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1169 - Pforte des Loolandre

Titel: 1169 - Pforte des Loolandre
Autoren: Unbekannt
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unangenehme Gefühl, die Stiele mit den Blüten seien Wahrnehmungsorgane besonderer Art. Sie schienen mit etwas Unvorstellbarem, Unaussprechlichem in ständiger Verbindung zu stehen.
    „Wer bist du?" fragte er.
    „Die Frage spricht nicht zu deinen Gunsten", knarrte der Fremde. „Wer hier herkommt, der weiß, wer ich bin."
    Seine Stimme hatte einen ungewöhnlich harten Klang. Das kam, schloß Perry, von der Schmächtigkeit des Thorax, den sie als Resonanzboden verwendete.
    „Es scheint mir, du bist mit unseren Sitten nicht vertraut", sagte er. „Wir heißen dich als Gast an Bord unseres Schiffes willkommen. Aber wir hätten gerne gewußt, mit wem wir es zu tun haben."
    „Chmekyr", krächzte das eigenartige Wesen. „Nenne mich Chmekyr."
    „Gut, Chmekyr. Was willst du von uns?"
    „Ich? Von euch?" Chmekyr gab ein Geräusch von sich, das sich anhörte, als seien zwei Pfund Glassplitter in eine Kaffeemühle geraten - das Äquivalent eines menschlichen Lachens, vermutete Perry. „Ihr wollt von mir etwas, ist es nicht so?"
    „Nicht daß ich wüßte", antwortete Perry kühl.
    „Weswegen seid ihr hier?"
    „Ich bin nicht sicher, daß dich das etwas angeht."
    „Gut. Dann laß mich es dir sagen", offerierte Chmekyr. „Ihr sucht den Loolandre."
    „Und wenn es so wäre?"
    „Werdet ihr ihn finden?"
    „Wir haben ihn gefunden."
    Das runzlige Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Grimasse. Dabei öffnete sich der Mund, und Perry bekam drei Paar ungewöhnlich kräftiger Schneidezähne zu sehen.
    „So schlau bist du also doch schon", spottete der Gnom. „Nun, wie kommt ihr hinein?"
    Perry hatte nicht die Absicht, seine Ahnungslosigkeit weiterhin zur Schau zu stellen; deswegen reagierte er mit einer Gegenfrage: „Bist du derjenige, der darüber entscheidet, wer Zutritt zum Loolandre erhält und wer nicht?"
    Chmekyr antwortete nicht. Er hatte sich inzwischen umgesehen und unter Sato Ambushs spärlichem Mobiliar einen Stuhl entdeckt, der nicht mehr senkrecht im Lot stand.
    „So etwas braucht man nicht", knurrte der Zwerg und schritt auf das Möbelstück zu. Er packte den Stuhl mit einer seiner drei Hände und hob ihn mühelos in die Höhe. So kräftig war offenbar sein Griff, daß das Stuhlbein entzweibrach und der Rest des Stuhles polternd zu Boden stürzte. Verwundert betrachtete er das Stück Hartplastik, das er in der Hand hielt, dann schob er es sich in den Mund. Die kräftigen Zähne zerkleinerten es mit wenigen Bissen und vollführten dabei einen krachenden Lärm, daß sich Perry die Haare sträubten.
    „Hm, gutes Zeug verwendet ihr hier an Bord", meinte Chmekyr anerkennend, nachdem er seinen kurzen Imbiß beendet hatte.
    Perry erinnerte sich an die Bißspuren, die Rank Flotho an der Wand des Theben-Hangars gefunden hatte. Es wurde ihm schwül. Die herkömmlichen Regeln des Umgangs mit Fremdintelligenzen ließen sich auf den Gnomen offenbar nicht anwenden. Was Sato Ambush über die Veränderung der Realität gesagt hatte, kam ihm wieder in den Sinn.
    „Ich möchte dich mit einem bestimmten Mitglied unserer Besatzung bekannt machen", sagte er zu Chmekyr. „Ich garantiere für deine Sicherheit. Wirst du mit mir kommen?"
    Abermals ließ der Zwerg das gräßliche Lachen hören.
    „Du garantierst für meine Sicherheit? Eher könnte ich dich beschützen, Terraner. Aber gut - ich komme mit dir."
    Perry zerbrach sich über den Sinn dieser Feststellung nicht den Kopf. Aber es beeindruckte ihn, daß Chmekyr den Begriff „Terraner" gebrauchte. Er hatte sich, weiß Gott, ausgiebig umgehört.
    Das Schott öffnete sich auf Zuruf. Chmekyr setzte sich mit eigentümlich watschelndem Gang in Bewegung. Sato Ambush stand unschlüssig neben seinem Meditierkissen. Perry winkte ihm zu.
    „Du kommst mit", sagte er. „Halte dich von jetzt an zu meiner Verfügung."
    Sato deutete eine Verneigung an.
    „Das bedeutet, nehme ich an", lächelte er, „daß die östliche Weisheit dein Herz berührt hat."
     
    *
     
    Ohne daß Chmekyr es ahnte - so meinte er wenigstens -, traf Perry seine Vorbereitungen. Auf dem Weg zum Transmitter war er eifrig mit dem Minikom beschäftigt, das er am linken Handgelenk trug. Die Benachrichtigung der beiden Telepathen war eine einfache Sache, für diesen Zweck enthielt das kleine Gerät vorformulierte Meldungen.
    Nachor aus Herth ten Vars Labor zu befreien, war schon etwas schwieriger.
    „Ich stecke mitten in den Vorbereitungen", beantwortete der Chefmediker den Anruf. „In fünf Minuten läuft die
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