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1161 - Der Keim des Bösen

1161 - Der Keim des Bösen

Titel: 1161 - Der Keim des Bösen
Autoren: Jason Dark
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Geländer für einige Zeit »kleben«, schaute sich dabei um und hielt die Arme vor dem Busen verschränkt, was ihr einen recht arroganten Ausdruck gab. In der Nähe saßen zwei junge Männer, die sich flüsternd unterhielten. Wahrscheinlich über sie.
    Aber das Flüstern verstummte, als sich die Silberblonde in Bewegung setzte.
    Sie ging jetzt in unsere Richtung. Jane beobachtete mich aus den Augenwinkeln. Lady Sarah lächelte vor sich hin. Sie stand einfach über den Dingen, doch Jane Collins verkrampfte sich schon etwas und verfolgte den Weg der anderen genau.
    Ich hatte mich etwas gedreht, um sie besser beobachten zu können. So einen Auftritt erlebte man nicht alle Tage, und die Frau ließ sich auch nicht stören. Sie ging ihren Weg. Andere Gäste, die ihr entgegenkamen wichen aus, als hätten sie Furcht vor ihr.
    Tatsächlich strahlte sie keine Wärme aus. Auch keine Nettigkeit, wenn man so wollte. Sie ging ihren Weg, schaute immer kurz auf die Gäste, um einen Blickkontakt zu bekommen, aber sie war es nie, die den Kopf zur Seite drehte.
    Noch zwei Schritte fehlten bis zu unserem Tisch. Sie ging weiter. Dann noch einer. Es war wie ein Countdown.
    Sie schaute mich an.
    Ich wich dem Blick nicht aus und stellte fest, dass sie sehr helle Augen besaß. Es war ein kalter Blick, der sich plötzlich veränderte. Er begann zu flackern, ich sah für einen winzigen Moment das Zucken in ihrem Gesicht und ordnete es als erschreckte Reaktion ein.
    Im nächsten Augenblick ging sie schnell weiter.
    Noch in der gleichen Sekunde passierte etwas mit meinem vor der Brust, hängenden Kreuz.
    Es schickte einen Wärmestoß ab!
    ***
    Ich blieb so unbeweglich sitzen, als hätte mich ein Schlag getroffen. Unbewusst senkte ich meinen Blick, ohne das Kreuz zu sehen, das durch meine Kleidung verdeckt wurde. In dieser Haltung verharrte ich einige Sekunden lang und mein Verhalten fiel Jane Collins auf, die mich beobachtet hatte.
    »He, was ist los? Schämst du dich? Bist du rot geworden, weil sie dich angeschaut hat?«
    »Nein!«, sagte ich.
    »Du lügst, du…«
    Ich schaute wieder hoch. Blickte mich suchend um. Jane sprach nicht mehr, dafür hörte sie meine Frage: »Verdammt, wo ist sie?«
    Die Detektivin verbiss sich das Lachen nicht. »Wo soll sie schon sein? Sie ist gegangen.«
    »Ja, das sehe ich jetzt auch.«
    »Stört es dich?«, fragte sie bissig.
    Ich nickte ihr zu. »Du wirst es kaum für möglich halten, aber es stört mich.« Janes Kommentar nahm ich nicht mehr auf, denn ich hatte mich bereits erhoben und ließ meinen Blick abermals in die Runde schweifen. Vergebens, denn die Silberblonde war verschwunden, und sie tauchte auch nicht mehr auf. Das Menschengewühl in der Umgebung hatte sie einfach verschluckt.
    Ich ließ mich wieder zurück auf den Stuhl sinken und vernahm Janes leises Spottlachen, bevor sie kommentierte: »Diese Frau muss dich ja stark beeindruckt haben, John.«
    »Nein.«
    »Hör auf. Sarah und ich haben gesehen…«
    Ich wurde langsam sauer. Die Antwort zischte ich heraus. »Sie hat mich weniger beeindruckt als mein Kreuz, Jane. Hast du das verstanden?«
    Ja, das hatte sie, denn sie wurde plötzlich still. Auch änderte sich der ärgerliche Ausdruck in ihren Augen und schuf einem fragenden Platz. »Hast du ›Kreuz‹ gesagt?«
    »Habe ich.«
    »Und?«
    »Es hat sich erwärmt, Jane. Und zwar in dem Augenblick, als die Silberblonde an unserem Tisch vorbeiging.« Ich wechselte die Blickrichtung und schielte gegen meine Brust. »Jetzt spüre ich nichts mehr, aber ich habe mich nicht geirrt.«
    »Das würde ich auch nie behaupten«, sagte sie und strich mit einer etwas verlegenen Geste durch ihr Haar. Dabei blickte sie sich um, doch die Silberblonde war verschwunden.
    Bisher hatte Lady Sarah Goldwyn zugehört. Nun mischte sie sich ein. »Auch ich glaube dir, John, dass du dich nicht getäuscht hast. Wenn das alles so stimmt, dann ist dieser silberblonde Schuss nicht nur ein Mensch, sondern noch etwas anderes. Oder liege ich da falsch?«
    Sarah Goldwyn lag bestimmt nicht falsch. Ich musste trotzdem grinsen, den die Bemerkung »silberblonder Schuss« aus ihrem Mund zu hören, war schon bemerkenswert. »Nein, Sarah, du liegst alles andere als falsch. Es kann Probleme geben. Vorausgesetzt wir finden diese Frau. Falls sie nicht von selbst zurückkehrt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Jane voller Überzeugung. »Niemals. Denk daran, wie sie sich verhalten hat. Erst so cool und dann war sie blitzschnell verschwunden.
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