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1221 - Geschäft mit der Angst

1221 - Geschäft mit der Angst

Titel: 1221 - Geschäft mit der Angst
Autoren: Jason Dark
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ein Rauschen und Knacken, wie er zunächst gedacht hatte. Da steckte mehr dahinter. Je länger Bill lauschte, um so stärker überkam ihn die Ahnung, dass er durch das Gerät eine Botschaft empfing, die nicht in dieser Welt gesprochen wurde, sondern in einer nicht sichtbaren.
    Der Reporter spürte, dass er immer blasser wurde, als er das Handy gegen sein Ohr drückte, um die Geisterstimmen besser verstehen zu können.
    Waren es die Stimmen von Toten, die sich in ihrem Reich unterhielten?
    Ihm war bekannt, dass es so etwas gab. Das hatte er auch selbst miterlebt, aber das traf hier nicht zu. Bei diesem Wirrwarr ging es um etwas anderes. Bill konzentrierte sich noch stärker, damit er so viel wie möglich mitbekam.
    Je mehr Zeit verstrich, desto besser erlebte er die Einzelhe iten. Er hatte mittlerweile festgestellt, dass es sich um verzerrte Stimmen handelte, und er war sogar in der Lage zu untersche iden, ob Frauen oder Männer sprachen.
    Sie redeten.
    Manche schrien.
    Andere stöhnten nur.
    Ein Kaleidoskop von Gefühlen musste die Unsichtbaren erfasst haben, und sie gaben diese Gefühle zum Besten.
    Vielleicht, um sich abzureagieren. Vielleicht auch, um irgendwie Hilfe zu bekommen.
    Bill Conolly bewegte sich nicht vom Fleck. Er stand auf dem Absatz der Treppe und hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Sein Blick glitt hinab in die leere Halle, in der wirklich niemand zu sehen war und Bill dennoch der Eindruck überkam, dass sie mit unsichtbaren Personen gefüllt war.
    Das Handy war der Übermittler. Es hatte die Brücke zw ischen zwei Welten gebaut, und Bill drückte es beinahe so hart gegen sein Ohr, dass es schon leicht schmerzte.
    Jemand schrie schrecklich. Es waren abgehackte Schreie.
    Immer kurze Pausen dazwischen. Dann hörte Bill die gellende Stimme einer Frau.
    »Nein, nein! Keine Spinnen! Sie fressen mich! Ich habe Angst… Angst… Angst…«
    Auch jetzt sah er keinen. Aber die Stimme der Frau war so klar und deutlich gewesen, als hätte sich die unsichtbare Person direkt neben ihm befunden.
    Er hörte ein Brüllen. Es war ein Mann, der diesen Laut ausstieß. Er musste vor irgendetwas eine irrsinnige Angst haben, aber Bill konnte nicht hören, was der Grund war.
    Er selbst fühlte sich matt. Er war in Schweiß gebadet. Die Hand, die das Handy hielt, zitterte jetzt. Er spürte den Zwang, nach unten zu blicken, aber dort bewegte sich nichts. Die Menschen blieben verschwunden, obwohl sie vorhanden waren.
    Mit diesem Haus war einiges nicht in Ordnung. Bill befand sich in einer Klinik, in der es zwar Patienten gab, die er aber nicht sah, weil sie sich in einer anderen Dimension aufhielten und dort ihre wahnsinnigen Ängste erlebten.
    Er erinnerte sich daran, was er gehört hatte. Quinlain hatte ihm von den Methoden des Chefs berichtet, die mehr als ungewöhnlich waren. Bill konnte sie sich als eine Radikalkur vorstellen. Sie waren durch die Macht des Chefs in ihre eigene Angstwelt gezerrt worden und erlebten ihre Albträume hautnah.
    Wenn das tatsächlich stimmte, dann musste dieser Chef eine wahnsinige Macht besitzen. So mächtig wie ein Erzengel, zum Beispiel. Der Reporter war längst bereit zu akzeptieren, dass der Chef dieser ungewöhnlichen Klinik Metatron hieß. Er hatte sich hier einen Stützpunkt geschaffen, um an die Menschen heranzukommen. Dass er sie durch seine Methoden heilen würde, konnte sich Bill nicht vorstellen. Wahrscheinlich präparierte er sie für andere Aufgaben, falls er sie dann freiließ.
    Wer nicht auf seiner Seite stand, wurde völlig ausgeschaltet.
    Bill war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass ihm dieses Haus nicht gut tat. Nicht, dass er sich direkt davor fürchtete, aber Stunden wollte er hier auch nicht verbringen. Das konnte zu gefährlich werden. Bisher hatte man ihn zwar in Ruhe gelassen, ob das jedoch anhalten würde, war die Frage.
    Deshalb machte er sich auf den Weg nach unten.
    Eine völlig normale Treppe, die er hinter sich bringen musste.
    Er hatte es schon unzählige Male getan, und auch jetzt hätte es kein Problem werden sollen.
    Doch es wurde für Bill problematisch.
    Er kannte sich selbst nicht mehr wieder. Er ging nicht normal.
    Vor jedem Schritt zögerte er, und er spürte die Gänsehaut auf seinem Rücken.
    Sein Herz klopfte schneller. Das Blut stieg ihm in den Kopf und schien schwerer durch seine Adern zu fließen.
    Auf der dritten Stufe blieb er stehen und wischte über seine Augen hinweg. Er tat es wie jemand, der seinen Blick erst klären
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