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1155 - Der Erwecker

Titel: 1155 - Der Erwecker
Autoren: Unbekannt
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Informationslücke erlauben, wollte er nicht sein Leben fahrlässig aufs Spiel setzen.
    Der Tod aber kam aus einer völlig unerwarteten Richtung. Die Menschen erkannten ihn nicht.
     
    3.
     
    In dem kleinen Städtchen Cascoose Spring in Zentralaustralien trug die Bevölkerung ihren Bürgermeister zu Grabe. Die Gemeinde nahm bis auf ein paar Ausnahmen vollzählig an der Beisetzung teil, und der von Natursteinmauern eingerahmte Friedhof konnte die viertausend Menschen nicht fassen.
    Cascoose Spring wurde ausschließlich von Christ-Traditionalisten bewohnt. In dem Städtchen mitten im Großen Artesischen Becken nahe dem Copper Creek hatten sich die alten Bräuche mit nur geringfügigen Änderungen erhalten, und wenn jemand in Australien von Christen und Traditionen sprach oder etwas darüber wissen wollte, fiel jedes Mal der Name Cascoose Spring.
    Politisch und wirtschaftlich besaß Cascoose Spring keinerlei Bedeutung. Vor langer Zeit, zu Beginn des dritten Jahrtausends, waren von hier aus Hunderte und Tausende von Miners in die Wüstengebiete aufgebrochen, Opalsucher, die den letzten Rest ihres Besitzes veräußert hatten, um sich die nötigen Maschinen zu kaufen und bei der Suche nach den wertvollen Steinen reich zu werden. Von tausend Menschen waren vielleicht zehn mit Reichtum zurückgekehrt. Die übrigen waren ärmer als je zuvor.
    Heutzutage, im Jahr 427 NGZ, gab es solche Vorgänge nicht mehr. Kein Mensch lebte in Armut. Die hochgezüchtete technische Zivilisation hatte es mit sich gebracht, daß den Menschen ein umfangreiches soziales Netz zur Verfügung stand. Auch einer, der nichts arbeitete, konnte noch leben. Der Staat sorgte in vorbildlicher Weise für ihn.
    Opale gab es nach wie vor. Roboter krochen in den Kalkböden umher und förderten die Steine zutage. Die künstlich hergestellten Opale übertrafen jedoch die natürlichen in jeder Hinsicht.
    Der Sarg des Bürgermeisters war mit Einlegearbeiten aus diesen Steinen geschmückt.
    Vier schwarz lackierte Roboter trugen ihn feierlich und im Gleichschritt vor der Trauergemeinde her. Am gegenüberliegenden Ende der Gräberflucht stand der Totengräber und dirigierte soeben die Maschine davon, die den passenden Erdstich gemacht hatte. Ein zwei Meter tiefer Schacht mit glatten Wänden wartete darauf, daß der dunkle Holzsarg hinabgelassen wurde.
    Dicht hinter den Trägern folgten die Anverwandten. Dann kamen die Vereine und Institutionen. Der Computerschachclub „Sternenkränzchen" bugsierte eine Antigravscheibe mit zwei großen Blumengebinden vor sich her, und die LFT-Station „Ronald Tekener" erschien mit ihrer gesamten Besatzung mit Ausnahme der beiden Personen, die in der Ortungszentrale saßen und Wache schoben. Danach folgte die nicht endenwollende Schlange der Männer, Frauen und Kinder, die dem Bürgermeister das letzte Geleit gaben.
    Ortnet Webber war ein beliebter Mann gewesen. Vierzig Jahre lang hatte er das Amt des Bürgermeisters bekleidet." Sein Tod kam überraschend, und die meisten Menschen hatten nicht geahnt, daß Webber bereits hundertsiebzig Jahre alt war. Er hatte immer frisch und unverbraucht gewirkt.
    In dem Augenblick, in dem die Roboter mit dem Sarg das Loch erreichten, schlug die Glocke in der kleinen Empfangsstation neben dem Friedhofseingang. Sie läutete feierlich und zeigte an, daß der Pfarrer aus Innamincka soeben per Transmitter angekommen war.
    Begleitet von zwei Matten-Willys trat er heraus ins Freie. Seine Augen schweiften über die Menge, in der er jedes Gesicht kannte. Sie blieben kurz an einer hochgewachsenen, hageren Gestalt hängen, deren weißes, schulterlanges Haar weithin leuchtete. Das Gesicht des Mannes glänzte, und die großen, anziehenden Augen verstrahlten Güte und Entsagung.
    Ein Fremder! dachte der Pfarrer beeindruckt. Ortnet Webber hatte überall Freunde.
    Nicht nur in Cascoose Spring. Er würde diese Erkenntnis in seine Grabrede einbauen.
    Er arbeitete sich bis zum Grab vor. Die Menschen grüßten ihn ernst. Neben der Trauer um Ortnet Webber sah er auch manchen Ausdruck, der nichts mit dem Tod des Bürgermeisters zu tun hatte. Es waren die Beklemmung und die Furcht, die die Menschen jedes Mal befielen, wenn sie aus der Haustür traten. Die zaudernden Blicke, die ab und zu zu dem grauen, bunten Himmel emporgeworfen wurden, redeten eine unverwechselbare Sprache.
    Die Menschen hatten Angst. Der Himmel zog ihre Augen magisch an und ließ sie in keiner Minute vergessen, daß sie in Gefahr waren. Manches
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