Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1115 - Die Tränen des Toten

1115 - Die Tränen des Toten

Titel: 1115 - Die Tränen des Toten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
mir.«
    »Ja, das verstehe ich auch. Ich dachte nur, daß er dich kurz eingeweiht hat. Ist auch nichts passiert. Er ist wieder zurück. Ich war eben nur neugierig und wollte nachhaken.«
    Ich hörte Shao atmen. Dann sagte sie: »Tja, was soll ich dazu noch alles sagen?«
    »Nichts, wenn du nichts weißt. Ich habe dir nur Bescheid geben wollen. Das ist alles.«
    »Aber es ist schon seltsam«, sagte sie.
    »Stimmt.«
    »Einen Verdacht hast du auch nicht?«
    »Nein«, gab ich zu. »Ich dachte eher an persönliche Dinge, aber das scheint jetzt auch gestorben zu sein.«
    »Es ist gestorben, John.«
    »Ja, auch das.«
    »Trotzdem ist es komisch«, sagte Shao, die das Gespräch nicht beenden wollte.
    »Was meinst du damit?«
    »Es hängt nicht mit Suko, sondern mehr mit mir zusammen.« Sie druckste etwas herum. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich spüre seit dem Aufstehen schon eine gewisse Unruhe in mir, die einfach nicht weichen will. Sie ist da, sie läßt sich nicht vertreiben. Nicht mit Worten und nicht mit gutem Willen. Wie ein Druck lastet sie auf meinem Magen.«
    »Ist denn was passiert?«
    »Das nicht, aber es könnte etwas passieren, davon gehe ich mal aus. Vielleicht eine Vorahnung. Beweise habe ich nicht, das muß ich auch gleich sagen.«
    Ich versuchte es auf die leichte Schulter zu nehmen. »Denk nicht darüber nach, Shao. So etwas kommt schon mal vor. Da mach dir keine Gedanken.«
    »Leichter gesagt als getan.«
    »Was willst du unternehmen?«
    »Ich bleibe im Haus.«
    »Gut. Suko wird sicherlich bald anrufen. Ich nehme an, daß er sich bei Sir James aufhält.«
    »Okay, bis später dann.«
    Ich legte wieder auf und schaute Glenda an. Sie hatte über die Lautsprecheranlage zugehört. Ihre Stirn lag in Falten. Sie nagte an der Unterlippe. »Das hat uns nicht weitergebracht, John.«
    »So ist es. Wir müssen auf Suko warten. Was hältst du denn von Shaos Gefühl?«
    »Das weiß ich auch nicht. Ich will es gar nicht kommentieren und schließe mich deiner Meinung an. So etwas kommt immer vor, denn man ist nicht jeden Tag gleich gut drauf. Da spielen auch die äußeren Bedingungen eine Rolle. Wie zum Beispiel das Wetter. Finde ich. Und du kennst dich selbst genug, um mir recht zu geben.«
    »Ist auch wieder wahr.«
    Nach diesen Worten wurde die Tür aufgedrückt, und Suko stand auf der Schwelle. Wir kannten ihn beide lange genug. Wir wußten, wie er sich bewegte, wir wußten oft genug, was er sagen wollte, doch in diesem besonderen Fall lagen die Dinge anders. Schon seinem Gesichtsausdruck war anzusehen, daß er hier keine Komödie vorspielte. Er war noch in Gedanken versunken, lächelte uns zwar zu, ging dann zu seinem Platz und setzte sich.
    »Du hast Ärger gehabt«, sagte ich ihm auf den Kopf zu.
    Er nickte langsam und meinte: »Ja, davon kannst du ausgehen. Es gab Ärger.«
    »Wegen Sir James?«
    »Indirekt. Er hat mich geholt, weil man ihn von hoher Stelle gebeten hat, da sich kein Europäer um das Problem kümmert.«
    »Hört sich ja richtig spannend an«, meinte Glenda.
    »Das ist es auch. Es ging um einen Toten, den ich mir anschauen sollte.« Er lachte. »Ja, der Mann war tot und war es plötzlich doch nicht. Alles völlig normal - oder?«
    »Für uns schon«, erwiderte ich wenig überzeugend.
    Er räusperte sich. »Dann gibt es auch Tote. Sie wurden von jemand erschossen, der mich an Shimada erinnert hat. Es ging alles böse hin und her.«
    »Und jetzt bitte noch mal das alles. Aber für Menschen, die es begreifen. Oder hat man dich zum Schweigen verdonnert?«
    »Nicht mehr.« Suko lehnte sich zurück, hob die Beine an und legte die Füße auf die Schreibtischkante. »Und jetzt hört bitte zu…«
    ***
    Einige Kilometer vom Yard-Gebäude entfernt, in einer kleinen Wohnung, saß noch jemand nachdenklich an einem Tisch und schaute das Telefon an wie einen Fremdkörper. Es war Shao, die der letzte Anruf sehr nachdenklich gemacht hatte. Sie machte sich Sorgen, obwohl kein Grund dazu vorhanden war, denn Suko war nicht mehr unterwegs, sondern befand sich ebenfalls in Sicherheit.
    Dennoch - ihre Ruhe wollte nicht zurückkehren. Die morgendliche Unruhe hatte sich sogar noch verstärkt, und sie merkte auch, daß ihr Schweiß ausgebrochen war. Sie versuchte, die Dinge real zu sehen und kam letztendlich zu dem Entschluß, daß sich möglicherweise etwas über ihrem Kopf zusammenbraute, das zu einer gefährlichen Wolke werden konnte.
    Shao wußte, daß es Menschen gab, die Vorahnungen besaßen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher