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1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen
Autoren: Jason Dark
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sein«, erklärte ich voller Inbrunst.
    Karina zwinkerte mir zu. »Keine zwei, drei Tage noch in Moskau? Ein wenig Urlaub machen, so dass ich dir die Stadt zeigen kann?«
    Ich wiegte den Kopf. »Hört sich verlockend an.«
    »Ist auch verlockend.«
    »Okay, das entscheide ich dann vor Ort.«
    Karina schmunzelte, und mir gefiel die Vorstellung, mir von einer attraktiven Frau die Stadt zeigen zu lassen und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
    Der Schnee fraß uns oder wir fraßen ihn. Ich wusste es nicht. Es gab nur die scheinbar unendliche weiße Fläche. Es schwebte auch kein Nebel darüber hinweg, und am Himmel grüßten uns die Sterne in einer wahren Pracht.
    Plötzlich sah ich etwas Besonderes. An der rechten Seite tauchte ein Hinweisschild auf. Der dunkle Pfosten ragte aus dem Schnee auf, und Karina, die das Schild ebenfalls gesehen hatte, hielt dicht daneben an.
    Sie beugte sich zu meiner Seite hin, um die Schrift lesen zu können. Ich hatte einen Arm um sie gelegt. Unter dem dunklen Pullover spürte ich ihre warme Haut. Sie trug ein Hemd unter dem Pullover, aber keinen Büstenhalter.
    In ihrer Haltung drehte sie den Kopf. Aus handnaher Entfernung schauten wir uns an. In ihren dunklen Augen flirrte es. »John, sag mir, was du jetzt denkst.«
    Ich räusperte mich leicht und schluckte dann. »Ähm, das ist nicht unbedingt nötig.«
    »Schade.« Sie setzte sich wieder normal hin und richtete auch den Gurt. »Aber uns bleibt ja noch Moskau - oder?«
    »Mal abwarten.« Ich kam wieder zur Sache. »Was stand denn auf dem Schild? Kyrillisch ist nicht meine große Stärke.«
    »Es war ein Hinweisschild auf den See.«
    »He, das hört sich gut an.«
    »Meine ich auch.«
    »Müssen wir die Richtung ändern?«
    »Nein, John, wir können weiter der Nase nach fahren. Aber es lohnt sich nicht mehr, wenn du einschläfst.«
    »Du gönnst einem auch gar nichts.«
    »Doch, alles zu seiner Zeit.«
    Wir fuhren wieder los. Das Profil der Reifen packte den Schnee gut an. So gab es keinerlei Schwierigkeiten, den Weg in die Leere der Landschaft fortzusetzen.
    Durch den klaren Himmel und den Schnee war es sogar recht hell. Eine richtige finstere Nacht erlebten wir nicht. Das Eis hielt sich auch in Grenzen, aber wenn ich an Karina vorbei nach links schaute, sah ich doch eine Veränderung in der Landschaft. Da hörte die Klarheit auf. Ich hatte den Eindruck, als hätten sich Wolken gelöst und sich dann auf dem Boden festgeklammert. Ein großes Nebelfeld, das wie eine mächtige Packung wirkte und hoffentlich nicht auf einen Wetterumschwung schließen ließ.
    Karina hatte meinen besorgten Blick erkannt. »Keine Sorge, John, ich weiß ja, was du denkst, aber der Nebel liegt über dem See und nicht über dem Land.«
    »Danke. Wichtig ist nur, dass er dort bleibt und hier nicht alles versuppt.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Die Fahrt ging weiter. Und tatsächlich, sie hatte sogar ein Ende. Zumindest lag es dicht vor uns, denn an beiden Seiten der Straße sahen wir im gelben Licht der Scheinwerfer die ersten Häuser. Sie standen da, aber sie waren nicht bewohnt. Bei genauem Hinschauen erkannte ich, dass es nur Schuppen waren, aber es erschienen auch die ersten Häuser, die recht weit verstreut standen.
    Sie stachen aus der hellen Fläche als dunkle Inseln hervor, und auf ihren Dächern pappte der Schnee. Die Schornsteine wirkten bullig und aus einigen stiegen träge Rauchschwaden in den Himmel.
    Es war ein Kaff am Ende der Welt. Was Stall und was Haus war, konnte man auf den ersten Blick nicht herausfinden. Auf den krummen Zäunen lagen ebenfalls Schneehauben, und selbst die Misthaufen hatten einen weißen Anzug bekommen.
    Ich warf Karina einen schiefen Blick zu. »Gibt es hier eigentlich elektrischen Strom?«
    »Glaube ich nicht. Ich habe auch keine Masten gesehen. In dieser Gegend ist die Zeit stehen geblieben. Wenn sie Radios haben, dann laufen die Dinger über Batterien.«
    »Wie schön.«
    »Du sagst es, John, aber das Leben auf dem Lande erfordert eben besondere Ansprüche.«
    Ich winkte ab. Oft genug hatte es mich in einsame Gegenden verschlagen, aber hier war das noch anders, weil die nächste größere Stadt himmelweit entfernt lag.
    »Du weißt, wo wir hin müssen?«
    »Ja, am Ende des Ortes wohnt Karel Kuzow.«
    Wir sahen jetzt auch den See. Diesmal allerdings ohne Nebel. Rechts von uns und gar nicht so weit entfernt war die helle Schneefläche von einer dunklen abgelöst worden. Karina
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