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1206 - Flucht ins Labyrinth

Titel: 1206 - Flucht ins Labyrinth
Autoren: Unbekannt
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er.
    Einer der Meykatender kam näher.
    „Das war ich. Ist sie nicht wundervoll?"
    „Ja, das ist sie. Darf ich fragen, wen sie darstellt?"
    „Den Stahlherrn."
    Salik war wie vor den Kopf geschlagen.
    Nicht zum erstenmal erblickte er dieses ovale Gesicht mit der schmalen, leicht gebogenen Nase, den silbrigschimmernden Brauen und den bernsteinfarbenen Augen, deren Iris mit grünen Punkten und Streifen durchsetzt war. Erkannte den Beherrschtheit verratenden Mund und das wuchtige Kinn. Auch das silbern schimmernde Haar, das den Kopf wie eine Mähne umschloß und von einem grünen Stirnband gehalten würde, ließ keinen Irrtum zu, und die smaragdgrüne Hautfarbe nahm die letzten Zweifel.
    Die Statuette stellte Tengri Lethos-Terakdschan dar, den „Hüter des Lichts", der seit Vishnas Machtergreifung über das Virenimperium als verschollen galt.
    War Tengri Lethos mit dem geheimnisvollen Stahlherrn identisch?
    Alles deutete darauf hin.
    „Was ist es, das dich so erschreckt?" fragte Wöleböl befremdet. „Jeder in Starsen kennt dieses Gesicht, obwohl kaum jemand selbst dem Stahlherrn begegnet ist."
    Salik nickte, während sich seine Gedanken überschlugen und immer neue Vermutungen fabrizierten. Sie führten zu nichts.
    „Wir haben nicht mehr viel Zeit", ermahnte ihn Wöleböl, als er keine Antwort erhielt. „Wenn wir..."
    „Schon gut, Wöleböl. Wir gehen." Er nickte den anderen Meykatendern zu. „Ich danke euch für eure Hilfe und werde sie nicht vergessen. Vielleicht kann ich etwas für euch tun - später."
    Er folgte Wöleböl, der den Etagenraum durch die reguläre Tür verließ, nachdem er noch einmal aus dem Fenster geschaut hatte.
     
    *
     
    Die Straße war leer. Die kurze bevorstehende Schwarzzeit warf ihre Schatten Voraus: Selbst die Treumänner Nogons schienen sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht zu haben. Ihre Furcht vor den Stahlsöldnern mußte so groß sein, daß sie selbst die Befehle ihres Herrschers ignorierten.
    Saliks Gedanken riefen den Citytrans herbei.
    Die Kugel schwebte dicht vor ihnen über der: Straßenfläche und nahm sie auf.
    „Zur Festung Nogons dreihundert Meter Entfernung", befahl ihr Salik.
    Wenig später standen er und Wöleböl mit schußbereiten Strahlern und im Schutz einer Hausecke auf einer anderen Straße und orientierten sich. Wöleböl kannte diesen Teil seines Stadtviertels, den er schon mehrmals betreten hatte.
    „Dort drüben ist die Festung", erklärte er, während er mit einem seiner Mundtentakel in die entsprechende Richtung deutete. „Nogon legt Wert auf seine Sicherheit. Kein Stahlsöldner könnte je in seine Festung eindringen."
    Salik betrachtete den wuchtigen Bau mit dem flachen Dach und müßte dem Meykatender recht geben.
    Selbst wenn keine Wachen zu entdecken waren, erschien es nahezu unmöglich, unbemerkt das Gebäude zu betreten, abgesehen davon, daß es ziemlich frei stand und nicht unmittelbar an andere Häuser grenzte.
    Salik sah hinüber zur anderen Straßenseite. Dort stand einer der vielen Starsenspender.
    „Das zweite Warnsignal erfolgte noch nicht", sagte Wöleböl, der seinem Blick gefolgt war. „Noch ist Zeit."
    „Vielleicht warten wir doch besser die Schwarzzeit ab", schlug Salik vor. „im Schutz der Dunkelheit könnten wir uns naher heranschleichen."
    „Niemals!" gab der Meykatender erschrocken zurück. „Die Stahlsöldner sind dann überall. Sie würden uns überwältigen und davon schleppen, und niemand weiß, was dann mit uns geschieht."
    Salik dachte unwillkürlich wieder an die Statue, die Lethos' Gesichtszüge trug. Was würde geschehen, wenn der Stahlherr tatsächlich mit dem Hüter des Lichts identisch war?
    Er fand abermals keine Antwort, würde jedoch abgelenkt.
    Auf den freien Platz vor Nogons Festung senkte sich eine der goldenen Transportkugeln herab und landete. Wer sich in ihrem Innern befand, war nicht zu erkennen, aber schon Sekunden später verließen zwei Wesen das Transportmittel, die Salik an übergroße Störche mit bunten Kugelleibern erinnerten.
    „Geriokraten!" flüsterte Wöleböl entsetzt. „Sie suchen Nogon auf. Wahrscheinlich wegen des ausgebliebenen Tributs. Das macht unsere Absichten zunichte."
    „Ich denke nicht", hielt ihm Salik entgegen. „Ein verängstigter Nogon ist leichter zu fassen."
    „Es kann aber auch sein", gab Wöleböl zu bedenken, „daß die Geriokraten Nogon bei seiner Suche nach uns unterstützen, und wenn sie sich zusammentun, verdoppelt sich auch die Gefahr der Entdeckung für
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