Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1119 - Gestrandet unter blauer Sonne

Titel: 1119 - Gestrandet unter blauer Sonne
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schweißnaß. Er begann angesichts dieser gewaltigen, leeren Masse Furcht zu empfinden. Leise heulten und summte der Wind in den Kammern und Höhlen des Metallhauses.
    „Ich suche Beute!" gab Marr'Gollg zurück.
    „Es ist so groß! Wie konnte es fliegen? Ich sehe keine Flügel", murmelte der andere Nachtmann ratlos.
    Was war hinter den Hügeln? Woher kam dieses fliegende Riesenhaus? Es war, wie das andere, aus dem Himmel heruntergefallen. Was war über den Wolken und dort, wo das Licht von Tagesfeuer brannte? War es einer der Leuchtpunkte aus der Nacht? Dann müßte einer von ihnen fehlen... aber wer konnte dies sagen?
    Diese Gedanken bewegten den Stammesführer, als er langsam durch die nachrutschende schwarze Erde auf eines der vielen offenen Tore zuging. Er zog die fremde Waffe aus dem Gürtel und hob sie.
    Verbarg sich dort noch etwas?
    Marr'Gollg war ein tapferer Krieger, der keinem Kampf je aus dem Weg gegangen war.
    Kampf war sein tägliches Leben; Es warteten viele junge und starke Krieger, nicht weniger mutig als er, nur darauf, ihn zu besiegen und alles, was er hatte, zu erbeuten. Er sagte sich, daß er gegen die lebenden Fremden gewonnen hatte - und hier gab es, wenn überhaupt, nur tote Fremde. Tote Krieger. Und dieses Kastell aus Metall war für ihn und seinen Stamm etwas, das für viele Helligkeitswechsel Gelegenheit zum Plündern bot. Er kämpfte den zweiten Anflug der Furcht nieder und ging weiter.
    Der Schild auf seinem Rücken schlug mit dem Rand gegen seinen Nacken. Die scharfe Schneide des Kampfkornus ragte links über seine Schulter. Die Waffe in seiner Hand zitterte nicht. Daß seine Knie weich wurden, merkte nur er selbst.
    Oder waren die Fremden gefallene Götter?
    Er tappte mit den weichen Stiefeln, die er über den haarigen Waden mit Lederschnüren festgebunden hatte, über das wuchernde Gras, durch aufgeworfenes Geröll und über Sand. Vor ihm lag, schräg und geheimnisvoll, ein offenes Tor, größer als das Tor zwischen den Türmen der Siedlung jener Hirjymen. Mit einem weiten Sprung schnellte sich Marr'Gollg in die riesige Metallkammer, dann drehte er sich um.
    Am Ende einer Düne aus Geröll und Steinen stand das Mborra. Das Tier hatte den Kopf gedreht und starrte ihn aus kleinen, feuchten Augen an. Auf den scharfen Spitzen des abgewinkelten Gehörns funkelte das Licht von Tagesfeuer. Die beiden Unterführer saßen sichtlich unruhig in den Sätteln an den Seiten des Mborra. Sie blickten ebenso starr und abwartend, voller Angst oder Unschlüssigkeit, zu Marr'Gollg herüber und hielten die Hände an den Griffen der fremden Waffen. Schon einmal hatten sie alle, zusammen mit den jungen und alten Kriegern des ganzen Stammes, ein Metallding von dieser Größe betreten.
    Es war von den Hirjymen ausgeplündert gewesen.
    Aber es hatte niemanden getötet. Es gab in diesen leeren, abgestürzten Metallhäusern keine Gefahren. Marr'Gollg sog Luft in seine Lungen und brüllte zu seinen Kriegern hin: „Kommt her!"
    Das Mborra machte einige Schritte und blieb wieder stehen. Unschlüssig wirbelte der Krieger den Lenkstock, aber er schlug nicht zu.
    „Warum kommt ihr nicht?"
    „Aus dem Flughaus ohne Flügel kommt nichts Gutes", schrie Te'Larmo zurück.
    „Feigling!"
    Er war der Stammesführer, weil er mutiger war und keine Bedenken kannte. Keiner dieser beiden Krieger würde ihm je die Herrschaft streitig machen. Sie waren nicht so mutig wie er. Und wenn es daran ging, all das abzutransportieren, was er hier fand, dann würden sie sich ihrer heldischen Kräfte brüsten. Er stieß einen Laut der Verachtung aus, drehte sich um und ging weiter in den rätselhaften eisernen Bau hinein.
    Seine Schritte riefen nachbauende Geräusche hervor.
    Aus allen Richtungen kam das Licht durch Risse, Löcher und offene Tore. Einige kleine Tiere huschten vor den scharrenden Stiefeln davon. Marr'Gollg drehte den Kopf hierhin und dorthin. Er versuchte, zu begreifen, was er sah. Türen, auch wenn sie seltsam aussahen - er begriff sie. Sitze und Hocker, die umgestürzt waren und sich irgendwie losgerissen hatten - er kannte sie und wußte, daß die Fremden sich ebenso setzten wie er und seinesgleichen.
    Aber er begriff, obwohl er sich anstrengte, nur einen Bruchteil dessen, was er sah.
    „Warum wagen sie sich nicht hierher?" flüsterte er. Seine Stimme verlor sich in der Weite des Raumes. Er ging zögernd, wachsam und mit laut schlagendem Herzen weiter.
    Alle Flächen waren seltsam schief und strapazierten seine Sinne.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher