Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1183 - Visionen der Hölle

1183 - Visionen der Hölle

Titel: 1183 - Visionen der Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
als transzendentale Tore erlebt, aber dass sie etwas anderes zeigen als die Person, die vor ihnen tanzt oder sich bewegt, möchte ich gern mit eigenen Augen sehen.«
    »Kannst du gleich.«
    »Vorausgesetzt, wir kommen weiter.«
    Es war mal wieder schlimm in dieser Stadt. Besonders bei Nieselwetter war London einfach nur verstopft. Ich liebe den Ort, an dem ich aufgewachsen bin, aber manchmal macht es London einem Menschen wie mir verdammt schwer.
    Es ging weiter. Nach ungefähr zehn Minuten konnte ich endlich wieder anfahren. Wir hatten Belgravia bereits erreicht und bewegten uns im Umfeld der zahlreichen hier vertretenen Botschaften.
    Wir hatten hier schon einige andere Fälle erlebt. Die Villa lag in einer Sackgasse. Wo sie aufhörte, begann ein mit Bäumen besetzter Grünstreifen, auf dem kein Gebäude stand. Dennoch war das Gelände von einem Gitterzaun umgeben.
    Wir waren in die recht stille Straße hineingefahren und stellten fest, dass hier mehrere Häuser standen. Alles alte Villen, auf die schon die Queen Victoria geschaut hatte. Man hatte die Häuser gut renoviert und sicherlich auch im Innern einiges umgebaut. Oft hatten sich gleich mehrere kleine Firmen ein derartiges Haus als Sitz genommen. Da standen Schilder mit den entsprechenden Namen. Es gab Verlage, Firmen der neuen Medien - sogar die meisten -, und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass jedes Fenster hier so etwas wie ein Internet-Bildschirm war.
    Die Villa, die wir suchten, stand als letzte in dieser Sackgasse. Etwas versteckt, weil sie tiefer in das Grundstück hineingebaut war, um Platz für die parkenden Autos zu schaffen. Sicherlich hatte man hier auch Bäume gerodet. Aber es standen noch genügend, die ihr Laub verlieren konnten. Teilweise hatten sie es schon verloren, und so bildeten die feuchten Blätter einen Teppich.
    Es gab ein offenes Tür aus Gitterstäben und dahinter eine Zufahrt zum Haus. Obwohl die Wagen davor parkten, wirkte der Bau verlassen. Hinter den Fenstern brannte kein Licht, was bei einem trüben Mittag wie diesem sicherlich erforderlich gewesen wäre. Aber die Kunden waren anwesend, nur ließen sie sich nicht blicken.
    Ich fand auch für unseren Rover einen Platz. Beim Aussteigen erwischte mich ein feuchtes Blatt, das sich meinen Kopf ausgerechnet als Landeplatz ausgesucht hatte.
    Ich wischte es weg. Die Luft war feucht und dunstig. Auf einem Nachbargrundstück bellte ein Hund. Irgendwo hinter uns fuhr ein Auto weg.
    Der Weg zum Haus war nicht mehr lang. Wir gingen über feuchtes Laub hinweg und standen schließlich vor einer Tür, die recht stabil aussah. »Erotic Mirror«, hieß dieses Haus. Davon war nichts zu sehen. Damit meinte ich nicht die Spiegel an sich, sondern einen Schriftzug. Wäre auch unnormal gewesen.
    Normal war die Klingel. Der Knopf schaute aus einem Stück Metall hervor, und er selbst verschwand sehr bald unter Sukos linkem Daumen.
    Die gespannte Zeit des Wartens folgte, die allerdings nicht lange dauerte, denn in der Tür - zuvor kaum zu sehen - öffnete sich etwa in Augenhöhe eine viereckige Luke.
    Ein Augenpaar schaute uns an. Es war auf den ersten Blick nicht zu erkennen, ob es zu einem Mann oder einer Frau gehörte. Ich ging eher von einem Mann aus und wurde auch nicht enttäuscht, als ich die Männerstimme hörte.
    »Sie wünschen?«
    »Wir lieben Spiegelfechtereien«, sagte Suko.
    »Und?«
    »Außerdem Doria.«
    »Wer schickt Sie?«
    Diesmal gab ich die Antwort. »Reicht Tom?«
    »In diesem Fall schon. Warten Sie bitte.«
    Ein paar Sekunden später wurde die Tür aufgezogen.
    Vor uns stand ein öliger Typ im weißen Hemd und dunkler Hose mit messerscharfen Bügelfalten.
    Im rechten Ohr trug er einen kleinen Brilli, und seine gegelten Haare standen struppig vom Kopf ab wie es jetzt die große Mode war. Ich schätzte ihn auf 25. Er hatte ein scharf geschnittenes Gesicht und eine sehr schmale Nase.
    »Ich bin Ray.«
    »Hallo, Ray.«
    »Kommen Sie.«
    Er führte uns in ein Lokal. Zumindest hatte ich den Eindruck. Man konnte auch Clubraum zu dieser Umgebung sagen, in der die dicken Teppiche und die weichen Polstermöbel auffielen, jedoch weder Spiegel noch Tänzerinnen zu sehen waren.
    Zwei Sessel waren von älteren Männern besetzt, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und miteinander flüsterten. Sie schienen Spaß zu haben, denn sie lachten oft genug auf wie die kleinen Kinder.
    Ray sagte nichts und ließ uns schauen. Er stand abwartend vor uns, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Um die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher