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1173 - Der irre Doc

1173 - Der irre Doc

Titel: 1173 - Der irre Doc
Autoren: Jason Dark
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weiter.«
    »Warum nicht?«
    »Du hast es übertrieben, Doc. Ja, du hast es übertrieben. Es war kaum noch möglich, meine Männer zurückzuhalten. Und auch Eric Lamont ist nicht dumm.«
    »Ach, was hat er damit zu tun?«
    »Das weißt du doch. Er ist der Nachtwächter. Ich musste ihn auswechseln.«
    »Doch nur noch das eine Mal. Oder höchstens noch ein zweites Mal. Du hast alle Leichen wieder hingekriegt, mein Freund. Es war so gut wie nichts zu sehen. Aber ich habe dir gesagt, dass ich mich nicht reinlegen lasse. Ich habe früher mal gelitten, das ist vorbei. Mich wird kein Mensch mehr an der Nase herumführen. Ich war dabei, den Tod zu überwinden, und das habe ich dir auch gesagt…«
    »Ja, das stimmt alles.«
    »Dennoch hast du dich gegen mich gestellt.« Das Skalpell zuckte etwas nach vorn. Der Schmerz erwischte Vernon Walters unvorbereitet. Plötzlich hatte die dünne Haut am Hals einen Schnitt bekommen, und er merkte, wie sich das herabfließende Blut mit dem Schweiß vermischte.
    »Wieso habe ich mich…«
    »Denk an den Neuen.«
    »Ja, weil Eric…«
    »Nein, nicht weil Eric es wollte. Du hast es ihm eingeredet. Er ist auf deine Anweisung in Urlaub gegangen, damit er Platz schaffen konnte für den anderen. Ich habe ihn mir angesehen, Vernon. Ja, ich konnte ihn sehen, und ich wusste gleich, dass er ein anderes Kaliber ist als Eric. Mochte Lamont auch bauernschlau gewesen sein, der Neue ist das nicht. Dafür ist er gefährlich.«
    »Was sollte ich denn tun?«
    »Auf mich vertrauen!«, sirrte die Gestalt mit ihrer Fistelstimme. »Aber du hast dich gegen mich gestellt. Du hast mein Vertrauen missbraucht, und das ist schade.«
    Vernon Walters hatte sich den Fortgang der Unterhaltung anders vorgestellt. Seine schlimmsten Befürchtungen waren eingetroffen. Die Worte liefen darauf hinaus, dass die Gestalt hinter ihm ihn nicht mehr brauchte. Das war das Schlimmste, was er sich überhaupt vorstellen konnte.
    »Bitte«, flüsterte er, »bitte nicht. Ich werde alles wieder richten. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Richten? Was willst du denn richten?«
    »Es wird laufen, Doc. Es wird alles so weitergehen. Ich kann es noch ändern.«
    »Zu spät!« Die Gestalt hatte die Worte geflüstert, und bewegte zugleich seine scharfe Waffe wie eine Säge über die straffe Haut des Halses hinweg. Der Schnitt vergrößerte sich, es quoll noch mehr Blut hervor, das sich mit dem Schweiß mischte.
    Walters würgte. Zugleich erfasste ihn eine irre Angst. Nie zuvor im Leben hatte er dieses Gefühl erlebt. Es war die Angst vor dem endgültigen Aus. Er sah den Sensenmann schon in seiner Nähe schweben und seine Waffe heben. Er war auch nicht mehr in der Lage, normal zu schauen. Die Angst war wie ein Peitsche, die immer wieder auf ihn einschlug und ihn folterte.
    »Ich nehme von nun an alles selbst in die Hand!«, versprach ihm die Gestalt.
    »Aber noch ein…«
    Es war nicht mehr möglich, etwas zu sagen. Der Druck des Skalpells war kaum zu spüren, aber Vernon merkte noch, wie die Waffe von einer Seite zur anderen gezogen wurde.
    Dann kam der Schmerz.
    Eine rasende Woge, die alles überschwemmte. Er flammte nur kurz auf, bis der Mann in das tiefe Tal raste, aus dem es keine Wiederkehr mehr gab.
    Vernon Walters erschlaffte auf seinem Sitz. Der Gurt hielt ihn fest. Aus dem Schnitt in der Kehle sickerten noch einige Tropfen Blut. Darum kümmerte sich die Gestalt hinter ihm nicht. Sie bewegte sich, nachdem sie das Messer zur Seite gezogen hatte, auf eine Tür zu und öffnete sie vorsichtig.
    Niemand befand sich in der Nähe. Nur weiter vorn tranken einige Typen lautstark ihr Bier. Sie wurden vom Licht einer Kneipe auf der gegenüberliegenden Straßenseite angestrahlt.
    Die Gestalt verließ den Wagen. Sie war nicht groß und blieb im schützenden Dunkel der Hauswände, als sie sich wieder auf den Rückweg machte.
    Der führte sie dorthin, woher sie auch gekommen war. In das ehemalige Hospiz…
    ***
    Ich hatte mit einigen wenigen schnellen Schritten die Straße überquert. Eric Lamont hatte mich nicht angelogen. Der Van parkte tatsächlich am Straßenrand, schräg gegenüber des Pubs, in dem Lamont auf mich wartete.
    Ich hatte vor, den Wagen zu untersuchen, aber ein Liebespaar machte mir einen Strich durch die Rechnung. Die beiden hatten die dunkle Lücke zwischen der Hauswand und dem abgestellten Wagen ausgenutzt und trieben schamlos ihre Spielchen. Er hatte sie auf einen Sims gesetzt und sie so in eine für ihn gute Position
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