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1242 - Geheimbund Omega

1242 - Geheimbund Omega

Titel: 1242 - Geheimbund Omega
Autoren: Jason Dark
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es keinen Grund für sie gab, sie in einer lebensbedrohlichen Lage zu wissen. Also war sie allein.
    Und allein stieg sie auch die Stufen hoch. Selbst jetzt wollte sie nicht zeigen, wie es in ihrem Innern aussah. Deshalb regte sich nichts in ihrem Gesicht. Sie hielt die Lippen zusammengedrückt, der starre Blick ihrer Augen war nach vorn gerichtet, und sie schaffte es sogar, ihre Gedanken auszuschalten.
    Bei jedem Schritt klopfte ihr Herz bis zum Hals. Zumindest hatte sie den Eindruck, dass es so war. Sie spürte auch den leichten Schwindel und war bemüht, den Kontakt zum Handlauf nicht zu verlieren. Der Weg nach oben kam ihr vor wie eine Folterstrecke. Endlich wusste sie, wie sich jemand fühlte, der den letzten Weg ging und dort stehen blieb, wo der Henker auf ihn wartete. Es war ein verdammt schlechtes Gefühl, denn auch Sarah Goldwyn hing am Leben, obwohl sie schon über siebzig Jahre alt geworden war.
    Hinter ihr hörte sie die Schritte der Frau. Und dahinter mus sten sich die beiden Henker befinden, die darauf achteten, dass alles glatt lief. Obwohl sie in einer nicht eben beneidenswerten Lage steckte, musste Sarah an die Männer denken.
    Wer waren sie? Wo kamen sie her? Sie wusste so gut wie nichts von ihnen, und sie hatte allmählich das Gefühl, dass sie zwar aussahen wie Menschen, jedoch keine waren. Dass hinter ihnen mehr steckte. Etwas Böses, Grausames, das tief in ihnen saß. Es konnte sein, dass sie Todesboten aus einer anderen Dimension waren. So etwas war der Horror-Oma durchaus bekannt. Nur wollte ihr das Motiv der Taten nicht einleuchten.
    Warum töteten sie? Weshalb trieben sie alte Menschen in den Selbstmord, der in Wirklichkeit keiner war? Was steckte hinter der Organisation Omega, die wie ein Geheimbund aufgebaut war?
    Sie hätte die Frage Hilde Woodward stellen können, aber sie ging davon aus, dass sie keine Antwort bekommen würde.
    Die letzte Stufe. Ein letzter Schritt, dann hatte Lady Sarah die erste Etage, ihren Sterbeort erreicht. Sie tappte nach vorn und hielt sich am quer laufenden Geländer fest.
    Sie warf einen Blick in den Flur. Er war nicht zu tief, dennoch überkam sie der Schwindel, was sie auch nicht als normal ansah. Alles hing mit ihrem Zustand zusammen.
    Der Schweiß war ihr ebenfalls ausgebrochen. Lady Sarah spürte ihn nicht nur auf dem Körper, sondern auch im Gesicht.
    Für sie war es der Angstschweiß.
    Hilde Woodward kam ihr nach. Sie lächelte und stellte sich von der Treppe weg, weil sie den beiden Grauen noch Platz schaffen wollte. Die Männer bewegten sich geschmeidig, fast raubtierhaft und es war auch nichts zu hören, wenn sie auftraten. Da schienen sich ihre Füße sogar aufzulösen.
    Hilde umfasste Sarahs rechten Arm und zog die Horror-Oma vom Geländer weg. »Meine Freunde brauchen Platz, verstehen Sie?«
    Sarah schwieg.
    Der Mann mit der Schlinge bewegte sich auf das quer stehe nde Geländer zu. Es war der ideale Ort, um die Vorbereitungen für den als Selbstmord getarnten Mord zu treffen.
    Es bedurfte keiner zu großen Intelligenz, um die Pläne zu durchschauen. Es war so verdammt leicht, das Ende des Seils um das Geländer zu schlingen und dann die Schlinge über den Kopf der Delinquentin zu streifen.
    Danach musste sie springen.
    Einfach nur in die Tiefe springen…
    Aber sie würde den Boden nicht erreichen. Irgendwo auf der Strecke zwischen Geländer und Fußboden würde es knacken, und dann würde sie zur Ruhe kommen. Zu einer tödlichen Ruhe, einer Ruhe für immer…
    »Wir hätten es auch humaner anfangen können«, erklärte Hilde Woodward, »aber uns stand keine Zeit zur Verfügung, um uns erst lange Gedanken zu machen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass meine beiden Freunde Fachleute sind. Ich habe sie angehalten, die Schlinge perfekt zu knüpfen, damit Sie nicht zu lange leiden müssen.«
    »Hören Sie auf!«
    »Bitte. Aber ich wollte sie nur beruhigen, damit Sie sich nicht noch mehr quälen. Das Erhängen kann eine verdammt lange und auch grausame Prozedur sein. Das will ich Ihnen gar nicht zumuten. Ich möchte, dass Sie so schnell wie möglich sterben sollen. Das bin ich Ihnen einfach schuldig. Schließlich hat das Heim auch etwas von Ihnen gehabt. In Happy Age wird man sich gern an Sie erinnern und Sie werden als Wohltäterin immer im Gedächtnis der Menschen haften bleiben. Diesen Trost kann ich Ihnen auf den Weg ins Jenseits mitgeben.«
    Sarah hasste nicht die Person. Aber sie hasste den Zynismus, mit dem die Woodward ihre Worte geschmückt
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