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1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon

Titel: 1186 - Der Henker vom Hamburg Dungeon
Autoren: Jason Dark
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beißend wie Säure vor.
    Der Schatten wartete auf ihn. Vor ihm trieben die Rauchwolken entlang. Sie störten die Sicht kaum noch. Alles war gleich geblieben und doch hatte es sich verändert.
    Drei Tote hatte es gegeben, und jetzt sah alles danach aus, als sollte er das vierte Opfer sein.
    Knudsen tat nichts. Er hob auch nicht die Waffe an. Er merkte, dass seine Augen zu brennen begannen.
    Der Schatten stand genau vor ihm. Es gab eine Länge, es gab eine Höhe, doch er hielt vergeblich nach einer Breite Ausschau. Trotzdem musste der Schatten dreidimensional sein, was mit dem Verstand eigentlich nicht zu begreifen war.
    Ihm war noch kälter geworden. Um ihn herum flackerte das künstliche Feuer. Er hörte auch die Schreie der Menschen, sie aber waren viel leiser geworden. Jemand musste die Anlage zurückgedreht haben. Es gab nur ihn und den Schatten.
    Schießen?
    Unsinn, das hätte nichts gebracht. Man kann einen Schatten nicht mit einer Kugel töten. Aber kann ein Schatten überhaupt töten? Das wollte er nicht einsehen. Er glaubte es einfach nicht. Es widersprach der Logik. So etwas konnte er sich nicht vorstellen.
    Knudsen schaute ihn direkt an. Er sah ihn wirklich so dünn wie einen Strich, und das wiederum machte ihn fast irre. Bei ihm war alles so dünn, selbst die Waffe, die sich über dem Kopf der Gestalt deutlich abzeichnete.
    Getan hatte ihm der Schatten noch nichts. Er lauerte auf seine Chance.
    Blitzschnell bewegte er sich dann. Zackig und plötzlich. Er verließ seinen Platz, er berührte den Boden und schwebte trotzdem. Alles war so verdammt irreal.
    Knudsen schoss auch nicht. Er beobachtete nur die Waffe.
    Das Beil tanzte und zuckte. Im Zickzack-Kurs raste es auf den Mann nieder.
    Uwe Knudsen konnte nicht anders. Er warf sich mit einem Sprung zur Seite.
    Es war nicht mal eine bewusst gelenkte Handlung gewesen. Nur ein Reflex.
    Die Klinge traf und traf ihn nicht.
    Knudsen spürte an seiner linken Schulter und auch am Arm etwas Heißes entlangrinnen, vergleichbar mit dem Gluthauch eines Feuerstreifens, der ihn berührt hatte.
    Er stolperte auf eine der Kulissen zu. Er prallte mit der gesunden Schulter gegen das Holz und sackte dabei in die Knie. Normalerweise wäre er wieder in die Höhe geschnellt. Das tat er in diesem Augenblick nicht, denn der Schmerz wütete noch immer in seiner Schulter.
    In den folgenden Sekunden vergaß er den Schattenhenker und kümmerte sich rein um sich selbst. Er drehte den Kopf, weil er einen Blick auf seine verletzte Schulter werfen wollte. Sie und der Arm brannten. Uwe konnte sich noch immer nicht vorstellen, dass er von einem Schatten getroffen und verletzt worden war.
    Zuerst fühlte er das Blut an seinem Handballen. Die Pistole hielt er fest, dachte jedoch nicht daran, sie auch ein zusetzen. Denn jetzt konnte er auch sehen, was die Berührung tatsächlich bei ihm hinterlassen hatte.
    Er war nicht nur an der Schulter erwischt worden, sondern auch am Arm. Die Kleidung war dort aufgerissen, und die Haut hatte eine lange blutige Furche abbekommen.
    Das Weltbild des nüchternen Hamburgers wurde in diesem Augenblick erschüttert. Erst jetzt glaubte er richtig daran, dass es nicht nur die normale und sichtbare Welt gab, sondern daneben noch eine andere, die mit dem reinen Verstand nicht zu begreifen war. Es war die Welt des Übersinnlichen, des Metaphysischen, und in seiner Lage konnte er sich auch eine Hölle vorstellen.
    Er schaute hoch.
    In den letzten Sekunden hatte er mehr auf sich geachtet als auf den Henker.
    Der war plötzlich da!
    Direkt vor ihm. Ideal für einen Schlag und den endgültigen Treffer. Er schaute auf die breite Seite des Schattens, die ähnliche Ausmaße wie ein Mensch hatte.
    Das mächtige Beil war in die Höhe gerissen worden. Darauf achtete der Oberkommissar nicht. Sein Blick war auf das Gesicht gefallen. Es war einfach nur finster. Es gab keine erkennbaren Organe.
    Keine Nase, keinen Mund, keine Ohren, nur eben dieses verdammte Gesicht, pechschwarz, wie vor den Hintergrund gemalt.
    Knudsen zitterte, obwohl er sich wie paralysiert fühlte. Er wollte endlich etwas tun und drehte die Dienstwaffe so, dass sie auf den Schatten zeigte. Dann schrie er.
    Das Beil war schneller!
    Mit ungeheurer Wucht raste es in die Tiefe und erwischte Uwe Knudsen genau in der Kopfmitte.
    Das dumpfe Geräusch des Einschlags hörte er nicht mehr, denn er war auf der Stelle tot und kippte nach hinten, gegen eine der Kulissen.
    Das huschende Feuer um ihn herum begleitete ihn auf
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