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1183 - Visionen der Hölle

1183 - Visionen der Hölle

Titel: 1183 - Visionen der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Person nahm also alles hin, was ihr übermittelt wurde. Es blieb auch nicht nur bei dem einen Wort. Es ging weiter, denn sie sagte: »Jetzt gehöre ich zu ihnen. Ich bin geworden. Ich bin in den Kreis eingestiegen. Ein Traum ist erfüllt…«
    Pause.
    Sie sackte nach vorn. Schützte die Stirn vor einem Aufprall und stemmte sich mit beiden, Händen an der Kante ab.
    Im Moment blieb es still. Da sich die Person geduckt hatte, bekamen wir wieder einen freien Blick auf das Oval, und wir sahen, dass dieses Augenpaar verschwunden war.
    Der große Helfer war nicht mehr zu sehen. Der Spiegel verlor auch seine milchige Farbe. So kehrte die glatte Fläche wieder zurück, in der sich Doria sehen konnte.
    Etwas hatte sich an ihr verändert. Es war nicht mehr das Gesicht, das war geblieben. Wir wunderten uns nur über den Ausdruck in ihren Augen, die eine so grausame und menschenverachtende Kälte zeigten, dass uns beinahe fröstelte.
    Genau das war es!
    »Alles klar?«, flüsterte ich Suko zu.
    »Und ob. Luzifer hat es geschafft, die Person an sich zu binden. Sie ist eine Kreatur der Finsternis geworden, auch wenn sie anders aussieht als die normalen.«
    Es stimmte. Ich wollte nur nicht so recht daran glauben. War es so einfach, eine Kreatur der Finsternis herzustellen?
    Sich vor einen Spiegel zu setzen und Luzifer zu bitten?
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich Doria drehte. Sie stand nicht auf. Aus der sitzenden Haltung schaute sie uns entgegen. Ihr Blick war möglicherweise normal, doch in den Augen lauerte noch etwas anderes.
    Kalte Augen. Auch gefärbt. Das tiefe Blau der Hölle. Luzifers Samen. Mir schoss einiges durch den Kopf, das ich nicht richtig in die Reihe bekam. Ich konnte meinen Blick von diesem Gesicht einfach nicht abwenden.
    Da mischten sich die Züge der Frau mit denen des Mannes. Weich und hart zugleich. Der Körper hatte sich nicht verändert. Nach wie vor trug er die weiblichen Formen zur Schau. Aber trotz allem war es nicht so einfach. Eine Kreatur der Finsternis sah im Prinzip normal aus. Nur wenn sie gelockt wurde, zeigte sie ihr anderes und möglicherweise auch wahres Gesicht.
    Und das war in der Regel schrecklich. Dann schob sich die Horror-Gestalt durch. Zumeist Figuren, die aus den schlimmsten Albträumen der Menschen entsprungen waren. Grauenvolle Monster mit widerlichen Körpern und auch widerlichen Köpfen. Man konnte sich bei ihnen einfach alles an Gestalten vorstellen. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.
    Das stimmte hier nicht.
    Hier war ein Zwitter entstanden, den ich nicht unbedingt in die Schublade einer Kreatur der Finsternis stecken wollte. Es fehlte einfach das grauenvolle Aussehen. Man konnte das Gesicht des Mannes ja nicht als schrecklich beschreiben.
    Nein, Doria war etwas anderes.
    Wir wichen dem bösen Blick dieser kalten und stahlharten Augen nicht aus. Aus ihrem Mund drang kein Laut. Es blieb so unnatürlich still, und nur die Augen bewegten sich. Aber mehr von innen oder aus der Tiefe. Dort war etwas gelagert, das aus dem wieder normal aussehenden Spiegel gedrungen war.
    Kreaturen der Finsternis hatte es schon seit Urzeiten gegeben. Damals war an Menschen noch nicht zu denken gewesen. Aber es gab Gut und Böse, und für mich stand Doria auf der verkehrten Seite.
    Alles was positiv war, wurde von ihr negiert und gehasst. Ich konnte mir auch vorstellen, dass die beiden Toten zumindest indirekt auf ihr Konto gingen.
    Sie stand auf.
    Wir waren für sie nicht wichtig. Sie kümmerte sich nicht um uns. Mit dem fremden Blick schaute sie sich um, als hielte sie sich zum ersten Mal in der Garderobe auf.
    Ich unterbrach das Schweigen. »Wer bist du geworden, Doria?«
    Mit einer gelassenen Bewegung drehte sie sich mir zu. »Ich bin geworden. Ich habe die Visionen gehabt. Sie sind endlich zur Wahrheit gereift. Endlich. Und darauf habe ich gewartet. Er hat mich zu dem Neuen gemacht. Nur er, verstehst du?«
    »Luzifer?«
    »Ich liebe ihn!«
    »Was hat er dir gesagt?«
    »Es ist alles erlaubt«, flüsterte sie. »Er hat mir alles gegeben. Er ist der große Meister. Er ist mein Führer. Er hat mich nicht im Stich gelassen, und ich lasse ihn ebenfalls nicht im Stich. Ich gehöre zu denen, die sich mir gezeigt haben. Meine Visionen haben sich erfüllt.«
    »Und was ist mit den Toten?«
    »Quint und Ray waren Abfall. Sie haben mir nie geglaubt. Sie haben sich auch nicht auf meine Seite gestellt. Ich hätte sie gebraucht. Ich wäre glücklich gewesen, aber sie haben mich einfach nur
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