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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe
Autoren: Jason Dark
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aufrichtete. Karin hatte sich bewegt. Sie war nicht in der Lage, aufzustehen, so schwach fühlte sie sich. Doch sie wollte erfahren, was passiert war. Auf allen Vieren kroch sie auf uns zu. Dabei hatte sie den Kopf angehoben, sodass ich in ihr Gesicht schauen konnte.
    Der Ausdruck hatte sich auch jetzt kaum verändert. Vielleicht lag eine Spur von Schmerz in den Augen jenseits der Brillengläser. Oder waren ihre Wangen von Tränen nass geworden?
    Meine innere Stimme sagte mir, dass es für mich besser war, nicht einzugreifen. Karin sah mich auch nicht, sie interessierte sich einzig und allein für die leblose Amy.
    Dicht neben ihr stoppte sie. Wenn sie den Kopf senkte, konnte sie in das Gesicht der Toten schauen. Sie tat es länger, als wollte sie jedes Detail erforschen.
    Ohne dass ich eine Frage gestellt hätte, begann sie zu sprechen. »Du bist tot. Du wirst bald so kalt sein. Dabei wollte ich zu dir, weil ich gehofft habe, dass du mir helfen kannst. Aber jetzt nicht mehr. Es ist alles vorbei… vorbei…« Sie senkte den Kopf und ihr Krampf löste sich, denn Karin fing an, he mmungslos zu weinen. Sie hob den Kopf der Toten an. Sie wollte die Leiche auf die kalten Lippen küssen, aber ich war schneller und legte meine Hand dazwischen. »Nein, nicht.«
    Karin ließ den Kopf los. Er fiel zurück und schlug mit einem trockenen Geräusch auf. »Du hast sie getötet! Du hast sie umgebracht! Du hast mir die Hoffnung genommen!«
    Jedes Wort hatte wie eine schwere Anklage geklungen, doch ich fühlte mich nicht angeklagt, denn tatsächlich trug eine andere die Schuld am Tod der Frau.
    »Nein, Karin, das musste zwangsläufig so kommen. Sie hätte auch niemand mehr heilen können, denn sie wäre wegen Mordes angeklagt und ins Gefängnis gesteckt worden.«
    »Du hast sie gejagt.« Ich blickte in das träne nnasse Gesicht. »Nein, ich habe sie nicht gejagt. Sie war nur eine Stufe auf der Treppe zu einer anderen Person, hinter der ich her bin. Es ist die Hexe ohne Herz, die mit Namen Kenia heißt. Sie ist die eigentliche Mörderin der Amy Madson und nicht ich. Das musst du begreifen.«
    »Ich habe sie geliebt.«
    »Warum?«
    »Sie hätte mich befreit.«
    »Wie denn?«
    Karin deutete auf ihre Brust. »Hierdurch. Durch ihr Herz. Es ist nicht nur das Herz gewesen, sondern noch etwas anderes, etwas ganz anderes. Das Gefühl, der Blick, der…«
    Sie konnte nicht mehr sprechen, senkte den Kopf und brach neben der Toten zusammen.
    Ich wusste ja auch nicht, welch eine Hölle diese Frau durchlitten hatte. Mir war sie tief depressiv vorgekommen, sogar bereit, sich selbst umzubringen. Für sie wäre der Aufenthalt in einer Klinik am besten gewesen.
    Ich konnte mich hier nicht länger aufhalten. Noch hatte ich keine Spur der Hexe Kenia gefunden, und auch mein Freund Suko hatte sich noch nicht gemeldet. Ich wunderte mich darüber, dass er das Zelt noch nicht betreten hatte.
    Ich wollte gehen, aber etwas hielt mich davon ab.
    Es wurde heller!
    Niemand hatte eine Lampe eingeschaltet. Dass sich das Innere des Zeltes trotzdem erhellte, lag am Boden, auf dem ich stand. Von unten war das Licht in die Höhe gestie gen, aber es hatte zugleich auch eine andere Wirkung.
    Ich brauchte nur den Kopf zu senken, um in die Tiefe schauen zu können, denn der Grund unter meinen Füßen war durchsichtig geworden, und ich traute meinen Augen nicht.
    Unter dem Zelt befand sich eine völlig andere, eine zweite unterirdische Welt. Sie war wie ein Monster, das seinen Rachen geöffnet hatte, um mir sein Inneres zu präsentieren.
    Ich sah das gleiche Licht dort unten viel stärker schimmern, aber ich entdeckte noch mehr. Durch diese Welt bewegte sich eine schwarzhaarige Frau, die einen Umhang oder ein Kleid zur Seite geschleudert hatte und jetzt so gut wie nackt war.
    Sie war recht klein und wirkte wie ein verhuschtes Wesen, das sich durch die Welt bewegte. Sie schaute sich auch stetig um, als suchte sie nach einem Verfolger.
    Und der war auch da. Ich traute meinen Augen kaum, als ich ihn sah.
    Es war mein Freund Suko!
    ***
    Der Inspektor war bei der Verfolgung mehr als vorsichtig gewesen. Auf keinen Fall sollte ihn die Nackte mit den langen Haaren entdecken. Ja, jetzt war sie fast nackt, denn sie befand sich in ihrem Bereich und brauchte auf nichts und keinen mehr Rücksicht zu nehmen.
    Suko war nicht klar, ob ihr die Verfolgung aufgefallen war.
    Anscheinend nicht, denn sie hatte sich völlig normal bewegt und sich auch nicht ein einziges Mal umgeschaut.
    Auch
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