen Kopf immer wieder nach links und rechts, weil er nach einem Ausweg aus der Misere suchte. Aber da stand ich mit dem Gewehr, und vermutlich dachte er, dass ich mit dem Licht und mit dem, was es brachte, unter einer Decke steckte.
    Ich wusste auch, dass es einen Menschen getötet hatte und wollte nicht, dass dies noch mal passierte. Der junge Mann konnte mir nicht mehr helfen. Ich hatte von ihm auch genug erfahren, und deshalb erklärte ich ihm, dass er weitergehen konnte.
    »Echt?«
    »Ja, versteck dich!«
    Er dachte nicht mehr an sein Gewehr, er sah nur zu, dass er wegkam. Ich sah ihn in einer Gasse verschwinden. Gegenüber hörte ich schnelle Schritte. Dort rannte ein Mann vorbei, der ebenfalls das Haus der Ducs unter Kontrolle gehalten haben musste. Nun sah er zu, dass er so schnell wie möglich wegkam.
    Das Gewehr hängte ich mir über die rechte Schulter. Ich hatte plötzlich den Eindruck, ganz allein in Kiltegan zu sein. Der Ort war noch ruhiger und bedrückter geworden.
    Aber ich war nicht allein. Um das festzustellen, musste ich nur nach vorn schauen und über die Dächer der Häuser hinweg.
    Das Licht war wieder da. Aber nicht mehr in der Nähe der Kirche.
    Ich sah genau, dass es wanderte, und es schlug tatsächlich die Richtung ein, die zum Haus der
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