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1117 - Herr über Leben und Tod

1117 - Herr über Leben und Tod

Titel: 1117 - Herr über Leben und Tod
Autoren: Jason Dark
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Wir konnten wenigstens noch in einen teilweise blauen Sommerhimmel sehen.
    Es öffnete sich uns eine Stahltür. Wir konnten eintreten und gelangten in einen fensterlosen Gang, der so etwas wie eine Schleuse darstellte. Das Licht strahlte kalt von der Decke herab. Es roch nach Beton und nach einem billigen Putzmittel.
    Am Ende der Schleuse wurde uns eine Gittertür von Hand geöffnet. Der Mann, der das tat, war breitschultrig wie ein Kinderkleiderschrank. Kompakt gebaut, ohne ein einziges Haar auf dem fast kreisrunden Schädel. Ich stellte mir einen Vogelschiss darauf vor und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, was der Glatzkopf sehr persönlich auffasste. Er sah mich scharf mit seinen kleinen Eisaugen an.
    Wir präsentierten unsere Ausweise, die besonders genau geprüftwurden. Glatze verschwand damit in einer kleinen Bude rechts von uns, wo ein Kollege saß. Als ich einen Blick hineinwarf, zählte ich vier Monitore. Auf den Bildschirmen malte sich die Umgebung um das Gefängnis herum ab.
    Beide prüften die Ausweise. Als ich mich räusperte, schauten sie hoch. »Wollen Sie die Dinger essen?« fragte ich.
    »Nein«, erklärte der Glatzkopf. »Wir sind nur sehr gründlich.«
    »Fabelhaft, aber die Dinger sind echt. Wo finden wir den Gefangenen?«
    Glatzkopf gab die Antwort. »Ich bringe Sie hin. Es ist nicht weit. Er sitzt noch in der Untersuchungszelle.«
    »Allein?« fragte Suko.
    »Klar, ein Weib hat er nicht bekommen.«
    Die Ausweise wurden uns in die Hände gedrückt. Die Hülle fühlte sich feucht an. Außerdem roch der Glatzkopf nach Schweiß. Bei ihm als Chef wäre ich nicht gern Mitarbeiter gewesen. Er ging vor uns her wie der große King und der Kong zusammen. Beide Arme schaukelten rechts und links des Körpers, und manchmal ging er wie auf rohen Eiern.
    Es gab wieder Türen, die aufgeschlossen werden mussten; hier verließ man sich nicht auf die Elektronik. Schließlich standen wir in einem fensterlosen Bau, in dem auch Besucher auf harten Holzbänken ihre Plätze fanden. Die Gefangenen saßen ihnen dann gegenüber. Und zwischen ihnen befand sich ein langer Tisch. Ähnlichkeit wie bei einem Gartenfest. Nur weniger gemütlich.
    »Ich werde ihn holen!« sagte die Glatze und ging. Wir setzten uns so lange. Ein anderer Beamter erschien. Er war der Mann mit dem traurigen Blick und der hageren Gestalt. So wie er aussah, musste ihm der Job zuwider sein. Außerdem wischte er ständig über seinen Mund, um sich irgendetwas abzuputzen, was gar nicht vorhanden war. Die Achseln seines Hemdes zeigten dunkle Schweißflecken.
    »Hat Ihr Kollege mit den vielen Haaren eigentlich einen Namen?« fragte ich.
    »Ja, er heißt O’Hara. Ich würde keinem raten, sich mit ihm anzulegen. Das kann gefährlich werden.«
    »Sind Sie sicher, dass er nicht falsch eingeteilt ist?«
    »Wieso?«
    Ich zuckte die Achseln und gab eine lockere Antwort. »Wenn ich mir diesen O’Hara so anschaue, kann ich ihn mir besser hinter Gittern vorstellen als davor.«
    Das amüsierte den Traurigen. Er lachte glucksend, hörte aber auf, als sein Kollege mit dem Gefangenen zurückkehrte. O’Hara schob Haric hart vor, und der Killer bekam einen starren Blick, als er uns sah. Er trug noch immer die Kleidung von der letzten Nacht. Sein Kinn war leicht geschwollen. Seine Hände waren mit Handschellen auf den Rücken gefesselt.
    »Setz dich!« O’Hara drückte den Mann nieder, scheuchte seinen Kollegen weg und blieb selbst dort stehen.
    Ich lächelte ihn freundlich an. »Eigentlich wollten wir mit dem Herrn hier allein sein.«
    O’Hara schüttelte den Kopf. »Geht nicht. Vorschrift. Ich muss hier bei Ihnen bleiben.«
    »Okay, wie Sie meinen.«
    Silvio Haric saß Suko und mir gegenüber. Zum ersten Mal sahen wir ihn richtig. Er war schmächtig, oder wirkte zumindest so, da er die Schultern hängen ließ. Eine recht dunkle Hautfarbe, auf der sich die Stoppeln eines Dreitagebarts verteilten, dunkelbraunes Haar, das er nach hinten gekämmt hatte, und einen lauernden Blick. Er wirkte wie jemand, der gefangen war, sich aber nicht damit abfinden wollte.
    Ich wusste nicht, wie viele Morde man ihm zur Last legte. Esinteressierte uns auch nicht. Für uns war es wichtiger zu erfahren, ob er Kontakt zu diesem Veritas gehabt hatte.
    »Für Sie ist der Ofen aus«, sagte ich. »Selbst das beste Versteck hat Ihnen nichts gebracht. Ich bin mir nicht sicher, ob Pluspunkte für Sie bei Gericht zählen, es könnte aber sein, und deshalb sollten Sie unsere Fragen
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