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1169 - Pforte des Loolandre

Titel: 1169 - Pforte des Loolandre
Autoren: Unbekannt
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Schott sich schloß, war das ferne Murmeln des Interkoms zu hören, der Perrys Botschaft an den fremden Eindringling in ununterbrochener Wiederholung herunterleierte. Perry machte eine Geste mit dem Daumen auf den Korridor hinaus.
    „Aha, du hast meine Einladung gehört?"
    Sato Ambush schüttelte den Kopf.
    „Der Meditierende hört und sieht nichts. Er ist frei von Empfindungen und schafft in seinem Innern die völlige Leere, damit..."
    „Okay", fiel ihm Perry ins Wort. „Woher weißt du es also?"
    Der Pararealist sah zu ihm auf. Ein spöttisches Glitzern lag in seinen Augen.
    „Du hältst nicht viel von fernöstlicher Weisheit, wie?" sagte er freundlich und ohne Anmaßung, fast wie ein geduldiger Vater zu einem ungestümen Sohn. „Wenn ich deine Frage wahrheitsgemäß beantwortete, würdest du mir nicht glauben. Sagen wir also einfach: Ich weiß, daß sich ein Fremder an Bord befindet."
    Perry hatte inzwischen das kleine Quartier einer unauffälligen Musterung unterzogen.
    Sato Ambush war offenbar kein Liebhaber der Technik. In seiner Unterkunft fehlte die Vielfalt von Geräten, ohne die der moderne Mensch nicht mehr auskommen zu können glaubt. Es gab keinen Datenanschluß, keinen Holoprojektor - nur den obligatorischen Interkom, und der war ausgeschaltet.
    „Du weißt, daß es nur ein Fremder ist?" erkundigte er sich.
    „Nur einer", nickte Sato Ambush. „Äußerst beweglich, so daß er mitunter an mehreren Orten zur gleichen Zeit zu sein scheint. Aber es ist nur einer."
    „Welche Absichten verfolgt er?"
    Die Frage war ihm kaum über die Lippen, da hätte er sich am liebsten an den Kopf gefaßt. Woher sollte Sato Ambush wissen, welche Pläne der Fremde hatte? Er war gekommen, um den Pararealisten wegen seines vorschriftswidrigen Verhaltens zur Rede zu stellen und im übrigen zu erfahren, was seine merkwürdige Wissenschaft zu den Ereignissen der vergangenen Stunden zu sagen hätte. Aber unversehens war er aus der Rolle des Tadelnden und Fragenden in die des zuhörenden Lernenden geschlüpft. Sato Ambush gebärdete sich als der Wissende, der auf jede Frage eine Antwort hatte. Er wirkte überzeugend. Aus seiner Haltung, aus seinen Worten und Gebärden sprach eine Selbstsicherheit, die den Skeptiker verwirrte.
    „Er will Fragen stellen, nehme ich an", antwortete der Pararealist. „Er will wissen, welchen Anspruch wir dem Loolandre gegenüber erheben und ob er berechtigt ist."
    „Wenn du das alles weißt", sagte Perry nicht ohne Spott, „dann kannst du mir sicher auch sagen, warum er sich so merkwürdig anstellt. Wenn er Auskunft haben will, warum wendet er sich nicht an die, die sie ihm geben können?"
    „Er befindet sich in einer fremden Umgebung", erklärte Sato Ambush geduldig. „Er weiß nicht, wie ihr ihn empfangen werdet. Er prüft das Schiff und seine Technik. Er will wissen, mit wem er es zu tun hat. Sobald seine Wißgebierde befriedigt ist, wird er sich zeigen."
    „Wann?"
    „Es kann jeden Augenblick geschehen ..."
    Er unterbrach sich mitten im Satz, und ein verwunderter Ausdruck trat in seine Augen.
    Hinter Perry sagte eine quarrende Stimme in reinem Armadaslang: „Du hast recht, Fremder. Es kann jeden Augenblick geschehen. Um genau zu sein: Es ist geschehen."
     
    *
     
    Perry drehte sich um.
    Das Geschöpf, das aus dem Nichts in der Nähe des Schottes materialisiert war, entsprach der Darstellung, die Hamiller vor etwa einer halben Stunde produziert hatte. Der Schädel war so ungewöhnlich in die Länge gezogen, daß das faltige Gesicht den Eindruck erweckte, es sitze am Vorderende eines Rüssels. Die Augen, die man auf Hamillers Bild mehr geahnt als gesehen hatte, waren tatsächlich vorhanden: Sie waren groß, von tiefer Bläue und blickten beeindruckend intelligent. Die Ohren zu beiden Seiten des Schädels ragten steil in die Höhe und endeten in einer mit kleinen Haarbüscheln besetzten Spitze.
    Es war nicht eindeutig zu erkennen, ob der Fremde Kleidung trug oder nicht. Wenn die runzlige, braune Oberfläche, die sich dem Auge darbot, tatsächlich seine Haut war, dann hatte ihn die Natur offenbar mit einer Hülle ausgestattet, in der drei seiner Art bequem Platz gefunden hätten.
    Er war einen Meter groß, genau wie das Holobild gezeigt hatte, und das Auffallendste an ihm waren die vier weißen Stängel, die aus dem Schädel ragten und in je einer grauen Blüte endeten. Die Blütenblätter waren in ständiger, zitternder Bewegung, als bliese ein frischer Wind in sie. Perry hatte das
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