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1183 - Visionen der Hölle

1183 - Visionen der Hölle

Titel: 1183 - Visionen der Hölle
Autoren: Jason Dark
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vier Spiegeln bestückt ist. Man selbst steht in einer Kabine und kann der Tänzerin zuschauen. Durch die Spiegel zeigt sie sich vermehrt, und so hat man das- Gefühl, sie mehrmals zu sehen. Aus verschiedenen Winkeln und Positionen. Man kann auch mit ihr reden. Man kann ihr Geld zuschieben, und dann tut sie genau das, was man will. Das nutzen viele Männer aus. Es ist ja auch nicht schlimm, denke ich. Schließlich hat man Gefühle und…«
    Ich unterbrach ihn. »Nur immer eine Tänzerin? Oder gehört zu ihr ein Mann, sodass die beiden…«
    »Nein, nein, kein Geschlechtsakt auf dieser Bühne. Das ist nicht möglich. Um Himmels willen. Sie wissen selbst, dass dies nicht erlaubt ist.«
    »Pardon, ich vergaß.«
    »Es ist alles hoch offiziell, Mr. Sinclair. Nur möchten die Besucher eben nicht, dass man sie sieht. Die meisten zumindest, aber darum geht es auch nicht. Deshalb wäre ich nicht zu Ihnen gekommen.« Er holte Luft, trank Wasser und musste wieder über seine Stirn putzen. Er hatte uns während des Redens nicht angeschaut. Das behielt er auch jetzt bei.
    »Warum haben Sie uns denn besucht?« erkundigte sich Suko.
    »Es geht um die Frau.«
    »Die Tänzerin?«
    »Ja, Inspektor.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte, aber es hat mich erwischt. Diese Frau ist einfach ein Traum. Sie ist das, was ich mir schon immer vorgestellt und nie bekommen habe. Sie kommt mir vor, als wäre sie aus meinen Träumen gestiegen, um Gestalt anzunehmen. Ich war einfach weg. Ich… ich… konnte, mich an diesem Körper nicht satt sehen…«
    »Klar«, sagte ich und musste ein Lachen unterdrücken. »Mit Hilfe der Spiegel hatten Sie dann ja einen noch besseren Blick, nehme ich mal an.«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    Ich glaubte, dass wir allmählich zum Knackpunkt kamen. »Oder etwa nicht?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Waren die Spiegel blind?«
    Diese Frage gefiel Sir James nicht, das hörte ich an seinem scharfen Räuspern.
    Harding hatte darauf nicht reagiert. Er nahm nichts komisch. Ihm war es sehr, sehr ernst. »Die Spiegel sind normal gewesen, Mr. Sinclair. Nur was sich darin abzeichnete, das war nicht normal. Im Gegenteil, das war einfach der Schock.«
    »Und was sahen Sie dort?«
    »Nicht sie!«, flüsterte Harding. »Es ist nicht Doria gewesen, glauben Sie mir.«
    »Wir sprechen von der Tänzerin?« Ich wollte ganz sicher gehen.
    »Ja, von keiner anderen. Die hätte sich in den Spiegeln abmalen müssen. Doch das war nicht der Fall.«
    »Wen sahen Sie dann? Oder was sahen Sie?«
    »Gestalten«, brach es aus ihm hervor. »Ich bekam schreckliche Monster zu sehen. Auch Frauen, die einfach widerlich waren. Ich weiß nicht, wie man sie bezeichnen soll. Sie waren mal Männer, mal Frauen, mal waren sie beides. Zwitter, Hermaphroditen, wie auch immer. Und ich sah die Monster. Perverse Tierköpfe auf Menschenleibern. Ich sah Feuer, ich sah Blitze, grelles Licht und oft das viele Blut.« Er nickte. »Ja, das alles hat sich in den vier verdammten Spiegeln abgezeichnet, und ich weiß nicht mehr weiter.«
    Das wussten wir im Moment auch nicht. Deshalb schwiegen wir auch. Suko hatte die Stirn leicht in Falten gelegt, Sir James blickte auf seine Hände, und ich interessierte mich für die Decke, an die sich eine einsame Fliege festgeklammert hatte.
    Da niemand von uns eine Antwort gab, übernahm Tom Harding wieder das Wort. »Ich weiß selbst, wie schaurig und zugleich fantastisch meine Erzählungen hier klingen, aber es ist alles wahr. Ich habe mir das nicht eingebildet. Es gibt auch Zeugen«, sagte er. »Nur würden die darüber nicht reden. Aber ich bin anders. Ich muss es einfach loswerden, und ich wusste ja, an wen ich mich wenden konnte.«
    »Sie haben das alles so gesehen, wie sie es geschildert haben?« fragte ich nach.
    »Es ist kein Wort gelogen.«
    »Was geschah mit der Tänzerin?«, wollte Suko wissen. »Wie veränderte sie sich?«
    »Gar nicht.«
    »Moment, aber…«
    »Kein Aber, Inspektor. Sie hat sich nicht verändert. Sie tanzte auf ihrer Fläche. Sie hätte sich in den Spiegeln zeigen müssen. Dafür sind sie ja aufgestellt worden, aber dort sah ich eben diese schrecklichen Bilder und Szenen. Doria blieb immer gleich. Ich wusste auch nicht mehr, was ich machen und wohin ich schauen sollte. Einmal sah ich sie mit ihrem herrlichen Körper, und dann wieder liefen in den Spiegeln die schrecklichen Szenen ab. Und diese Bilder hatten nichts mit Doria zu tun. Ganz und gar nichts.«
    »Waren es
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