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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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jener Nacht vor Chesters Auftauchen ging ich
den Pakt mit der Welt der Finsternis ein. Jeder Mann, so schwor ich meinem
bleichen, fahlen Spiegelbild, sollte Ähnlichkeit mit den Ratten oder
Fledermäusen kriegen, die seit der Gefangenschaft im Turm meine ständigen
Begleiter waren. Die Hölle erhörte meine Schreie und gewährte mir die Bitte.
Ich brauchte nur ein einziges Mal selbst tätig zu werden ... Ich musste Chester
eigenhändig töten... Nachdem dies geschehen war, war der Pakt besiegelt. Alles
andere erledigte von nun an die Hölle für mich. Ich lockte die Männer zu mir,
und sie blieben für alle Zeiten. Sie folgten meinem schönen Spiegelbild.“
    Das war das
Geheimnis des Gespensterturms bei Pembroke, und es war durch einen
unglückseligen Zufall auch zum Geheimnis und Fluch des Hauses Parker-Johnson
geworden. Harriet und Tony McGill machten vor Monaten offensichtlich einen
Ausflug zum Turm und gerieten in den Bann des Spuks. Er manifestierte sich in
Harriets Geist! Die legendäre, schöne und eiskalte Lady Myra war durch das
Grauen, dem der eifersüchtige Lord of Chester sie aussetzte, verrückt geworden.
Ihr wahnsinniger Geist spukte noch nach sieben Jahrhunderten in dem alten
Gemäuer und war sogar in der Lage, von anderen Menschen Besitz zu ergreifen.
    Harriet
McGill-Parker-Johnson musste von dem bösen, schizophrenen Geist der Weißen Frau
durch Exorzismus befreit und der freigelegte Geist ein für allemal gebannt
werden. Das Grauen kam aus dem Spiegel, der kein Spiegel mehr war und dessen
furchtbares Geheimnis jeden vernichtete, der mit ihm in Berührung kam. In dem
nebligen Gewölk, das nach Jahrhunderten anstelle des längst fehlenden Glases
entstanden war, lauerte eine Kraft, die Menschen zu toten Bestien werden ließ.
    Alle diese
Dinge wirbelten blitzartig durch Larrys Bewusstsein. Seine ganze Aufmerksamkeit
galt in diesen Sekunden der Frau, die quasi ein Geständnis abgelegt und durch
ihre Worte dem Geschehen eine Dimension gegeben hatte, die es bisher nicht
besaß. Larrys Konzentriertheit auf die Person vor ihm brachte es mit, dass er
zu spät merkte, wie sich schräg hinter ihm in dem wolkigen Nebel im Rahmen eine
tödliche Gefahr entwickelte.
    Plötzlich
fühlte er sich von hinten gepackt und herumgerissen. Dies geschah mit solcher
Kraft, dass er unwillkürlich zwei Schritte zurücktaumelte, um sein
Gleichgewicht wieder zu erlangen. Aber da war es auch schon zu spät. Er war dem
unheimlichen Gebilde, aus dem der tote, geflügelte Tony McGill gefallen war,
bereits zu nahe gekommen und wurde über die Schwelle gerissen in jene andere,
unfassbare Welt, aus der oft das Böse und die Vernichtung zu dem Menschen
kommen.
     
    ●
     
    In Dr. Thomas
Brennans Sanatorium war wieder Ruhe eingekehrt. Schwester Ava Bamer und die
Ablösung für Jane taten ihren Dienst. Allzu viel gab’s da nicht zu tun, da auch
die unruhigsten Patienten infolge hoher Psychopharmaka-Gaben fest schliefen.
Dies galt jedoch nicht für den schizophrenen Ted, den Brennan seit einer Woche
mit einer Substanz behandelte, deren Zusammensetzung niemand bekannt war.
    Das
Stammpersonal, das die geheimnistuerische und auch sehr grobe Art des Sanatoriums
Chefs kannte, hatte sich abgewöhnt, Fragen zu stellen. Wie es hier zuging,
ordnete Brennan wie ein Diktator ganz allein an. Er nahm nur Privatpatienten
an, bestimmte die Richtung, und wenn ein Angehöriger des Personals nicht damit
zufrieden war, konnte er gehen. Das überlegte sich jedoch mancher genau, denn
die Bezahlung war nicht schlecht und in der Nähe des Ortes, wo das Sanatorium
lag, gab es Arbeitsplätze nicht in Hülle und Fülle. Da schluckte mancher seinen
Ärger, erledigte seinen Dienst und machte sich weiter keine großen Gedanken.
Schließlich hatte man schon oft gelesen und gehört, dass Irrenärzte und Leiter
solcher Kliniken mit der Zeit selbst komische Angewohnheiten im Umgang mit
Menschen und nicht selten selber Ticks entwickelten. Hinter vorgehaltener Hand
wurde dann geflüstert. Der müsste eigentlich mal seinen Kollegen aufsuchen.
    Was hier im
Haus geschah, ging Außenstehende nichts an. Was jedoch heute Abend passiert
war, verwirrte die seit zehn Jahren tätige Schwester nun doch, und sie war
eigenartig berührt. Brennan verhielt sich ihrer Meinung nach nicht mehr normal.
Konnte es sein, dass er selbst krank war?
    Der Arzt, dem
ihre Gedanken galten, hielt sich zu diesem Zeitpunkt im Zimmer bei dem
Schizophrenen auf. Ted lag auf dem Bett und hatte die Augen
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