Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bug, an dem noch immer die bleichen Hände hingen. Sie sahen so künstlich aus. Trotzdem wusste ich, dass sie es nicht waren. Sie gehörten einer lebenden Leiche, die der See ausgespieen hatte.
    »Komm schon!«, keuchte Karina. »Los, ich will dich sehen, du verdammte Bestie…«
    Sie war in ihre Muttersprache zurückgefallen, aber diese Worte verstand selbst ich.
    Der Zombie tat ihr den Gefallen. Ich saß am Heck, aber ich schaute an Karina vorbei und sah, wie sich die Gestalt aus dem Wasser stemmte.
    Die Hände blieben noch um den Bootsrand geklammert. Zwischen ihnen erschien das bleiche Gesicht, von dem das Wasser herabrann. Die Haut war nicht unbedingt nur bleich. Sie zeigte auch einen grünen Schimmer, der auf Verwesung hinwies.
    Karina wartete nicht länger. Als sich die Hände drehten, damit sich die Gestalt aufstützen konnte, feuerte sie.
    Die Kugel traf, obwohl sich das Boot bewegt hatte.
    »Ja!«, schrie Karina auf und lachte dabei. Sie war froh, getroffen zu haben.
    Bei dem Einschlag war der Kopf noch für einen Moment zu sehen gewesen. Dann wurde er von der Kugel zerrissen. Er zerplatzte. Die einzelnen Teile spritzten zu den verschiedenen Seiten hin weg und landeten im Wasser, wo sie auf den Wellen tanzten.
    Zerschießt man einer lebenden Leiche den Kopf, hat man sie ganz aus der Welt geschafft. Diese Regel galt auch hier. Der Zombie, der dicht unter der Wasserfläche schwamm, würde keinem mehr gefährlich werden. Er driftete vom Boot weg.
    Karina drehte sich zu mir um. Sie steckte die Waffe weg. »Halte mich nicht für brutal, John, aber das habe ich jetzt einfach gebraucht. Verstehst du?«
    »Natürlich.«
    »Es muss so sein. Ich wollte sehen, ob wir nicht…« Warum sie mitten im Satz verstummte, war mir unklar. Ich nahm nur ihre veränderte Meine wahr. Da kam sie aus dem Staunen nicht heraus und flüsterte: »Sieh mal, John…«
    Sie hatte zum Ufer geblickt. So wusste ich, in welche Richtung ich mich zu drehen hatte.
    Vor meinen Augen breitete sich das Ufer aus. Wir waren gar nicht weit entfernt.
    Genau dort bewegte sich die Gestalt. Es musste einer von diesen Aposteln sein. Gekleidet war er wie ein Mönch. Er hatte die Kapuze seiner Kutte über den Kopf gezogen.
    Das alles wäre es nicht wert gewesen, ein zweites oder ein drittes Mal hinzuschauen. Dafür gab es einen anderen Grund. Die Gestalt schleifte einen dunklen Sarg hinter sich her und ging mit ihm auf die Häuser zu…
    ***
    Ob er uns gesehen hatte, verriet er uns nicht. Er drehte sich auch nicht einmal um, sondern schritt mit dem Sarg auf die Mitte der Insel zu, umschwebt von diesem ungewöhnlichen Licht, aus dem die violetten Farben immer deutlicher hervortraten.
    Karina und ich hatten alles andere um uns herum vergessen. Wichtig war nur die Gestalt, die schließlich wie ein Spuk zwischen den Häusern verschwand.
    Erst dann redete Karina. »Sag nicht, dass du das verstehst, John.«
    »Nein.«
    »Warum zieht er einen Sarg hinter sich her?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Er wird dafür seine Gründe haben.«
    »Du glaubst nicht, dass er leer war?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie lachte gegen den Himmel. »Wenn ich mir vorstelle, dass diese Gestalt wie Kuzow… nein, das ist nicht zu vergleichen… das kann nicht sein.«
    »Denkst du an Karels Job?«
    »Ja, mir kam in den Sinn, dass er Untote beerdigt. Verrückt, nicht wahr?«
    »Möglich, dass…«
    Karina ließ mich nicht ausreden. »Warum hat er sich nicht um uns gekümmert? Der Schuss ist verdammt laut genug gewesen. Er hätte aufmerksam werden müssen.«
    »Vielleicht wollte er es nicht.«
    »Das musst du mir erklären!«, stieß sie hervor.
    »Wir werden den Apostel fragen.« Ich war davon überzeugt, dass auf dieser Insel nicht nur einer lebte. Diejenigen, die hier ihre Heimat gefunden hatten, mussten über das Rätsel Bescheid wissen.
    Ich kümmerte mich darum, dass wir ans Ufer gelangten. Wir glitten bereits durch flacheres Gewässer. Jetzt war auch der Grund zu sehen. Ich machte es so wie die Fischer im Dorf. Mit dem Kiel rutschte das Boot in Bughöhe aufs Trockene. Die Planken scheuerten und knirschten über den feinen Sand und die glatten Kieselsteine hinweg. Den Motor hatte ich abgestellt.
    Karina verließ ihren Platz als Erste. Ich folgte ihr.
    Was wir schon vom Wasser aus gesehen hatten, erlebten wir nun deutlicher. Es konnte hier ein Kloster sein, und wenn es eins war, dann ein besonderes, denn hier verteilten sich verschiedene Häuser.
    Alle mit normalen Dächern und alle, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher