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1152 - Prinzessin Blutleer

1152 - Prinzessin Blutleer

Titel: 1152 - Prinzessin Blutleer
Autoren: Jason Dark
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anderen Theatern geschehen ist, wissen Sie nicht?«
    »Nein, ich bin nicht Jesus. Hören Sie, ich hänge hier fest. Ich kann kaum noch gehen. Ich fühle mich lebendig begraben. Das ist für einen Mann wie ich es bin unwürdig. Ich war lange genug Offizier und habe… ach, ist ja egal.«
    »Darf ich Sie noch einmal anrufen, falls neue Fragen auftauchen, Mr. Glenmore?«
    »Ja, gern, können Sie. Ich bin für jede Abwechslung dankbar. Wenn Sie mal Zeit haben, besuchen Sie mich und schmuggeln Sie eine Flasche Whisky, mit rein.«
    »Ich werde mich bemühen. Vielen Dank für Ihre tollen Auskünfte. Sie haben mir geholfen.«
    »Schon gut. Halten Sie die Fahne hoch, junger Mann.«
    »Ich werde mich bemühen.«
    Als ich mein Handy ausgeschaltet und weggesteckt hatte, musste ich erst einmal tief durchatmen. Bill, der einiges mitbekommen hatte, nickte mir zu. »Ich glaube, dass die Dinge gar nicht mehr so negativ liegen. Oder irre ich mich?«
    »Nein. Unser nächstes Ziel wird eine Kart-Bahn sein. Nicht weit von hier. Sie müsste leicht zu finden sein.«
    »Glaubst du, dass sich unsere Freundin dort aufhält?«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Leider nicht.«
    »Dann geben wir mal Gummi, Bill…«
    ***
    Vollgetrunken mit Blut und trotzdem enttäuscht, so konnte man Gunhillas Zustand beschreiben. Sie war aus dem Schloss geflohen und hatte sich mit der Vergangenheit beschäftigt.
    Die Erinnerung an die alten, auch schönen Zeiten kehrten zurück. Sie sah sich auf der Bühne. Sie sah sich tanzen. Sie schaute in die glotzenden Männeraugen. Die Kerle waren nur wegen ihr gekommen. Sie spürte ihr Begehren, ihre wilde Lust. Es war immer etwas Aufregendes für die Herren der Gesellschaft, sich eine Tänzerin als Geliebte zu halten. An Angeboten hatte es ihr nie gemangelt, doch sie - das Luder - hatte sich niemals zu einem einzigen hingezogen gefühlt. Ihr Herz hatte vielen gehört. Ihr war es gut gegangen, die Herren hatten sich sehr großzügig gezeigt, und wenn sie den Cancan getanzt hatte, dann wären die Gaffer am liebsten auf die Bühne zu ihr gekrochen.
    Bis auf einen. Er war immer dagewesen. Bei jeder Vorstellung. Er hatte entweder an einem der Tische vorn an der Bühne oder in der ersten Reihe gesessen.
    Dieser Mann war etwas Besonderes gewesen. Sie hatte nie ein Wort mit ihm gesprochen, aber die Aura des Düsteren und Gefährlichen war deutlich zu merken gewesen. Er brauchte auch nicht zu sprechen, denn sie wusste sowieso, was er wollte.
    Er reizte sie. Sie reizte ihn. An einigen Abenden hatte sie den Eindruck, nur für ihn tanzen zu wollen, da waren die anderen Zuschauer so gut wie nie vorhanden.
    Aber er war nicht gekommen. Nicht in ihre Garderobe, nicht an den Hinterausgang, wo die Herren oft warteten und zuschauten, wie sie in die bereitgestellte Kutsche stieg und wegfuhr.
    Gunhilla war bewundert worden. Sie war da, aber sie war wie ein Schatten für die meisten. Nur reiche Gentlemen kamen für sie in Frage - und natürlich dieser eine, der immer im Theater war und ihrer Darbietung zuschaute.
    Kein Kontakt, nur das Schauen. Bis zu dem letzten Abend der Saison. Da hatte sie noch einmal alles gegeben und zum Schluss sogar ihr Kostüm ausgezogen. Sie war nackt gewesen. Gunhilla hatte sich sekundenlang bewundern lassen, bevor das Licht erlosch und sie im Dunkel der Bühne verschwand.
    Es war für sie beinahe eine Tat der Verzweiflung gewesen, ein Signal an den einen, und der hatte tatsächlich verstanden. Er war ihr nicht gefolgt, er saß schon in der Garderobe, als sie hineintrat. Er befahl ihr, kein Licht zu machen. Nur eine Öllampe brennen zu lassen. Sie tat alles, was er von ihr verlangte. Sie zog sich aus, sie schminkte sich ab, sie wusch sich. Sie hatte keine Scheu, und sie wollte sogar, dass er sie noch in der Garderobe nahm.
    Darauf verzichtete er. Der Fremde nahm sie einfach nur mit. Und sie spürte seine Düsternis, sein Nichtmehr-Mensch sein. Er sah völlig anders aus. Von ihm ging etwas aus, das für sie nichts anderes als eine Strömung war.
    Sie waren in die warme Juninacht hineingegangen. Am Himmel hatte der volle Mond einen blassgelben Kreis gebildet.
    Immer wieder hatte Gunhilla gesehen, wie er zu ihm hochschaute. Sie kannte nicht einmal den Namen des Mannes, aber sie war in seinen Bann hineingeraten. Er hatte sie dann auf einen alten Friedhof geführt. Versteckt hinter hohen Büschen waren sie in das Gras gesunken, und dann hatte er sie genommen. Es war wunderbar gewesen. Er hatte vieles mit ihr
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