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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne
Autoren: Unbekannt
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mit uns nehmen."
    Ich widersprach ihm nicht. Ich hörte, wie er Ryokki Anweisungen erteilte. Das Boot schwebte nur noch zwanzig Meter über uns. Ryokki erhielt den Befehl, ein besonders geformtes Schirmfeld auszufahren. Es sollte sich in der Gestalt eines Tropfens nach unten erstrecken. An einer rötlich leuchtenden Grenzschicht würde seine Peripherie erkennbar sein. Es gab noch immer keine Verständigung mit den Sternengeistern. Wir hofften, daß sie unsere Tätigkeit richtig deuteten - daß das Schirmfeld lediglich dem einen Zweck diente, sie mit Energie zu versorgen.
    Eine rötlich schimmernde Ausbuchtung entstand an der Unterseite des Bootes. Sie blähte sich auf und wuchs in die Tiefe, wie ein Kinderballon, den eine kräftige Lunge aufblies. Wir wichen zur Seite aus. Die Intensität des Schirmfelds war gering; es bedeutete keine Gefahr für uns. Aber wir waren es nicht, die die Energie des Feldes in sich aufnehmen sollten. Für die beiden Diademe war die energetische Hülle bestimmt.
    Reglos schwebten die grünen Leuchterscheinungen. Die Haut des Tropfens wuchs auf sie zu. Es knisterte und rauschte im Helmempfänger - Störgeräusche, die von der flammenden Akkretionsscheibe der schwarzen Sonne ausgingen, aber kein einziges Wort war zu hören. In atemloser Spannung verfolgten Dutzende von Augenpaaren den Vorgang, der Freiheit und Gerechtigkeit Rettung bringen sollte.
    Berührung!
    Ich sah die rötliche Hülle des Feldes dunkler werden, als es mit dem ersten Diadem in Kontakt trat. Das Diadem dagegen leuchtete auf, wurde blitzartig heller und strahlte kräftig im Glanz eines klaren Smaragds. Der Vorgang wiederholte sich. Die Diademe wichen nicht von der Stelle. Sie wußten, welches unser Plan war, und mit jeder verstreichenden Sekunde nahm ihre Leuchtkraft an Intensität zu. „Weit genug!" Vajttis Stimme klang barsch vor Erregung. „Halte die Leistung konstant. Ihre Kraft erneuert sich. Oh, dem ewigen Kosmos sei Dank! Niemand kann uns den Sieg mehr verwehren. Diesmal werden wir Freiheit und Gerechtigkeit retten."
    Da war sie wieder, die seltsame Formulierung: diesmal. Wie oft war er schon hiergewesen? Wie lange dauerte der Kreuzzug schon an? Wie oft war - von Vajtti selbst oder einem anderen an seiner" Stelle - schon der Versuch unternommen worden, die beiden Sternengeister zu retten?
    Ich sah auf. Der Glanz der Akkretionsscheibe schien sich verändert zu haben, aber das mochte eine optische Täuschung sein, ausgelöst durch die Vielfalt der Lichtquellen, die die Sohle des Talkessels erleuchteten. Waren wir wirklich sicher vor den Sternenhyänen? Es war so unglaublich leicht gewesen, sie zu vertreiben, daß sich im Hintergrund meines Bewußtseins ein nagender Verdacht hielt, der nicht weichen wollte - obwohl ich mich inzwischen daran gewöhnt hatte, die scheinbar alogischen Auswirkungen der gekrümmten Wirklichkeit ohne Argument zu akzeptieren.
    Der Braune und der Graue Gardh hatten das große Raumschiff der Suwi mit wenigen Schüssen nachhaltig beschädigt. War es wirklich sinnvoll zu glauben, daß ich sie mit einem einfachen Desintegrator auf Dauer ins Bockshorn hatte jagen können?
    Meine Unruhe wuchs. Hier unten konzentrierte sich die Aufmerksamkeit einzig und allein auf die Versorgung der beiden Diademe mit lebensnotwendiger Energie. Niemand achtete auf die Umgebung. Verschobene Wirklichkeit oder nicht - wir waren besser dran, wenn wenigstens einer von uns darauf achtete, was an der Oberwelt vor sich ging.
    Ich verständigte mich mit Sato Ambush. „Ich dachte mir, daß du den Zusammenhang verstehen würdest", sagte er anerkennend.
    Das, fand ich, war eine merkwürdige Äußerung. Aber ich war ungeduldig und unruhig. Ich nahm mir nicht die Zeit, ihn zu fragen, was er damit meinte. Ich vektorierte das Gravo-Pak und schoß in die Höhe.
     
    *
     
    Es war keine optische Täuschung. Das riesige Rund der Akkretionsscheibe hatten sich in der Tat verändert, in Form ebenso wie in Farbe. Der Vorgang, der die ionisierten Gasmassen zu strahlender Glut entfachte, schien nicht mehr so stürmisch, so gewaltsam, wie er zuvor gewesen war. Der Strom solarer Substanz, der von der weißgelben, tropfenförmigen Sonne spiralig einwärts wirbelte, schien rascher, aber gleichzeitig auch dünner. Es sah so aus, als wolle die Quelle in Kürze versiegen.
    Die Scheibe selbst verringerte ihren Durchmesser. Und während dies geschah, wechselte ihre Farbe vom grellen Weißblau, das Temperaturen oberhalb 10 000° Kandeutete, zu einem
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