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1189 - Alaska Saedelaere

Titel: 1189 - Alaska Saedelaere
Autoren: Unbekannt
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Klumpens trieb so ziemlich jedes intelligente Wesen augenblicklich in den Wahnsinn.
    Alaska selbst konnte den Klumpen jederzeit betrachten, ohne Schaden zu nehmen, und er hatte es oft genug getan: Er hatte in der Abgeschiedenheit irgendeines Raumes die Maske abgenommen und auf das seltsame Ding gestarrt, das sein eigenes Gesicht verdeckte. Er hatte den Klumpen verflucht und jede erdenkliche Anstrengung unternommen, um ihn loszuwerden. Ein Leben ohne diesen gefährlichen Klumpen, ohne die Maske, die ihn zum Außenseiter machte, war ihm noch vor kurzer Zeit als erstrebenswert erschienen. Er hatte sich seltsamerweise niemals Gedanken darüber gemacht, daß die Befreiung von dem Cappinfragment möglicherweise auch negative Folgen haben könnte.
    Dabei war es doch nur logisch, daß sein Gesicht gewissen Veränderungen unterworfen wurde.
    Kein organisches Wesen kann einen Teil seines Körpers über einen so langen Zeitraum hinweg unter einer fremdartigen organischen Masse verbergen und dann damit rechnen, daß hinterher alles wie früher ist.
    Das Gesicht, das unter dem Organklumpen zum Vorschein gekommen war, sah alles andere als schön aus. Den Totenbleichen nannte man ihn mittlerweile, ohne Rücksicht darauf, daß die Veränderung nur sein Gesicht betraf. Im Grunde genommen trug Alaska Saedelaere nun erst recht eine Maske, und diesmal konnte er sie nicht einmal dann abnehmen, wenn er alleine war. Wahrscheinlich war es das, was die anderen erschreckte und dazu veranlaßte, sich von dem ehemaligen Transmittergeschädigten fernzuhalten.
    Alaska hob zögernd die rechte Hand und strich über sein Gesicht. Er spürte die Berührung kaum. Seine Haut sah aus, als hätte man sie aus weißem Kerzenwachs gefertigt, und sie fühlte sich auch so an. Sie war unnatürlich glatt. Die Nase war flach und schmalrückig und wirkte wie aufgeklebt, und die farblosen, blutleeren Lippen bildeten nicht den Rahmen eines lebendigen Mundes, sondern waren nur unbedeutende Vorsprünge in einem Gesicht, das unmenschlicher als das eines Nichtmenschen wirkte. Nur die Augen hatten ihre Farbe bewahrt. Sie waren braun und lebendig, und in ihrer Lebhaftigkeit ließen sie das wächserne Gesicht um so unnatürlicher erscheinen.
    All die Jahre hindurch hatte er versucht, das Cappinfragment loszuwerden, und es war ihm nie gelungen. Jetzt war zumindest sein Gesicht frei, und er brauchte keine Maske mehr zu tragen, aber er war alles andere als glücklich darüber. Er tastete zur Seite und bekam die Maske zwischen die Finger - er trug sie immer noch bei sich oder deponierte sie zumindest an einem Ort, an dem er sie jederzeit erreichen konnte. Mit routinierten Bewegungen setzte er das primitive Plastikding auf, und für kurze Zeit gelanges ihm, sich zu entspannen. „Warum kehrst du nicht einfach an deinen Platz zurück?" fragte er das Cappinfragment, das ihn selbstverständlich weder hören noch verstehen konnte. „Das wäre wahrscheinlich für uns beide die beste Lösung."
    Im nächsten Augenblick klapperte er mit den Zähnen vor Kälte, und der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn, während sein Herz sich in einem sonderbar heißen Gefühl zusammenzuziehen schien und in seinem Hinterkopf eine eigenartige Leere entstand.
    Instinktiv richtete er sich auf. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und sein Herz schlug so heftig, daß er unwillkürlich die Hand darauflegte. Er zwang sich dazu, tief und regelmäßig zu atmen.
    Es geht gleich vorbei, hämmerte er sich ein. Es dauert nie länger als einige Sekunden!
    Aber entweder hielt es diesmal doch länger an, oder die Sekunden dehnten sich zu einer halben Ewigkeit aus. Er fühlte sich sterbenselend.
    Wollte dieser verdammte Organklumpen ihn etwa umbringen? Besaß das Ding vielleicht doch so etwas wie ein Bewußtsein, war es vielleicht sogar intelligent genug, um einen genau geplanten Angriff durchzuführen?
    Alaska Saedelaere legte die Hand auf den Zellaktivator und fragte sich, warum dieses Gerät gegen das Cappinfragment machtlos war. Dann wieder vergaß er diese Frage und trat vor den Spiegel. Er starrte auf die primitive Plastikmaske, und ebenso plötzlich, wie er begonnen hatte, war der Anfall vorüber.
    Die Maske!
    Er hatte dieses Ding ja nur deshalb tragen müssen, weil das Cappinfragment keinen anderen Ersatz zuließ. Es hatte damals, als er diesen seltsamen Zusammenstoß erlebt hatte, längst andere Möglichkeiten gegeben, ein entstelltes Gesicht zu verbergen, aber der Organklumpen stieß Biomasken einfach
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