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1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

Titel: 1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon
Autoren: Jason Dark
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sich immer als locker, cool und smart eingestuft. Zudem als einen dynamischen Troubleshooter, den so leicht nichts aus dem Konzept bringen konnte. Er hatte es geschafft, das Dungeon aufzubauen und es auch in die Gewinnzone zu treiben.
    Alles Vorgänge, die zu einem Manager passten. Man konnte sie greifen, betriebswirtschaftlich erfassen und entsprechend reagieren oder Lehren daraus ziehen.
    Das war alles vergessen. Jetzt, wo er hinter der Theke stand und Karl Märtens zugehört hatte, war die Welt für ihn auf den Kopf gestellt worden.
    In diesen Augenblicken kam ihm der Fahrstuhlführer immer mehr wie ein Totengräber vor. Er schien sich vor seinen eigenen Augen verdüstert zu haben, und jedes Wort, das ihm gesagt worden war, hatte er behalten.
    Reden konnte er nicht, nur schauen!
    Märtens grinste ihn an. Er gab sich lässig und dachte auch jetzt noch nicht daran, seinen Zylinder abzunehmen. Stattdessen tat er etwas ganz Profanes.
    Zuerst griff er zum Glas, dann zur Flasche und schenkte sich einen doppelten Whisky ein.
    Das Gluckern klang überlaut. Auf Märtens' Gesicht erschien ein Grinsen, als er das Glas anhob und zum Mund führte. »Darauf habe ich mich schon lange gefreut, mal kostenlos von deinen Getränken hier zu trinken.«
    »Du kannst alle Flaschen leersaufen, das ist mir egal.«
    »Nein, wo denkst du hin? Das will ich gar nicht. Ich möchte einfach nur einen guten Schluck genießen.« Er trank. Er schlürfte dabei. Er tat es wie ein Genießer und hielt sogar die Augen geschlossen.
    Mit dem zweiten Schluck leerte er das Glas, nickte zufrieden und stellte es dann hart ab.
    »So, das war gut.«
    Rico nickte. »Und jetzt?«, fragte er mit leiser Stimme. »Wie soll es weitergehen?«
    Märtens stellte sich locker hin. »Soll ich dich mal raten lassen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast es doch gehört. Oder habe ich mich nicht korrekt ausgedrückt?« Er hob drei Finger und grinste Rico über die Spitzen hinweg an. »Drei Tote, dich eingeschlossen. Zwei werden dort sterben, wo auch die anderen ihr Leben ausgehaucht haben. Und was mit dir passiert, darüber muss ich noch nachdenken. Ich weiß auch nicht, ob dich der Schatten killen will. Möglich ist jedenfalls alles, aber das lasse ich mal dahingestellt.«
    Rico schnappte nach Luft. Noch immer kam er sich vor wie in einem Film. Er verdiente Geld mit dem Grauen. Mit dem Anblick von Folter, Tod und Elend. Aber das war alles nicht echt, sondern künstlich. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, an so etwas zu glauben, es in die Realität zu transportieren.
    Der Horror sollte auch Spaß machen. Gänsehaut und Lachen, beides konnte dicht beieinander liegen. Der Schrecken und die anschließende Befreiung, darauf hatte er gesetzt, und er hatte sich immer gefreut, wenn die Besucher verschüchtert das Dungeon verlassen hatten, um danach in der Normalität wieder aufzuatmen.
    Große Pläne. Wunderbar durchgezogen. Den Menschen Nervenkitzel hautnah serviert.
    Damit war es nun vorbei. Er hatte die Morddrohung des Fahrstuhlführers durchaus verstanden.
    Auch er sollte sein Leben aushauchen. Vielleicht nicht direkt im Dungeon, sondern hier oben, und das bereitete ihm große Probleme.
    Bei jedem Menschen geht der Schock oder die Überraschung vorbei. Da machte auch Rico Wilde keine Ausnahme. Er fing an zu überlegen, die Lage zu analysieren.
    Es war nicht leicht. Hier lagen keine Konzepte oder Zahlen vor. Er konnte auf nichts zurückgreifen und musste nur einen Weg finden, um sein eigenes Leben zu retten.
    Wie stark war jemand wie Märtens?
    Er gehörte schon zur älteren Generation. Sein Körper besaß nicht mehr die Spannkraft wie der eines jüngeren Menschen. Allerdings war auch Rico jemand, der nicht eben auf körperliche Gewalt stand.
    Schon als Kind hatte er sie immer abgelehnt. Nun fühlte er, wie er in der Klemme steckte.
    Der Schattenkiller ließ sich nicht blicken. Er musste noch durch das Dungeon irren. Also habe ich Zeit, dachte Rico und überlegte weiter. Er blickte auf das dunkle Holz der Theke und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er wollte möglichst glatt und cool bleiben, wobei er hoffte, dass der Fahrstuhlführer keine Gedanken lesen konnte.
    Märtens blieb ruhig. Aber er beobachtete sein Gegenüber aus den Augenrändern und hörte plötzlich das Seufzen.
    »Ist was?«
    Rico Wilde nickte. »Ja, ich… ich…«
    »Was denn?«
    »Ich brauche jetzt einen Drink.«
    Karl Märtens lachte ihn meckernd über den Tresen hinweg an. »Ja, das kann ich
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