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1169 - Pforte des Loolandre

Titel: 1169 - Pforte des Loolandre
Autoren: Unbekannt
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im Satz unterbrach. Überrascht stellte er fest, daß die Fröhlichkeit aus ihrer Miene geschwunden war.
    „Das muß ein scheußlicher Brief gewesen sein, wenn du ein solches Gesicht dazu machst", versuchte er, das Gespräch auf das heitere Gleis zu schieben.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Ich habe ein paar Mal im Lauf des Tages echte Angst gehabt", sagte sie. „Ich gebe mir Mühe, mit lockerem Geschwätz darüber hinwegzukommen. Aber es geht nicht. Mehrmals hatte ich das Gefühl, es stünde einer hinter mir und beobachtete mich. Einmal mitten in der Hypnose. Die Angst reichte bis in die Simulation herein. Das Gerät schaltete automatisch aus, als es die Störung bemerkte. Ich fuhr in die Höhe. Irgend etwas war unmittelbar neben mir gewesen. Ich konnte es... spüren, fast noch riechen. Aber es war nicht mehr da." Sie machte eine resignierende Geste. „Verschwunden, entmaterialisiert."
    Sie sah ihn an. „Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?"
    „Keine. Vor allen Dingen keine, die mit deinen... Erfahrungen in Zusammenhang stehen."
    Sie sah ihn prüfend an.
    „Du glaubst mir, nicht wahr? Du hältst das nicht etwa für Hirngespinste?"
    Seine Antwort war eine zärtliche Umarmung. Er glaubte ihr. Sie, die Fremde aus dem Nichts, besaß sensorische Fähigkeiten, die dem normalen Menschen abgingen. Sie war nicht mehr das unheimliche Geschöpf, als das sie sich unmittelbar nach der Ankunft in der Milchstraße gegeben hatte. Aber ein Teil ihres fremden Erbes haftete ihr noch immer an.
    Sie war hypersensitiv - im positiven Sinn. Wenn sie Unheimliches gespürt hatte, dann gab es an Bord der BASIS Unheimliches.
    Sato Ambush fiel ihm wieder ein. Es würde gut sein, das Gespräch nicht allzu lange hinauszuschieben.
     
    *
     
    Die zweite Warnung - falls man Gesils Ängste nicht zählte - kam am folgenden Tag. Über Perrys Konsole materialisierte die Videofläche des Interkoms. Das pausbäckige Gesicht eines jüngeren Mannes erschien. Es war Rank Flotho, der erst vor kurzem das Kommando über die EL-AMARNA, eines der THEBEN-Schiffe übernommen hatte. Die Prioritätsanzeige auf der Kontrollleiste glomm in hellem Rot. Der Anruf war von höchster Dringlichkeit.
    „Ich höre", sagte Perry knapp.
    „Flotho hier, Theben-Hangar zwölf. Wir haben hier eine merkwürdige Sache entdeckt."
    Die Kamera schwenkte. Der mächtige Leib der EL-AMARNA wurde gestreift. Ein Ausschnitt der Hangarwand kam in Sicht. Auf einer unregelmäßig geformten Fläche von einem Quadratmeter war die Polymermetall-Verkleidung verschwunden. Roter Stahl kam darunter zum Vorschein.
    „Warum hat sich der Instandhaltungsdienst nicht darum gekümmert?" fragte Perry.
    „Sie waren gerade dabei, den Schaden zu beheben, Chef", antwortete Rank Flotho. „Ich mußte drei Roboter davonscheuchen, bevor sie die Spuren verwischten."
    „Spuren?"
    „Chef - Polymermetall hält sich mehrere hundert Jahre, bevor es erneuert werden muß.
    Die Wandbeschichtung ist nicht älter als fünf Jahre, ich habe es nachgesehen. Das Zeug ist nicht von selber verschwunden. Irgend jemand hat nachgeholfen."
    „Verschwunden?" echote Perry überrascht. „Du meinst, es ist nicht einfach herabgefallen?"
    Die Kamera machte einen zweiten Schwenk. Auf dem Boden waren ein paar Krumen der elfenbeinfarbenen Beschichtung zu sehen, mehr nicht.
    „Das ist alles, was übrig ist", kommentierte Flotho.
    „Wo ist der Rest?"
    „Wenn ich das wüßte." Flothos Gesicht wurde wieder sichtbar. „Sieht aus, als hätte ihn jemand aufgefressen."
    Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht Der Gedanke an Essen rief bei Rank Flotho stets begehrliche Assoziationen hervor. Der junge Galaktonaut war als Feinschmecker und Vielesser bekannt, eine ungewöhnliche Kombination.
    „Das ist eine Sache für die Abwehr", entschied Perry. „Sie sollen sich das ansehen."
    Flotho nickte.
    „Dachte ich auch", sagte er. „Ich habe sie benachrichtigt. Einen Metallurgen habe ich gleich dazu bestellt."
    „Warum das?"
    „Ich möchte wissen, welche Art Werkzeug das ist, das hochgradigem Terkonit auf diese Weise zu Leibe rücken kann."
    Das Bild wechselte abermals. Die rote Stahlfläche kam wieder in Sicht.
    Diesmal ging die Kamera näher und erzeugte eine Ausschnittsvergrößerung. Perry sah drei tief eingegrabene Furchen und darunter drei nebeneinander liegende, strichförmige Einschnitte. Der Maßstab, den das Aufnahmegerät automatisch einblendete, klärte ihn darüber auf, daß die Furchen 0,65cm breit und 3cm lang waren.
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