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1119 - Gestrandet unter blauer Sonne

Titel: 1119 - Gestrandet unter blauer Sonne
Autoren: Unbekannt
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Stufen, Leitern aus Metall, schräge und gerade Rampen... er tastete sich in diesem Irrgarten weiter und suchte, einem uralten Instinkt der Waldbewohner folgend, an Höhe zu gewinnen.
    Als er nach zweihundert Schritten in einem halbdunklen Raum stand, trat er auf eine große Platte. Sie gab nach, kippte und polterte zur Seite.
    Dadurch öffnete sich ein weiteres Portal, das nach oben glitt. Ein lautes Summen ertönte. Marr'Gollg machte einen Satz und befand sich plötzlich am Rand eines runden Schachtes, der wie ein Baumstamm nach oben und unten führte. Aus dem winzigen Raum, den die aufgleitende Torplatte freigegeben hatte, kam summend und mit funkelnden Lichteraugen ein seltsamer Gegenstand hervorgeschwebt, der größer war als er und dennoch entfernt so aussah wie er selbst.
    Marr'Gollgs Finger verkrampften sich.
    Aus der fremden Beutewaffe löste sich ein Blitz und traf den Fremden. Der metallene Fremde drehte sich herum, in das flackernde und zuckende Licht von vielen kleinen Blitzen getaucht. Dort, wo bei den Nachtmännern die Brust war, klaffte ein Loch, aus dem Rauch hervorquoll.
    Eine Art Arm hob sich und deutete auf den Stammesführer.
    Marr'Gollg duckte sich, wich nach beiden Seiten aus, sprang zurück und fühlte sich im Halbdunkel des kleinen Raumes von dem seltsamen Finger, der auf ihn zeigte, bedroht.
    Dann löste sich ein fahler, knatternder Blitz aus dem Finger des Fremden.
    Eine Lähmung packte Marr'Gollg.
    Er taumelte vorwärts, dann rückwärts, und seine Hand reagierte abermals. Wieder hämmerten dröhnende Blitze aus der fremden Waffe, schlugen rund um den näher heransummenden Fremden ein, entzündeten viele Feuer und erloschen, als der Krieger stolperte und hinterrücks durch das Loch fiel.
    Er fühlte, wie er den Boden unter seinen Füßen verlor. Eisige Angst packte ihn, als er sich zum erstenmal überschlug. Er ließ die fremde Waffe fallen und schrie gellend auf.
    Sein Schrei mischte sich in die Echos der herausgeschleuderten Blitze.
    Dann fiel er, schlug mit den Füßen, dem Rücken, dem Kopf und den Schultern immer wieder gegen Metall, während er sich unaufhörlich überschlug. Das metallene Haus schien unter seinen lauten Angstschreien zu beben. Er fiel im Zickzack etwa zehn, fünfzehn Mannslängen tief und schlug mit furchtbarer Wucht auf den eisernen Boden auf.
    Er wußte, während er fiel, daß er sterben würde.
    Während er fiel, waren seine letzten, rasenden Gedanken: Die Fremden kommen aus einer anderen Welt, die uns verborgen bleiben wird. Sie waren Zauberer, aber sterblich.
    Es wäre besser gewesen, wenn sich die Nachtmänner nicht der seltsamen Dinge aus den stürzenden Häusern bemächtigt hätten. Noch besser wäre es gewesen, wenn die Fremden seine Welt nicht betreten hätten. Sein Bewußtsein verließ ihn wie ein kleiner Vogel, der zwischen den Ästen des Waldes dem Tagesfeuer entgegenflatterte.
    Das Grausen packte Te'Larmo und Vu'Harvam, als sie aus dem Metallkoloß den Donner, die peitschenden Entladungen und die furchtbaren Schreie hörten. Sie schlugen auf das Mborra ein und trieben das keuchende, schwitzende Tier an, bis sie sich wieder im Schutz des Waldes befanden.
    „Wo ist Marr'Gollg?" fragte man sie. Sie antworteten: „Die Fremden haben ihn umgebracht. Er wagte sich in ihr abgestürztes Metallhaus hinein."
    Die Nachtmänner warteten nicht mehr auf Marr'Gollg. Sie wußten, daß sie einen neuen Stammesführer brauchten.
    Wieder fingen die Machtkämpfe an.
    Und niemand dachte während dieser Tage an die Fremden und an die reiche Beute, die in dem Metallkastell verborgen war und nur darauf wartete, erobert zu werden.
     
    *
     
    Plötzlich wurde Sharno Dunraven wach.
    In der Dunkelheit seiner privaten Kabine leuchteten nur die Ziffern des Chronometers.
    Es war unheimlich still.
    15:08:426 NGZ - seine Augen sahen nur diese Ziffern. Er richtete sich auf und merkte, daß er schweißgebadet war, daß sein Herz wie rasend schlug und daß er sich fürchtete.
    Ein Alptraum? Alarm? Ein Angriff?
    Langsam und aus den Tiefen eines Traumes gerissen, den er bereits vergaß, während er sich daran zu erinnern versuchte, wandte er den Kopf. Seine Lippen waren trocken, sein Atem ging schnell und keuchend.
    Der Interkom?
    Das Gerät war so geschaltet, daß jeder Alarm ihn aufgeweckt hätte. Ruhig leuchtete das Ein-Licht.
    „Nein", flüsterte er. „Die BASIS ist in Ordnung."
    Irgendwelche Fetzen des Traumes rasten durch seine Erinnerungen, flüchteten wie diffundierende Gase.
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