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1128 - Erbe des Fluchs

1128 - Erbe des Fluchs

Titel: 1128 - Erbe des Fluchs
Autoren: Jason Dark
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hatten sie sich allerdings nicht.
    Alet-les-Bains war um diese Zeit ein ruhiger Ort. Der Nachmittag neigte sich dem Ende entgegen, die Weite des Himmels hoch über mir zeigte nur wenige Wolken, und der mir ins Gesicht blasende sanfte Wind brachte einen herbstlichen Geruch mit. Leere Felder, Kastanien, schon etwas Kühle, die sich in den nächsten Wochen sicherlich zur Kälte verdichten würde.
    Hinter mir bewegte sich die Tür. Ich hatte zuletzt einer jungen Frau nachgeschaut, die durch eine Gasse dem Ortszentrum entgegenradelte, und drehte mich jetzt um.
    Godwin de Salier hatte das Haus verlassen.
    Im ersten Moment verschlug es mir die Sprache. Ich zwinkerte.
    Sah so ein Templer aus? Kaum. Wenn er seine Kutte getragen hätte, okay, ich hätte mich nicht darüber gewundert, aber die hatte er nicht übergestreift. Er sah eher aus wie ein Action-Hero aus einem der entsprechenden Filme. Seine Kleidung bestand aus schwarzem Leder. Die Hose, die Jacke, die halbhohen Stiefel mit den dicken und auch griffigen Sohlen. Auf dem Kopf saß kein Schutz, aber er hatte sich bewaffnet, und darüber staunte ich ebenfalls.
    Es war eine alte Waffe. Eine Armbrust. Nicht eine, wie ich sie von Shao her kannte. Seine war kleiner, sah kompakter aus, und auch die Pfeile, die er in einem Köcher mitgenommen hatte, waren nicht normal lang.
    Er sah meinen überraschten Blick, blieb stehen und lächelte mich an. »Was ist los, John?«
    »Ich wundere mich.«
    »Über meinen Auf zug?«
    »Ja.«
    Er öffnete die oberen Knöpfe seines grauen Hemds, und ich sah das Holzkreuz mit den silbernen Beschlägen vor seiner Brust hängen. »Darauf verlasse ich mich ebenfalls, und einen Revolver habe ich auch noch mitgenommen. Aber diese Armbrust ist praktisch mein Kind. Sie ist ein Eigengewächs.«
    »Du hast sie selbst hergestellt?«
    »Ja.« Er hielt sie hoch, damit ich sie besser sehen konnte. »Sie arbeitet mit Luftdruck, und ich kann zwei Pfeile zugleich auf die Schiene legen. Sie ist auf große Distanz der normalen Armbrust unterlegen, aber ich bin sehr zufrieden, daß ich mir diese Waffe geschaffen habe. Ich hatte sie schon zu meiner Zeit gehabt und habe mich wieder an sie erinnert.«
    »Das ist mir allerdings neu.«
    »Kann ich verstehen. Wir haben auch nie darüber geredet.« Er reichte mir die Waffe. »Nimm sie mal.«
    Ich tat ihm den Gefallen. Die Armbrust war klein und kompakt.
    Sie bestand aus Holz und Metall. Da brauchte auch keine breite Sehne gespannt zu werden. Die Pfeile wurden in die Führungsschiene gelegt, nach hinten geschoben, dabei in den Abschußbereich hineingedrückt, wo sie sich festhakten, um dann mit Luftdruck unheimlich schnell nach vorn getrieben zu werden.
    De Salier schaute sich um. »Nehmen wir deinen Wagen, John?«
    »Meinetwegen.«
    Der Renault Clio, den ich mir am Flughafen von Toulouse geliehen hatte, reichte für uns beide völlig aus.
    Nachdem ich das Fahrzeug aufgeschlossen hatte, stieg ich noch nicht ein. Über das Dach hinweg schaute ich de Salier ins Gesicht.
    »Du kennst den Weg und weißt, wo die Petits wohnen? Willst du fahren?«
    »Nein, nein, ich sage dir schon Bescheid. Aber mir ist eine andere Idee gekommen.«
    »Welche?«
    »Es gab doch ein verwandtschaftliches Verhältnis zwischen Jacques Montfour und Hector de Valois. Auch wenn viel Zeit vergangen ist, er wird sich erinnert haben, und vielleicht hat ihn die Spur auch zur Kathedrale der Angst geführt.«
    Da war ich skeptisch. »Willst du dort hinfahren?«
    »Wir könnten vorbeischauen.«
    »Mir hat der Abbé versprochen, Wachen aufzustellen.«
    »Hat er auch getan. Leider nicht an dem Felsen. Er hielt es nicht für so nötig.«
    »Haben wir denn die entsprechende Zeit?«
    »Die können wir uns nehmen.«
    Begeistert war ich nicht, das sah de Salier auch meinem Gesicht an.
    Er wollte wissen, welche Argumente dagegen sprachen, und ich hielt mich auch nicht zurück.
    »Es wird gleich dunkel, Godwin. Wenn er sich tagsüber irgendwo versteckt gehalten hat, dann wird jetzt die Zeit kommen, wo er sein Versteck verlassen muß.«
    De Salier überlegte nicht lange. »Ja, du hast aus deiner Sichtweise heraus recht.«
    »Richten wir uns danach?«
    »Einverstanden.«
    Wir stiegen in den Clio, und ich erkundigte mich, wie weit wir zu fahren hatten.
    »Es sind schon einige Kilometer. Wobei du nicht als Formel-1-Mann auftreten kannst. Das läßt die Strecke nicht zu.«
    Ich grinste. »Formel 3 reicht auch.«
    »Dann schnallen wir uns mal besser an.«
    Das taten wir. De
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