Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1152 - Prinzessin Blutleer

1152 - Prinzessin Blutleer

Titel: 1152 - Prinzessin Blutleer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Geschichten rankten, die einen Menschen schon erschauern lassen konnten.
    Die Burg sollte von einem Jo Glenmore verkauft werden. Einem noch lebenden Nachkommen aus dem Clan. Der Mann hatte die Achtzig bereits überschritten und wollte noch einmal Geld machen. Deshalb hatte er sich zu diesem Verkauf entschlossen.
    Sie wollten nicht zu weit zu Fuß gehen und ließen den Wagen in der Nähe des Objekts ausrollen. Der Boden war weich geworden. Die Reifen hatten sich durch eine Schicht aus Blättern und Humus wühlen müssen. Manchmal hatten auch tiefhängende Zweige gegen die edle Karosserie geschlagen.
    Sie stiegen aus und standen in der Stille. Umgeben waren sie von kahlen Bäumen, die eher zum Niederwald zählten. Junge Birken sahen aus wie schlanke Gazellen, und zwischen dem traurigen Braun des Bodens wuchsen die hellen Blüten der Wald-Anemonen.
    Ein Zeichen, dass der Frühling nicht mehr weit war.
    »Früher hat man hier Feste gefeiert«, erklärte Morris. »Aber heute ist nichts mehr los. Alles ist tot. Alles ist vergessen und irgendwo auch vergraben. Abgesehen von der Erinnerung, die ich zumindest in diesem Umkreis noch spüre. Aber das kann auch an dem besonderen Hobby liegen, das ich pflege.«
    »Das ist nicht Ihr erster Besuch - oder?«
    »Nein, nein.«
    »Sie haben nichts gehört?«
    Morris schüttelte den Kopf. »Darüber haben wir schon öfter gesprochen, Mr. Conolly. Ich verlasse mich hier einzig und allein auf mein Gefühl, und darauf kann ich zählen, glauben Sie mir. Ich rechne damit, dass dieses alte Schloss sein Geheimnis für sich behalten hat. Und als ich Jo Glenmore fragte, hat er komisch reagiert, mich angeschaut, den Kopf geschüttelt und dann gemeint, man sollte nicht alles glauben, was sich die Leute erzählen. Aber der Ausdruck seiner Augen strafte seine Worte Lügen.«
    »Wir hätten ihn mitnehmen sollen«, sagte Conolly.
    »Haha, das wäre toll gewesen. Ich habe auch daran gedacht und habe ihn gefragt, aber er wollte partout nicht. Er wollte nichts damit zu tun haben. Für ihn war die Sache abgeschlossen. Was willst du da machen? Nichts. Alte Menschen können verdammt stur sein.«
    »Das weiß ich auch«, murmelte Bill und dachte dabei an Sarah Goldwyn, die Horror-Oma, die auch immer mit dem Kopf durch die Wand wollte und es zumeist auch schaffte.
    Beide Männer mussten nicht besonders weit gehen, um den lichten Wald zu verlassen.
    Dann endlich lag das Objekt vor ihnen. Auch Bill hatte sich schon angewöhnt, von einem »Objekt« zu sprechen.
    Sie blieben stehen, und Dave Morris hielt zunächst den Mund. Er wollte Bill Zeit geben, sich einen Eindruck von dem Gemäuer zu machen, das trotz seiner langen Jahre nichts von seiner Imposantheit verloren hatte. Bill war beeindruckt, und das deutete er auch durch ein Nicken an. Der Reporter hätte nicht gedacht, ein derartiges architektonisches Kleinod in dieser Landschaft zu finden. Das Gebäude lag zwar vor ihnen, aber sie mussten schon einen bestimmten Weg gehen, um es zu erreichen.
    Und zwar über eine Brücke, denn von allen Seiten war das Haus von Wasser umgeben.
    Und es war auch kein Schloss im eigentlichen Sinne mit vielen Türmen oder Linnen. Es war eher schlicht mit seinen zwei breiten und zwei weniger breiten Fassaden, in denen die dunklen Augen zu sehen waren - viereckige Löcher, die einmal mit Scheiben gefüllt waren.
    Das Wasser um das Haus herum schillerte grün. Algen trieben auf oder dicht unter der Oberfläche, und der leichte, über die Oberfläche treibende Wind sorgte für das schwache Gekräusel der Wellen.
    Morris drückte seine Hände in die Taschen seiner grünen Regenjacke. »Na, hätten sie damit gerechnet?«
    »Nein, wenn ich ehrlich bin.«
    »Das ist wirklich ein Kleinod, Mr. Conolly. Ich bin viel in Europa herumgekommen. Ich habe mich in zahlreichen Schlössern umgeschaut. Wenn Sie nach Deutschland fahren, dann finden Sie im Münsterland noch zahlreiche dieser von Wasser umgebenen Schlösser. Bei uns ist das doch selten. Es wäre schade, wenn ein solcher Bau einfach dem Zahn der Zeit zum Opfer fiele, obwohl er schon stark genug an dem Bauwerk genagt hat, wie Sie sehen können.«
    Da konnte Bill nur zustimmen. Er wusste nicht, wann das Wasserschloss gebaut worden war, aber es hätte dringend renoviert werden müssen. Die langen Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen, und so wirkte die Fassade ausgebleicht und leicht angefressen. Vom leicht schrägen Dach fehlten zahlreiche Pfannen. Sie schienen kurzerhand weggepustet worden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher