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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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schlief aber nicht. Brennan hockte an seinem Bett, fühlte seinen Puls, horchte
sein Herz ab und sagte dann: „Komm!“
    Nur dieses
eine Wort. Der Schizophrene, der sonst auf keinerlei Kommunikation reagierte,
sprach jetzt sofort an, öffnete die Augen und richtete sich auf. Brennan erhob
sich im gleichen Augenblick und betätigte den Mechanismus der Tür. Mit Ted, der
auf das neue Medikament hervorragend ansprach, hatte er sich einen menschlichen
Roboter geschaffen. Er sprach nur auf wenige Worte an, aber das reichte. Je
einfacher ein Befehl, desto besser. Und das Wichtigste daran war: ein anderer
konnte diese Befehle nicht geben. Der Verrückte war wie ein Hund nur auf eine
bestimmte Stimme dressiert. Die Arbeit vieler Jahre trug ihre Früchte. Ted war
gehorsam und furchtlos. Die Substanz mobilisierte die äußersten Kräfte und
brachte einen stupiden Menschen wie Ted dazu, bis zur Erschöpfung zu kämpfen.
Dass als Nebenwirkung diese Erschöpfungsphase erst sehr spät kam. empfand
Brennan als angenehm. Die Substanz, die er in unendlicher Mühe und Geduld
entwickelt hatte, würde mit Sicherheit etwas für die Militärs sein. Soldaten
mit dem Präparat, mit dem er Ted seit Monaten behandelte, kannten keine Furcht
mehr, würden sich mit Todesverachtung in den Kampf stürzen und Kräfte
entwickeln, die weit über den normalen Status hinausragten. Vielleicht würde es
möglich sein, die Molekularstruktur der Substanz noch mal zu verdichten und
damit eine höhere Wirkungsbreite zu erzielen. An der Anzahl der Moleküle
nämlich lag es, wie intensiv das Präparat wirkte. Er würde Ted in den nächsten
Tagen weiter damit behandeln, mit der verstärkten Form. Die Wahrscheinlichkeit,
dass er einen Riesen an Kraft, der wahrhaftig Bäume aus dem Boden reißen
konnte, schuf, war gegeben. Das Medikament sprach bisher jedoch nur auf
Menschen an, die geistig einen Knacks hatten. Dies hing mit Substanzen
zusammen, die das Hirn jedes Geisteskranken entwickelte und die im Blutstrom eines sogenannten Normalen nicht nachweisbar waren.
    Brennan zog
die Tür hinter sich ins Schloss und ging dem Geisteskranken voraus. Wie ein
Hund trottete Ted hinter ihm her. Sie durchquerten den Korridor. Brennan betrat
wieder das Hinterzimmer, in dem Morna Ulbrandson lag, und Ted folgte ihm auch
hierher. Der Irrenarzt näherte sich der Schwedin, bei der inzwischen die
Wirkung der Spritze nachgelassen hatte. Ihre Augen waren klar, ihr Verstand
funktionierte wieder, sie nahm ihre Umgebung einwandfrei wahr und erkannte ihre
prekäre Situation ohne Schönfärberei. Körperlich war sie noch gehandikapt. Sie
konnte keinen Finger rühren. Das Medikament lähmte Sehnen und Muskeln und
machte sie zu einem hilflosen Beobachter, der alles geduldig über sich ergehen
lassen musste.
    Brennan
schloss die Tür hinter sich, baute sich breitbeinig vor der auf dem
umgeklappten Tisch liegenden Schwedin auf und grinste.
    „Sie haben
sich in der Zwischenzeit prächtig erholt“, sagte er, nachdem er ihre Pupillen
untersucht und den Pulsschlag gemessen hatte. „Ich habe auf diesen Zustand
gewartet. Sie haben mir vorhin einiges über sich erzählt. Neugier hat sie
hierher getrieben. Dafür habe ich Verständnis. Sicher werden Sie auch
Verständnis für meine wissenschaftliche Neugier haben ...“
    „Was ...
haben Sie mit mir vor?“ Morna fiel das Reden noch schwer, und ihre Stimme klang
schwach.
    „Ein kleines
Experiment, Miss Ulbrandson“, bemerkte der Irrenarzt. „Ich bin immer bei der
Arbeit, wie Sie sehen. Und ich suche stets nach neuen Wegen.“ Er lachte leise,
so dass es X-GIRL-C eiskalt über den Rücken lief.
    Sie erkannte,
dass mit diesem Mann ein normaler Gedankenaustausch nicht mehr möglich war. Dr.
Thomas Brennan war selbst - irre ... Das bewies sein Verhalten ihr gegenüber,
das bewiesen seine Experimente mit dem Schizophrenen und erst recht das, was er
jetzt mit Morna im Schilde führte. Der gläserne Sarg neben ihr hatte seine
Bedeutung. Brennan wies auf eine Klappe in der Wand. In dem Mauerloch, lang und
schmal, war der gläserne Sarg versteckt gewesen.
    „Er ist
schwer. Es hat mich einige Mühe gekostet, ihn heraus und hierher zu ziehen,
muss ich ehrlich zugeben“, erklärte Thomas Brennan. „Aber ich wollte die
Vorbereitungen schon treffen, verstehen Sie?“
    „Nein, ich
verstehe nicht“, entgegnete die blonde Schwedin, obwohl sie ahnte, was der
Verrückte mit ihr plante. Sie musste Zeit gewinnen, das Gespräch so lange
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