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1168 - Nach den Regeln der Hölle

1168 - Nach den Regeln der Hölle

Titel: 1168 - Nach den Regeln der Hölle
Autoren: Jason Dark
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nickte und schaute auf die Uhr. Wir hatten vereinbart, ihr einen gewissen Vorsprung zu lassen, bevor wir uns auf den Weg machten. Dass wir völlig aus dem Spiel waren, kam für uns nicht in Frage.
    Die Kreatur der Finsternis hatte es nach den Regeln der Hölle spielen wollen. Dagegen hatten wir uns zunächst nicht wehren können. Doch jetzt wollten wir die Regeln umdrehen und unsere in die Waagschale werfen.
    Ich nickte Jane zu.
    »Willst du schon los?«
    »Ja, es ist besser.«
    »Okay, dann kümmern wir uns mal um Dorian Wade…«
    ***
    Suko hatte geschossen. Dorian Wade hatte dicht vor ihm gestanden, er war einfach nicht zu verfehlen gewesen, und das geweihte Silbergeschoss aus der Beretta war ihm dicht oberhalb der Gürtelschnalle in den Leib gefahren.
    Man hätte den Einschlag auch mit einem Stoß vergleichen können, denn der Mann wurde einen Schritt nach hinten getrieben. Er zuckte dabei zusammen, ging auch in die Knie, trat danach noch weiter zurück und presste beide Hände gegen das Einschussloch.
    Suko drückte kein zweites Mal ab. Aber er zielte weiterhin auf Dorian Wade. Jetzt würde sich zeigen, ob er tatsächlich eine Kreatur der Finsternis vor sich hatte. Wenn es stimmte, dann reichte auch die Kraft einer Silberkugel nicht, um sie auszuschalten.
    Wade bewegte sich. Er keuchte. Aber es war mehr ein Lachen. Trotzdem behielt er seine Hände gegen das Einschussloch gepresst. Er bewegte die Finger, als wollten sie in die Wunde hinein, deren Rand sich plötzlich leicht silbrig erhellte. In diesem Augenblick nahm er seine Hände weg und richtete sich auf.
    Es war nichts mehr zu sehen. Wade schien das Einschussloch zugestopft zu haben. Sein Gesicht zeigte keine Anstrengung mehr, aber ein gewisses Erstaunen, als er seinen Blick auf den Inspektor richtete.
    »Wer bist du?«
    »Jemand, der einen Angehörigen besuchen möchte.«
    »Nein, das bist du nicht.«
    »Warum sollte ich das nicht sein?«
    »Die Kugel. Die verdammte Kugel. Sie ist nicht normal gewesen. Das hätte ich gemerkt.«
    »Wie war sie dann?«
    »Ich habe für einen Moment Schmerzen gespürt. Das wäre mir bei einer normalen Kugel nicht passiert.«
    »Es war auch keine.«
    Wieder leuchteten die Augen der Kreatur. »Ebenso wenig wie du normal bist.«
    »Vielleicht.« Suko zielte jetzt auf den Kopf. Er wusste selbst, dass die Kreatur mit geweihten Silberkugeln nicht vernichtet werden konnte, aber er hoffte darauf, sie schwächen zu können. Und er hatte trotzdem Glück gehabt, denn noch war Alina Wade nicht erschienen. Möglicherweise brauchte sie gar nicht in eine lebensgefährliche Situation zu geraten. Das wäre Suko natürlich am liebsten gewesen.
    Er war nicht perfekt. Er war ein Mensch. Und er hatte am Rücken keine Augen. So sah er auch nicht, dass sich die auf dem Grab liegende Frau bewegte. Sie rollte sich lautlos zur Seite, und dabei bewegte sich auch nur wenig Graberde. Noch in der Bewegung drehte sie den Kopf und fixierte Sukos Rücken.
    Mit der rechten Hand griff sie nach einem flachen Stein, der vor der Grabplatte lag. Zusammen mit anderen bildete er so etwas wie ein Nest, in das eine Vase gestellt worden war.
    Der Stein war glatt, nicht zu groß, und er passte genau in ihre rechte Hand.
    Michelle Wade stand auf. Ein kaltes Grinsen hatte sich über ihre Lippen gelegt. Bei diesem Ausdruck wäre auch dem letzten Zweifler klar geworden, wie wenig harmlos sie war, und dass sie zusammen mit Dorian ein Paar bildete.
    Mit einem langen Schritt verließ sie das Grab. Drei Mal so weit musste sie ungefähr gehen, um Suko zu erreichen, der sich plötzlich darüber wunderte, dass sein Gegenüber so laut lachte. Das Gelächter brach in den Nebel hinein, und es war zugleich das perfekte Ablenkungsmanöver.
    Suko hörte Michelle Wade nicht kommen.
    Er sah auch nicht, wie sie mit dem rechten Arm ausholte und ihn dann nach unten wuchtete.
    Aber er bekam den Treffer voll mit, der zum Glück nicht seinen Hinterkopf erwischte, weil sich Michelle beim Zuschlagen etwas verschätzt hatte.
    Suko hatte plötzlich das Gefühl, sein Nacken würde explodieren. Er spürte, wie sein Körper in die Höhe raste und dabei hinein in eine dichte Schwärze glitt, aus der es kein Entkommen gab.
    Nein, er jagte nicht in die Höhe, sondern brach auf dem schmalen Weg neben den Gräbern zusammen…
    ***
    Alina war allein. Sie hatte Angst. Sonst hatte sie sich nie auf dem Friedhof gefürchtet. Das war an diesem Morgen anders. Sie kam sich vor wie jemand, der einfach nur wegläuft.
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