Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ansehen, aber ich kannte Jane Collins verdammt gut und wusste sehr genau, dass sie nicht voll und ganz umgekehrt war. Wahrscheinlich war der Stress so groß gewesen, dass ihre Hexenkräfte mobilisiert worden waren.
    Man konnte Jane nicht als echte Hexe ansehen. Nur in großen Stresslagen brach sich das freie Bahn, was aus einer für sie schlimmen Zeit übrig geblieben war.
    Ich hörte nicht nur ihre Stimmen, sondern vernahm auch Schritte. Die näherten sich der Tür.
    Ich hielt den Atem an.
    Dann war es so weit!
    Jane öffnete die Tür. Sie trat einen Schritt in den Flur. Sie sah mich, und sie sah auch mein Kreuz, das ich in der rechten Hand hielt.
    »Tu es!«, zischte sie, drehte sich nach rechts und ging einen langen Schritt nach vorn.
    Freie Bann für Vestina.
    Sie kam auch. Sie war auf Jane Collins fixiert, und mich sah sie zu spät…
    ***
    Ich ließ sie noch einen Schritt in den Flur hineingehen und trat dann blitzschnell vor.
    Plötzlich war für sie alles anders. Nicht nur, dass es keine Jane Collins mehr in ihrer Nähe gab, sie war auch noch durch mich abgewechselt worden.
    Ich hatte das Kreuz!
    Das genau kannte sie. Schon einmal hatte sie seine Macht erlebt, aber jetzt stand sie so dicht davor.
    Ich tat, was getan werden musste. Mein Kreuz berührte sie. Zumindest glaubte ich daran, aber meine Hand drang durch den Körper hindurch. Ich hatte vergessen, dass er feinstofflich war.
    Und trotzdem ließ mich der Talisman nicht im Stich. Gut traf auf Böse, und das Gute, das Positive, meldete sich mit einem hellen und strahlenden Schein, der blitzschnell durch den Körper der verfluchten Person tobte und mit seinen Kräften dafür sorgte, dass ihr die Feinstofflichkeit entrissen wurde.
    Sie taumelte weg. Ich hörte sie schreien. Wie eine zuckende Puppe tanzte Vestina über den Klosterflur und prallte dabei von einer Wand gegen die andere.
    Ich hörte schreiende Stimmen aus dem Unsichtbaren. Es waren die gequälten Geister der anderen sechs Toten, die nun ebenfalls erlebten, dass ihre Welt zusammenbrach, denn ihre Anführerin Vestina erhielt den Körper zurück.
    Ihren wahren Körper, den sie auch vor 50 und mehr Jahren besessen hatte.
    Es war ihr nicht mehr möglich, sich auf den Beinen zu halten. Sie fiel nach vorn und kniete auf dem Boden. Jane kehrte zurück. Sie nickte mir zu, bevor sie in der offenen Tür stehen blieb und von dort zuschaute.
    Vestina gab Geräusche von sich, die nicht zu beschreiben waren. Sie war keine Schönheit mehr. Der Teufel konnte seine Kunst nicht mehr aufrechterhalten.
    Bei Vestina bildete sich das alte Fleisch zurück. Eine graue, stinkende und widerliche Masse, die nicht mehr so wie es sein sollte an ihren Knochen hing.
    Faulige Fetzen, Modergeruch verbreitend. Ekelhaft und atemraubend. Ein Monster mit einem schrecklichen Gesicht und zerrissenen Lippen, die den Blick in ein weit geöffnetes Maul freigaben, aus dem die Pestilenz als unsichtbare Wolke hervorströmte.
    Arme, die ebenfalls aus rohem, verfaultem Fleisch bestanden und sich weiter zurückentwickelten.
    Der Körper zog sich dabei immer mehr zusammen und bekam ein schon mumienhaftes Aussehen.
    Vestina hob noch einmal den Kopf an.
    Sie sah mich und Jane.
    »Fahr zu Hölle!« flüsterte die Detektivin. »Aber diesmal für immer!«
    Es war, als hätte Vestina die Worte gehört. Sie konnte sich nicht mehr halten. Die halb vermoderten Arme knickten ihr weg, und sie fiel auf den Bauch und auch zur Seite.
    Als endgültig totes Monstrum blieb sie liegen und hatte damit Janes Wunsch erfüllt…
    ***
    Auch ich hatte keine Lust mehr, diesen Anblick noch länger zu ertragen. Deshalb drehte ich mich um und ging in das Zimmer der Oberin, in dem auch Jane schon verschwunden war. Sie saß auf dem Bett und kümmerte sich um die weinende, verzweifelte Frau, die noch nicht begriffen hatte, was mit Vestina geschehen war.
    Ich fühlte mich ziemlich unbehaglich, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Jane Collins hatte einen Blick dafür. Sie nickte mir kurz zu. »Du kannst ruhig gehen, John. Das hier ist eine Sache unter Frauen, denke ich mal.«
    »Stimmt.« Ich machte kehrt und ging in den Flur, wo der stinkende Körper lag. Ich sah andere Nonnen, die etwas gehört und ihre Zimmer verlassen hatten. Sie waren natürlich neugierig, aber sie trauten sich nicht näher.
    »Bitte«, sagte ich mit leiser Stimme. »Gehen Sie wieder zurück in ihre Zimmer. Die Vergangenheit ist jetzt endgültig abgeschlossen. Ich werde den Rest
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher