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1148 - Der Butler

1148 - Der Butler

Titel: 1148 - Der Butler
Autoren: Jason Dark
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zu verlassen. Es gab zunächst auch keinen, der sich zu einem Kommentar hinreißen ließ, das Staunen war einfach zu groß.
    Bis sich dann einer aus der Gruppe erhob.
    Es war der junge Mann mit den langen Haaren. Sie wuchsen über die Ohren hinweg und erreichten mit den Spitzen seine Schultern. Zwischen den beiden Hälften dieses Vorhangs schimmerte das Gesicht durch. Zwei staunende Augen, ein schmaler Mund, über der Oberlippe ein dünner Bart, ein spitzes Kinn.
    »Edward - sind Sie es?«
    »Ja, Chris!«
    Das plötzliche Gelächter eines anderen klang wie ein Peitschenschlag. »He, Chris, was ist das denn? Du kennst diese Figur?«
    »Ja.«
    »Ist der echt oder erleben wir einen Traum? Zu viel haben wir doch nicht gesoffen.«
    »Nein, nein…« Chris stand noch immer und schüttelte den Kopf. »Ich kann es selbst nicht glauben, aber er ist Edward, der Butler.«
    »Wie kommst du denn an den?«
    »Den habe ich nicht. Gehört zur Familie oder so.«
    »Klar!«, rief ein anderer. »Du kommst ja aus einem vornehmen Haus. Das hatte ich vergessen. Meinst du, dass der komische Vogel hier ein Bier trinken will?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Was will er dann?«
    »Wollen Sie wirklich nichts trinken, Mister?«, meldete sich der Wirt. Er war durch die Stimmen aus seinem Schlaf erwacht und hatte sich hinter der Theke aufgerichtet.
    »Nein, das will ich nicht«, erklärte Edward, der Butler.
    »Warum sind Sie dann gekommen?«
    »Ja«, rief ein Typ mit grünen Haaren. »Warum bist du Arsch dann gekommen?«
    Edward ließ sich auf den provozierenden Ton nicht ein. »Ich bin wegen Chris hier. Sie alle interessieren mich nicht. Ich komme nur wegen des Jungen.«
    Als Reaktion erntete er allgemeines Gelächter. Der Typ neben Chris, einer mit Glatze, auf der bläulich die Fratze des Teufels schimmerte, moserte: »Lässt du dir das gefallen?«
    Chris wusste nicht, was er antworten sollte. Es hatte ihn überrascht, und er musste zunächst zu sich selbst finden. »Ich weiß ja nicht, was er will.«
    Edward blieb ruhig. »Keine Sorge, Chris. Das werden Sie gleich erfahren.«
    »Wir sind ja irre gespannt!«
    Edward ließ sich durch die Bemerkung nicht aus dem Konzept bringen. »Komm mit mir, Chris.«
    Der Angesprochene schüttelte den Kopf. Er schaute seine drei Freunde an und sah das Feixen auf ihren Gesichtern. Sie waren gespannt, wie er reagieren würde. Er handelte so, wie er es für richtig hielt und es auch ihnen gefallen konnte. »Ich werde nicht kommen, Edward. Auf keinen Fall. Überhaupt, wie… wie… ich… dachte, du bist… na ja, du weißt schon…«
    »Ich werde dich hier herausholen.«
    »Nein.«
    Der Butler schüttelte den Kopf. »Doch, Junge, ich habe immer getan, was man mir auftrug.« Er war in einen vertrauten Tonfall verfallen, als wollte er väterlich wirken.
    »Und wer hat Sie geschickt, Ed?«
    Der Butler lächelte. »Dein Großvater, mein Junge. Er will nicht, dass du vor die Hunde gehst.«
    Chris, der bisher gestanden hatte, ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen. Er saß noch nicht richtig, als ein schallendes Gelächter aus seinem Mund brach. »Das ist doch nicht wahr!«, brüllte er danach.
    »Das kann nicht angehen. Das ist eine Verarschung der übelsten Sorte. Ehrlich, das ist zu krass.«
    »Was denn?« brüllte ihn sein Nachbar an und schüttelte ihn durch.
    Chris, der den Kopf geschüttelt hatte, saß für einen Moment wieder ruhig da. »Das ist einfach unmöglich. Mein Großvater kann keinen geschickt haben.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er längst tot ist!«
    ***
    Die Gäste, die in Lokalen verkehrten, die unter anderem auch Hölle hießen, gehörten nicht eben zu den Chorknaben unter den Menschen. Sie waren schon einiges gewohnt. Sie gingen ihren Weg, egal ob zu Recht oder zu Unrecht, und sie waren nicht immer nur Freunde, die sich vertrugen. Es gab genügend Kämpfe zwischen ihnen, aber sie bildeten auch Cliquen. Hier am Tisch saß eine solche Clique, die es aber verlernt hatte, zu toben und zu schreien, denn plötzlich waren alle sehr still. Eine derartige Antwort hätte keiner von ihnen erwartet, und drei Augenpaare glotzten Chris an.
    Der konnte die Blicke nicht mehr ertragen. Mit beiden Händen schlug er auf den Tisch. »Verdammt!«, schrie er. »Glotzt nicht so blöde. Es stimmt, was ich gesagt habe. Es ist wirklich alles okay. Mein Großvater lebt nicht mehr. Der liegt längst unter dem Torf. Und Edward ist auch tot, glaube ich. Ich war zwar nicht auf der Beerdigung, aber er müsste eigentlich tot
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