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115 - Die Herrin des Sumpfes

115 - Die Herrin des Sumpfes

Titel: 115 - Die Herrin des Sumpfes
Autoren: A.F.Morland
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Bist du auf einmal nicht mehr bereit, ihn zu bezahlen? Dann ziehe ich mit meinem Bruder in die Hütte eines anderen Garimpeiros, der nicht so geizig ist wie du.«
    Nico sank auf die Knie und löste die Knoten. »Du bist nicht besser als die Urwalddirnen.«
    »Das habe ich auch nie behauptet«, sagte Saboa und kam näher.
    »Ich wäre beinahe nicht zurückgekommen«, bemerkte Nico. »Mir begegnete auf dem Rückweg der Teufel - in der Gestalt einer Schlange. Ich habe ihn erschlagen.«
    Saboa Derecca lachte. »Du bist verrückt. Es gibt keinen Teufel. Es gibt keinen Gott. Es gibt nur uns - und die Tiere. Alles andere haben die Menschen erfunden. Es ist reiner Aberglaube.«
    Nico Vega sah sie furchtsam an. »Versündige dich nicht. Wenn Gott seine Hand nicht mehr schützend über dich hält, bist du verloren. Auch wenn du es nicht wahrhaben willst: Das Böse lauert überall. Es befindet sich im Fluß, an seinen Ufern, im Urwald. Ohne den Schutz des Himmels kannst du hier nicht existieren.«
    Sie lachte wieder. Es klang unbekümmert.
    »Ja, lach nur«, sagte Nico gepreßt. »Aber vielleicht wird dir eines Tages das Lachen vergehen. Du kennst die Geschichte von Kogora, der Sumpfhexe.«
    »Ein Märchen.«
    »Sie konnte grauenvolle Dinge tun…«
    »Und sie hat hier in diesem Gebiet gelebt, behauptet man«, unterbrach ihn Saboa. »Aber ich glaub’s nicht. Vielleicht hat es mal eine Frau namens Kogora gegeben, aber sie war bestimmt keine Hexe.«
    Nico schüttelte ärgerlich den Kopf. »Immer willst du alles besser wissen. Du mit deinem Spatzenhirn. Ich sage dir, Kogora war eine Teufelsbraut, und ich war heute gezwungen, diese Schlange zu töten. Ich bin sicher, Kogora weiß davon.«
    Saboa lachte laut. »Wenn der Teufel nicht mehr ihr Geliebter sein kann, mußt du für ihn einspringen. Kogora wird zu dir kommen und fordern, was sie braucht. Und ich bin auch noch da. Ich bin gespannt, wie du das verkraften wirst.«
    »Halt den Mund. Damit macht man keine Witze«, stöhnte Nico und blickte sich nervös um.
    Saboa stieß seine Hände beiseite und löste die restlichen Knoten, weil sie sicher war, daß Nico nicht die Süßigkeiten für sie vergessen hatte. Als er die Siedlung heute morgen verließ, hatte sie ihm nachgerufen, er solle ihr Schokolade und Bonbons mitbringen. Jetzt schlug sie die alte Decke auseinander. Zuerst sah sie nur Konservendosen, Reispakete, Streichhölzer… Sie wollte schon losschimpfen, da entdeckte sie ihre Bonbons. Eine große Tüte.
    »Aber teil sie dir ein«, sagte Nico. »Die müssen für vier Wochen reichen.«
    »Schokolade gibt es keine?«
    »Diesmal nicht.«
    »Geizkragen. Ich frage mich, warum ich immer noch mit dir zusammen bin.«
    »Weil es dir bei keinem anderen Garimpeiro besser ginge.«
    »Oh, das bezweifle ich«, erwiderte das Mädchen. Sie strich mit ihren Händen über ihre dickliche Figur. »Mein Körper wird von vielen Männern begehrt. Ich brauche nur mit dem Finger zu schnippen. Frauen sind Mangelware, wie du weißt.«
    Während Saboa die Tüte aufriß und sich gleich drei Bonbons in den Mund steckte, griff Nico Vega nach der Reisschnapsflasche, die zum Glück heil geblieben war. Er hatte einen widerlichen Geschmack im Mund, den er hinunterspülen wollte. Als er die Flasche entkorkte und an die Lippen setzte, erschien Joao Derecca.
    Der verfluchte Kerl riecht den Reisschnaps meilenweit, dachte Nico wütend.
    Groß und muskulös war Joao - ein kraftstrotzender Bursche, der sich für etwas Besseres hielt; deshalb arbeitete er auch nur selten. Er pflegte sich lieber und ließ seinen Partner für sich schuften.
    »Du warst lange weg«, sagte Joao.
    »Er wurde aufgehalten«, sagte Saboa mit vollem Mund. »Weißt du, von wem? Vom Teufel. Er mußte ihn erschlagen, Und nun hat er Angst vor Kogoras Rache. Ist es nicht so, mein einfältiger Nico?«
    »Nächstes Mal bringe ich dir keine Bonbons, sondern Mottenkugeln mit!« sagte Nico Vega ärgerlich.
    »Gib her. Ich komme um vor Durst«, sagte Joao und riß ihm die Schnapsflasche aus der Hand.
    »Wer durstig ist, sollte Wasser trinken«, wagte Nico zu erwidern.
    Joao Derecca rammte ihm die Faust gegen die Brust. »Du möchtest wohl, daß ich mich vergifte.«
    Er setzte die Schnapsflasche an und trank mit widerlicher Gier. Fast die Hälfte des Schnapses rann in seine Kehle, und er gab die Flasche nicht mehr zurück.
    »Es ist herrlich, sich zu besaufen«, sagte Joao grinsend. Er rülpste und wischte sich mit dem Handrücken über die nassen
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