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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter
Autoren: Pete Smith
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Gestalt heranschlurfen. Alois Kunkel!
    »Ist hier jemand?!«
    Die Stimme des Hausmeisters klang wütend. Nelson hielt die Luft an. Vorsichtig schob er die Kiste mit den Sachen zurück ins Regal.
    »Du kannst ruhig rauskommen«, lockte Kunkel mit einschmeichelnder Stimme, »ich habe dich längst gesehen.« Allem Anschein nach schlich er sich näher, denn seine Stimme war nicht mehr weit entfernt. Panisch blickte sich Nelson nach allen Seiten um. Fliehen war sinnlos. Aufgeben? Nie im Leben! Also…
    Leise stellte er einen Fuß auf den untersten Boden des Regals und hoffte, dass es sein Gewicht aushalten würde. Er zog sich mit drei Fingern hoch, kletterte zwei Regalböden höher und nahm schon den vierten in Angriff, als er dem Hausmeister durch das Regal direkt ins zornige Gesicht blickte. Er setzte schon zu einer lahmen Erklärung an, doch… Kunkel sah ihn überhaupt nicht, sein Blick zielte haarscharf an ihm vorbei. Als sich der Hausmeister hinkniete, um unter den Regalen nach den Füßen des vermeintlichen Übeltäters Ausschau zu halten, nahm Nelson all seine Kraft zusammen, zog sich leise wie eine Katze hinauf und machte sich gaaanz klein.
    Jetzt war Kunkel direkt unter ihm. Nelson starrte auf die von strähnigen Haaren durchzogene Halbglatze und betete inständig, dass der Hausmeister nicht auf den Gedanken kommen würde, ganz oben nachzusehen. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn und das Herz hämmerte ihm wie wild gegen die Brust. Einige ewig lange Momente blieb Kunkel, wo er war, drehte seinen Kopf nach allen Seiten und schnüffelte wie ein Hund, der die Fährte aufgenommen hatte.
    Doch dann war der Spuk plötzlich vorüber.
    »Ich werd doch nicht…«, murmelte der Hausmeister und schlurfte kopfschüttelnd Richtung Tür. »Auch das noch«, hörte ihn Nelson mehrmals stöhnen, »auch das noch!« Dann knipste Kunkel das Licht aus und Nelson blieb allein im Dunkeln zurück.
    Als das Geklimpere der Schlüssel und das »Toktoktok« der sich entfernenden Schritte verklungen war, machte er sich vorsichtig an den Abstieg. Eine innere Stimme riet ihm, so schnell wie möglich zu verschwinden. Er folgte ihr bis zur Tür, doch dann zögerte er. Eine solche Gelegenheit kam vielleicht nicht allzu bald wieder. »Jetzt wird er seine Vorräte auspacken und sich dann aufs Ohr legen«, redete sich Nelson selbst Mut zu und schaltete das Licht wieder an. Er huschte zurück, durchsuchte zunächst die Kisten mit der Aufschrift »Unbekannt« und machte sich schließlich daran, auch die letzten beiden Regalwände zu inspizieren. Flink tasteten seine Blicke über Schulbücher, Aktenordner, Schreibmaschinenpapier und verschweißte Packungen mit Filzstiften und Textmarkern. Im vorletzten Regal entdeckte er plötzlich eine Reisetasche, die nicht hierher passte. Sein Puls beschleunigte sich. Er nahm sie aus dem Regal und öffnete sie. Zuoberst lagen Hosen, Sweatshirts, Pullover, Socken und Unterhosen, darunter kamen einige Bücher und Schreibhefte zum Vorschein. Ein gerahmtes Foto zeigte eine Krankenschwester mit einem Neugeborenen. Auf der Rückseite stand: »Levent, sieben Tage«. Bingo!
    Nelson überflog die Titel der Bücher: Alltag im Mittelalter, Ritter und Bettelmönch, Friedrich II, Kaiser der Staufer. Allesamt Bücher aus der Bibliothek von Burg Rosenstoltz. Offensichtlich hatte sich niemand eingehend mit dem Inhalt der Tasche vertraut gemacht – jedenfalls keiner der Lehrer; sonst wären die Bücher wieder in der Schulbibliothek einsortiert worden.
    Er legte die Bücher zurück in die Tasche. Die Hefte würde er mitnehmen. Er drapierte die Anziehsachen so, wie er sie vorgefunden hatte, zog den Reißverschluss wieder zu und wuchtete die Tasche über seinen Kopf, um sie zurück ins Regal zu schieben. Doch etwas ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten. Der Boden der Tasche machte ihn stutzig. Er wirkte seltsam dick und steif. Nelson tastete die Tasche rundherum ab. Das könnte… Hastig leerte er den Inhalt auf den Boden und wog die Tasche in seinen Händen. Sie war eindeutig zu schwer! Nelsons Herz klopfte bis zum Hals. Am inneren rechten Rand entdeckte er einen Klettverschluss, den er der Länge nach aufriss. Darunter kam ein Hohlraum zum Vorschein, in dem ein mit weichem Stoff eingeschlagenes Paket lag. Aufgeregt wickelte Nelson es auf und hielt plötzlich ein großformatiges Buch in der Hand. Er schlug es auf. Und hätte am liebsten laut losgeschrien: ein Tagebuch!
    Er ließ die Seiten durch seine Finger laufen. Sie
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