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1184 - Die Satanszahl

1184 - Die Satanszahl

Titel: 1184 - Die Satanszahl
Autoren: Jason Dark
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eine weibliche Stimme von der Balkontür her.
    Wir drehten uns um.
    Moira hatte gesprochen. Sie trat auf den Balkon und zog die Schultern hoch, weil sie fröstelte. Zum ersten Mal hatte ich Zeit, sie mir genauer anzuschauen.
    Moiras Haut war schokoladenbraun. Ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht mit großen braunen Augen schaute mich an. Ein breiter Mund mit vollen Lippen, eine kleine Nase, unten etwas breiter, hohe Wangenknochen und eine ebenfalls sehr hohe Stirn, die nur deshalb so groß wirkte, weil sie ihre Haare nach hinten gekämmt hatte. In sie hinein waren einige Zöpfe geflochten, die hinter den Ohren herabhingen, an denen zwei rote Perlen als Anhänger schimmerten.
    Ich lächelte sie an. »Darf ich jetzt fragen, wer Sie sind?«
    »Gern. Mein Name ist Moira Green.« Sie kam näher und reichte uns die Hand. Ihr Händedruck war sehr kräftig. Man konnte ihn schon als männlich bezeichnen.
    Unsere Namen sagten ihr nichts. Zumindest ließ sie sich nichts anmerken. Überhaupt hatte sie die schrecklichen Minuten sehr gut überstanden. Moira musste innerlich sehr stabil sein.
    Sie sprach nicht weiter, passierte mich und blieb neben dem Toten stehen. Sie senkte den Kopf. So hart wie sich Moira gab, war sie nicht, denn wir sahen, dass sie sich verstohlen Tränen aus den Augen wischte.
    Wir ließen sie in Ruhe. Es war plötzlich recht still geworden. Nur der Wind schnappte hier oben ab und zu nach uns, aber der Klang von Stimmen erreichte uns nicht.
    Sie drehte sich langsam um und zog die Nase hoch. »Er heißt Rossiter«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Carlos Rossiter.«
    »Und weiter?«
    Ihre Mundwinkel zuckten. »Wir sind oder wir waren Kollegen, Mr. Sinclair.«
    »Wo haben Sie gearbeitet?« erkundigte sich Suko.
    Moira Green drehte sich von uns weg und schaute über die Brüstung des Balkons in die Ferne. »Wir arbeiteten für ein Magazin als freie Mitarbeiter.«
    »Das ist etwas wenig.«
    »Ich weiß, bin auch nicht fertig.« Sie schluckte und räusperte sich. »Auch wenn es nicht den Anschein hat, aber sein Tod ist mir verdammt nahe gegangen. Und was ich erleben musste, war auch nicht eben das Wahre.«
    »Entschuldigen Sie.«
    »Ach, schon gut. Sie haben mich ja gerettet, Mr. Sinclair, und ich habe mich nicht mal bedankt.«
    »Das können Sie jetzt vergessen.«
    »Okay, abgemacht.« Sie drehte sich wieder um, schaute aber zu Boden, wobei ihre Lippen zusammengepresst waren. »Carlos und ich waren freie Mitarbeiter für eine Szene-Zeitschrift. Für ein Blatt mit nicht sehr hoher Auflage. Mehr für Farbige bestimmt, und auch nur für eine Minderheit. Die Zeitschrift beschäftigt sich in ihren Artikeln vorwiegend mit alten Mythen, die aus Afrika und anderen außereuropäischen Ländern stammen, aber auch mit Mythen aus dem näheren Umfeld der weißen Menschen, denn irgendwo treffen sich alle wieder, und da spielt die Hautfarbe keine Rollen. Die haben nur die Menschen hineingetragen, aber das wissen Sie ja selbst.«
    »War oder ist ihr Job gefährlich?« fragte Suko.
    Moira zuckte die Achseln. »In der Regel nicht, würde ich sagen, aber es gibt Ausnahmen.«
    »Wie diese hier?«
    »Ja.«
    »Waren Sie Robson auf der Spur?«
    Moira nickte. »Das kann man so sagen. Dabei wussten wir nicht mal, wo und ob wir den Bericht verkaufen konnten, aber Robson war ein Fall für uns.«
    »Warum?«
    Jetzt sah sie uns mit einem sehr ernsten und auch starren Blick an. »Weil er einfach davon überzeugt war, dass die wahre Kraft in dieser Welt das Böse ist.«
    »Alle Achtung«, sagte ich.
    »Ja, so ist es gewesen.«
    »War das nicht etwas allgemein?«
    »Nein, für uns nicht mehr. Zunächst ja. Dann aber ist es uns gelungen, ihn zu einem Interview zu überreden. Er lud uns ein, und dabei ist es passiert.«
    »Moment mal«, sagte Suko. »Wie konnte es Ihnen denn gelingen, unsere Kollegen zu informieren?«
    »Mehr ein Zufall.«
    »Und…?«
    Sie winkte ab. »Mein Handy. Ich konnte mich für einen Moment verziehen. Als Robson es bemerkte, war es schon zu spät. Da hatte ich die Polizei informiert und auch berichtet, was ich in der Wohnung alles gesehen habe.«
    »Was denn?«, fragte ich.
    »Das können Sie gleich selbst sehen.«
    Ich schaute Suko an. »Ist dir was aufgefallen?«
    »Nicht richtig…«
    »Warten Sie es ab«, sagte die Frau und blickte starr auf die Leiche. »Ich hätte nicht anrufen sollen«, flüsterte sie. »Ich hätte meine Angst im Zaum halten müssen, aber ich war plötzlich nicht mehr ich selbst. Ich wusste einfach
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