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1188 - Wartesaal zum Jenseits

1188 - Wartesaal zum Jenseits

Titel: 1188 - Wartesaal zum Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Mehr als ablehnen oder mich auslachen kann sie nicht…«
    ***
    »Nein!« sagte ich.
    »Doch!«
    »Bestimmt nicht!«
    »Es ist aber wichtig! Für mich und auch für dich. Das ist kein Spaß, und das ist auch nicht gelogen, John, glaub mir.«
    Wer verlor bei diesem kleinen Disput zwischen Glenda Perkins und mir? Ich natürlich. Zudem Glenda mir noch damit gedroht hatte, in Zukunft keinen Kaffee mehr kochen zu wollen. Das hätte ich natürlich nicht ertragen können, und so war mir nichts anderes übrig geblieben, als ihr zumindest anzuhören, was sie an diesem Morgen so stark bedrückte. Ich war nicht allein im Büro. Suko saß mir gegenüber und war ebenfalls bereit, die Ohren zu spitzen.
    Es ging um eine Frau namens Tessa Tomlin.
    »Freundin von dir?« fragte ich.
    »Mehr eine Bekannte aus dem Fitness-Center.«
    Ich schaute Glenda an und vergaß auch das Grinsen nicht. »Seit wann gehst du in so eine Muskelbude?«
    »Hör auf zu spotten. Ich will keine Muskeln bekommen, sondern fit bleiben. Da tut etwas Bewegung gut. Könnte dir auch nicht schaden. Zumindest zweimal in der Woche.«
    »Der normale Stress reicht mir.«
    Glenda stellte die Kaffeetasse weg und streckte mir einen Finger entgegen. »Genau das ist das Stichwort, John. Stress. Den hat auch Tessa Tomlin bei der Beerdigung ihrer Mutter erlebt.«
    Ich wusste, wann ich den Mund zu halten hatte. Genau das war jetzt der Fall. Glenda begann zu erzählen. Die nächsten Minuten gehörten ihr, und sie berichtete, was sie von der Bekannten gehört hatte.
    Glenda war keine Frau, die irgendetwas fantasierte. Was sie uns berichtete, das war ihr unter die Haut gegangen. Sie nahm es nicht auf die leichte Schulter. Sie glaubte ihrer Bekannten, dass sie diesen Stress am Grab erlebt hatte, auch wenn sie sich die Vorgänge noch nicht erklären konnte.
    Aber sie ging davon aus, dass man sich so etwas nicht einbildete.
    »Stimmt«, sagte Suko.
    Glenda leerte ihre Tasse und strich eine Haarsträhne zurück. Sie sah dabei ins Leere und zuckte mit den Schultern. »Wir müssen Tessa Tomlin helfen, John, es ist einfach so. Ich glaube, dass sich da etwas zusammenbraut oder zusammengebraut hat. Es ist ein Fall für uns oder kann einer werden.«
    »Du hast dir sicherlich deine Gedanken gemacht«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Was schlägst du vor?«
    »Wir sollten dem Friedhof einen Besuch abstatten und dort nachschauen.«
    »Das Grab öffnen?«, fragte Suko.
    »Hatte ich mir so vorgestellt.«
    Für einen Moment herrschte Sendepause zwischen uns. Bis ich fragte: »Was versprichst du dir davon?«
    Glenda hüstelte gegen ihren Handrücken. »Ich weiß nicht, ob die Mutter tatsächlich im Sarg lieg. Es kann alles eine Täuschung gewesen sein. Man hat eben eine falsche Person begraben oder überhaupt keinen Menschen, sondern irgendeinen Gegenstand, um etwas zu vertuschen und Menschen trotzdem in dem Glauben zu lassen, dass in diesem Sarg Marga Tomlin liegt.«
    »Warum hätte man das tun sollen?«, erkundigte ich mich.
    »Keine Ahnung, John. Nur Vermutungen, die auf den Aussagen basieren, die ich von Tessa gehört habe. Sie waren nicht eben leicht zu verstehen. Es hat sie gestört, dass Menschen zur Beerdigung kamen, die sie nicht kannte. Menschen aus der Gemeinde, der ihre Mutter angehörte. Schon mehr eine Sekte. Komische Typen, wie Tessa für mich überzeugend behauptete. Sie hat sich nicht wohl gefühlt. Selbst der Pfarrer war ihr fremd. Sie hätte ihm nie vertrauen können. Ihr könnt euch vorstellen, wie ihr zumute war, als sie die Stimme der Mutter hörte. Danach ist sie in wilder Panik weggelaufen.«
    »Kehrte sie noch mal zum Grab zurück?« wollte Suko wissen.
    »Soviel mir bekannt ist, tat sie das nicht.« Glenda schlug die Beine übereinander, die sie in einer sandfarbenen Hose versteckte. »Hätte ich an ihrer Stelle auch nicht getan.«
    Ich hielt mich zurück und schaute aus dem Fenster. Novemberwetter. Leicht trübe. Ohne einen sonnigen Himmel. Die letzten Blätter lösten sich von den Bäumen, die Natur zog sich zurück, um ihr Terrain dem Winter zu überlassen.
    Die Menschen bekamen die ersten Erkältungen und begannen sich auf Weihnachten vorzubereiten, denn das Fest der gegenseitigen Erpressung stand mal wieder vor der Tür.
    »Wo wurde sie denn begraben?«, unterbrach ich schließlich das Schweigen.
    »Nicht hier in London. Der Friedhof liegt außerhalb. In der Nähe von Brentwood.«
    »Das ist nicht weit.«
    »Eben. Tessa hat dort gelebt, bevor sie nach London zog. Ihre Mutter
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