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1190 - Geisterrache

1190 - Geisterrache

Titel: 1190 - Geisterrache
Autoren: Jason Dark
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er ihr die Hände. Die Handflächen waren verbrannt. An manchen Blasen hing die Haut schon herab, sodass Jane das rohe Fleisch sehen konnte.
    »Wir gewinnen nicht«, flüsterte er. »Das weiß ich. Die Anderen sind zu stark.«
    »Geben Sie so leicht auf, Mr. Glaser?«
    »Nein, aber meine Freunde und ich haben uns zu weit vorgewagt. Wir hätten die Finger davon lassen sollen.«
    »Das stimmt allerdings.«
    In der Kirche blieb es weiterhin ruhig, doch Jane Collins traute dem Frieden nicht. Es konnte urplötzlich etwas passieren, bei diesen Erscheinungen musste man mit jeder Überraschung rechnen.
    Und sie waren da.
    Jane hatte sie nicht hineinkommen sehen. Wahrscheinlich waren sie in der Lage, ihren Körper in zwei Zustandsformen zu halten. Als feinstoffliche Gestalten gab es für sie keine Hindernisse und auch keine Mauern. Das hatten sie bewiesen, denn sie mussten sich durch das Gestein gedrückt haben, sonst wären sie nicht wie helle Engel durch die Kirche geschwebt.
    Es war ein Bild, das selbst den Küster faszinierte und ihn seine Schmerzen vergessen ließ.
    Sie bewegten sich nicht sehr weit von der Decke entfernt. Auch nicht mehr körperlos, denn wiederum wurden sie von den hellen Gewändern umflattert.
    Jane hielt für einen Moment den Atem an. Sie bewegten die Arme leicht pendelnd, als könnten sie durch dieses Rudern mehr Fahrt gewinnen. Aber es waren nur zwei, die wie Wächterinnen kreisten, die dritte Hexe fehlte noch.
    Gunhilla Blaisdell ließ sich nicht blicken. Trotzdem war Jane überzeugt, dass sie den beiden anderen das Feld nicht allein überlassen würde. Es war still geworden. Auch der Küster hielt sich zurück, obwohl er stark unter den Schmerzen litt.
    Selbst eine Kirche konnte die verdammten Geister nicht aufhalten. Jane wunderte sich darüber und registrierte gleichzeitig die Stärke dieser Geschöpfe.
    In den Augen des Küsters stand eine Frage. Was sollen wir denn tun?
    Jane legte nur einen Finger gegen die Lippen, ohne die schwebenden Gestalten aus dem Blick zu lassen.
    Dann hörte sie das Lachen.
    Damit hatte sie nicht gerechnet und zuckte zusammen. Ein Blick reichte ihr, um herauszufinden, woher das Lachen gekommen war. In der Kirche konnte der Schall vieles verändern.
    Von der Kanzel.
    Denn dort stand sie.
    Sie hatte sich den idealen Ort ausgesucht. Von dieser Stelle aus war der Blick frei. Sie übersah fast die gesamte Kirche und würde, wenn sie den Kopf drehte, auch Jane und den Küster sehen können.
    Die Detektivin machte sich nichts vor. Sie wusste genau, wer hier das Sagen hatte, und das bekam sie auch bestätigt.
    »Kommt her!«
    Die Stimme klang leicht hallend und auch etwas blechern. Aber sie stammte von Gunhilla Blaisdell, das war nicht zu überhören gewesen. Der Küster wollte nicht, doch Jane schüttelte den Kopf und flüsterte: »Es bleibt uns nichts anderes übrig.«
    »Und was passiert dann?«
    »Wir müssen uns stellen.«
    »Kann ich Ihnen vertrauen?«
    »Ich denke schon.«
    »Sind Sie auch stark genug?«
    »Es wird sich herausstellen.«
    Glaser stimmte zu. Er schluchzte, als er ging, und schaute auf seine schmerzenden Handflächen.
    Jane hatte sich bei ihm untergehakt und schob ihn auf die Kanzel zu.
    Über ihr bewegten sich die beiden anderen Wesen nicht mehr. Wie Figuren lagen sie in der Luft.
    Der Küster sackte Jane weg. »Ich… ich… kann nicht mehr«, stöhnte er.
    »Sie müssen.«
    Gunhilla Blaisdell stand auf der Kanzel und behielt sie unter Kontrolle. Sie schaute genau zu, und wie sie dort stand, erinnerte sie Jane an eine geschnitzte Figur.
    Sie kam sich so klein vor, weil eben Gunhilla erhöht stand und auf sie niederschaute, zusammen mit ihren beiden unter der Decke schwebenden Helferinnen.
    Sie blieben am Beginn der Treppe stehen und schauten beide in die Höhe.
    Die Hexe blickte zu ihnen herab. Sie lachte sie an. »Nun«, fragte sie, »wo sind wir hier?«
    »Das weißt du selbst.«
    »Ja, in einer Kirche. In einer geschmückten Kirche. Ich als Hexe halte mich hier auf, und so frage ich dich, ob du dich nicht darüber wunderst, Jane.«
    »Nein, warum sollte ich?«
    »Weil du auch in der Kirche bist.«
    »So ist es.«
    »Ich habe schon zu meiner großen Zeit die Kirche nie gemieden. Ich war niemals ihr großer Feind, aber ich habe ihr auch nicht gehorcht. Es waren die Diener der Kirche, die mich fertig gemacht haben, die nicht einsehen wollten, dass ich besser war als sie. Bei meinem Tod habe ich sie hassen gelernt. Nicht einmal unter der Folter ist mir
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