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1239 - Der Einsame der Tiefe

Titel: 1239 - Der Einsame der Tiefe
Autoren: Unbekannt
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Er kam von dem Gebilde selbst. Ein tiefes Dröhnen lag plötzlich draußen über dem Neutrum, ein eisiger Wind umwehte den Einsamen der Tiefe. Er schlug nach dem Winzling, der nicht in die Formenergie gestürzt, sondern von fremden Kräften in der Luft gehalten worden war. Er verfehlte die Miniatur, die rasch davonschwebte und zwei Körperlängen von der Schaukel entfernt anhielt.
    „Zu spät!" trumpfte sie auf. Ihre tiefe Stimme glich dem Grollen draußen. „Der siebte Zeitabend beginnt, Einsamer. Bald wirst du nicht mehr einsam sein. Und du wirst das Sphäroid wieder verlassen können."
    „Hatte ich recht?" fragte das Sphäroid. „Du hast den Kampf verloren. Ich wußte es von Anfang an!"
    „Du hattest recht", sagte der Jascheme matt. „Aber was auch kommen mag, ich sitze am längeren Ende der Schaukel. Eines Tiefentages werdet ihr euch an meine Worte erinnern!"
    Er sagte es, weil er auf dem Monitor plötzlich ein Bild gesehen hatte. Es hatte einen Ausschnitt des Kyberlands gezeigt, und Gnarrader Blek hatte fremdartige Gestalten gesehen. Und die lautlose Botschaft der Kyberneten hatte ihm gezeigt, daß es Ritter der Tiefe waren, die das Reich der Jaschemen betreten hatten.
    Ausschalten! wies der Einsame der Tiefe die Kyberneten an. Keine weiteren Bilder mehr. Eine nichtssagende Nachricht an Caglamas Vlot absenden, die unterbewußt seine Neugier anstachelt.
    Vlots Maßnahme war es zu verdanken, daß die Ritter im Kyberland aufgetaucht waren.
    Er starrte die schwebende Gestalt des Winzlings an. Sie verlor ihre Konturen und veränderte sich. Sie wurde für kurze Zeit durchscheinend, dann verfestigte sie sich wieder.
    „Ich habe es mir gedacht", sagte Blek hohl. „So siehst du in Wirklichkeit aus. Du bist eben ein Produkt, kein Lebewesen!"
    Der Winzling sah nun aus wie eine Kutte mit einer Kapuze, in deren Öffnung es grau und wesenlos wallte. Blek kannte diese Erscheinungsform. Er hatte die Miniatur eines Grauen Lords vor sich, und er wunderte sich nicht einmal, daß gerade in diesem Augenblick eine Alarmmeldung bei ihm einging. Die Abschirmungen draußen waren zusammengebrochen. Das Grollen und Dröhnen verstärkte sich, und Gnarrader Blek spürte es am Druck, der sich plötzlich über seinen Geist legte, daß die Materialisation begonnen hatte. Aber diesmal kam kein Teil des Tiefenlands im Neutrum an. Diesmal war es ein Stück der Tiefe selbst. Er spürte es an dem Hauch, den er nur zu gut kannte, da er den Bedingungen im Neutrum eng verwandt war. Und mit dem Tiefenhauch kamen die Bewußtseine der Grauen Lords, die als Fragmente bereits seit der vierten Materialisation in seiner Nähe existiert hatten.
    Seine Erinnerung wurde trüb. Die Schaukel um ihn herum löste sich auf. Er glaubte plötzlich, in einer anderen Schaukel zu sitzen, die nicht mit Formenergie gefüllt war. In seinem Bewußtsein war das Dröhnen, das er eben noch mit Hilfe seiner Sinnesorgane von außen wahrgenommen hatte. Und er hörte ein Gewirr fremder Gedanken.
    Er dachte an das zurück, was er als den Überfall bezeichnete.
     
    *
     
    Der Überfall: Im Augenblick der Erinnerung wußte Gnarrader Blek noch nicht, daß es der letzte Teil seiner Erinnerungen an die unglückselige Zeit werden würde. Er hoffte es nicht einmal, und er unterdrückte sein Wissen an die Anwesenheit von Rittern der Tiefe im Kyberland.
    Er wollte die Information nicht weitergeben.
    Das Sphäroid erbebte ein letztes Mal. Gebannt verfolgte der Einsame der Tiefe, wie sich die Miniausgabe eines Grauen Lords auf die Wandung seines Aufenthaltsorts zubewegte.
    Es berührte sie, und ein grauer Hauch breitete sich nach allen Seiten aus. Der Winzling löste sich auf, und das Sphäroid veränderte seine Farbe. Der Schimmer erlosch, ein grauer Vorhang zog von oben herab und deckte alles zu. Von den Anlagen draußen waren jetzt keine Konturen mehr zu erkennen.
    „Das graue Refugium ist aufnahmebereit", hörte Blek das Sphäroid sagen. Es sprach jetzt mit der Stimme des Winzlings.
    Die Wandung wurde langsam durchsichtig. Sie löste sich scheinbar auf. Draußen hing ein grauer Nebel und ließ nichts vom Neutrum erkennen. Blek gewann den Eindruck, als befände er sich an einem völlig fremden Ort.
    Ein leises Wispern machte sich in seinen Gedanken breit. Ein einzelnen Impuls bemächtigte sich seines Bewußtseins.
    „Erschrick nicht. Wir brauchen dich für lange Zeit. Das Tiefenland muß grau werden!"
    „Ich weiß", erwiderten die Gedanken des Einsamen der Tiefe. „Aber es wird
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