Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die so etwas mit sich brachte. Ob mit oder ohne Raniels Hilfe.
    Ich wartete so lange, bis auch der letzte Lichtfaden in die Haut eingesickert und verschwunden war und atmete dann auf.
    Der erste Schritt war getan. Nur fehlten mir die Informationen. Wo kam er her? Wer war er? War es ein Mensch? Oder gehörte er verwandtschaftlich zu den Wesen, die Raniel näherstanden? Bewegte er sich auf der Schiene eines abtrünnigen Engels, wie auch Julia und Wiebke, die beiden Gruftie-Schwestern, deren Wirken ich erlebt hatte?
    Wie dem auch sein, er stand da.
    Er bewegte sich um keinen Millimeter. Er sah aus, als wollte er darauf warten, dass ich etwas unternahm, und den Gefallen tat ich ihm auch.
    Es war nur eine kurze Distanz, die ich überbrücken musste. Diesmal berührte ihn das Kreuz nicht, sondern meine normale Hand. Ich hatte ihn an der Brust angefasst. Unter meinen Fingern befand sich noch der Stoff des Umhangs.
    Auch er konnte mein Erstaunen nicht verhindern. Was sich unter ihm befand, das konnte ich keinesfalls als normalen Körper bezeichnen, der war hart wie Stein. Nein, das war nicht nur so hart, das war sogar Stein.
    Jetzt rann mir ein eisiger Schauer über den Rücken, denn damit hatte ich nicht rechnen können.
    Durch den Einsatz meines Kreuzes war die Gestalt zu Stein geworden. Wenn ich den Gedanken weiterführte, dann hatte mein Kreuz in diesen Momenten so etwas wie die Kraft einer Medusa in sich gehabt.
    Wer die Dämonin mit dem Schlangenhaupt anschaute, der wurde ebenfalls zu Stein.
    Das war eine Überraschung. Ich brauchte ein paar Sekunden, um sie zu verkraften. Dann zerrte ich die Kapuze vom Kopf und hatte ihn endlich frei vor mir liegen.
    Nein, es war kein Licht zu sehen. Keine helleren Einschlüsse mehr in der veränderten Haut. Hier lief alles seinen »normalen« Weg. Das Kreuz hatte ihn verändert, und es hatte ihm zugleich die Macht und die Kraft genommen. Diese Gestalt würde keinem Menschen mehr gefährlich werden.
    Noch wurde der größte Teil der Gestalt von der Kutte bedeckt. Sie ließ sich nicht öffnen. Es gab auch kein Band, das um die Körpermitte geschnürt worden war. Man streifte diese Kutte einfach über, ob sie nun zu eng oder zu lang war.
    Und so zog ich sie ihm auch aus. Nur eben auf dem umgekehrten Weg.
    Der Stoff rutschte locker und glatt über den Körper hinweg. Schon jetzt ging ich davon aus, dass er nicht anders aussah als auch das Gesicht. Es stimmte.
    Ein schwarzer Steinkörper stand vor mir. Wie geschaffen von einem sehr naturalistisch arbeitenden Bildhauer. Und dafür hatte mein Kreuz gesorgt. Es war wirklich nicht zu fassen. Ich schüttelte den Kopf. Dabei hatte ich gedacht, das Kreuz zu kennen, aber man lernt eben nie aus. Ich fragte mich, welche Überraschungen es in der Zukunft noch für mich parat hielt.
    Wie ein staunendes Kleinkind den Weihnachtsmann, so umrundete ich die Figur. Klar, es war eine Figur und kein Mensch mehr. Da lebte nichts. Es war okay. Ich fand mich damit ab, diese Gestalt, deren Herkunft und Ursprung ich nicht kannte, aus dem Weg geschafft zu haben. So einfach war das letztlich.
    Trotzdem blieben Fragen zurück, die nicht ich, sondern jemand anderer beantworten musste. Einer wie Raniel kannte sich besser aus. Dieses Phänomen fiel in sein Gebiet. Er war es auch gewesen, der mich in diese Lage gebracht hatte.
    Aber er war verschwunden und hatte mich mit den Problemen allein gelassen. Das gefiel mir auch nicht. Ich wollte die Figur nicht so stehen lassen und verabreichte ihr einen Stoß.
    Sie kippte nach hinten. Starr. Ohne etwas zu bewegen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug sie auf und blieb auf dem Rücken liegen. Ich hatte meine Ruhe, aber ich war nicht beruhigt. Es ging mir gegen den Strich, etwas getan zu haben, wovon ich keine Ahnung hatte.
    Und weshalb hatte man es mich tun lassen? Warum hatte es Raniel nicht selbst besorgt? Nicht viele Fragen, aber sehr wichtige. Außerdem konnte ich davon ausgehen, dass diese Gestalt nicht die Einzige gewesen war, die sich auf dieser Welt befand.
    Aber ich war allein und stand auf einer kleinen Insel in einem Seitenarm der Themse.
    Noch immer gurgelte, klatschte und rauschte das Wasser leise um das Ufer der Insel herum. Es waren Geräusche, an die ich mich schon gewöhnt hatte. In diesem Fall kamen sie mir anders vor. Sie störten mich. Sie waren ärgerlich, denn sie behinderten mich in meinen Gedanken.
    Das Gefühl, wieder heimlich beobachtet zu werden, war zurückgekehrt. Das konnte eigentlich nur mein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher