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110 - Zombies im Orient-Express

110 - Zombies im Orient-Express

Titel: 110 - Zombies im Orient-Express
Autoren: Larry Brent
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möglich, bei rasender Fahrt und
enormem Luftdruck eine Tür zu öffnen und bei dieser Geschwindigkeit auch noch
einzusteigen. Er kam mit den Beinen zuerst nach unten, glitt durch die
Fensteröffnung und hielt sich mit beiden Händen so lange am Dachrand fest wie
nötig. Der Orient-Express ging in dieser Minute in eine langgezogene Kurve,
wurde dabei etwas langsamer und überfuhr eine Weiche. Dahinter fiel steil eine
Böschung ab, Felder oder Äcker schlossen sich an, die Silhouetten von Büschen
und Bäumen tauchten flüchtig in Larrys Blickfeld auf. Der PSA-Agent beugte den
Kopf nach vorne, um einen Blick ins Abteilinnere zu werfen. Er wollte sich informieren,
wo er aufkam, um nichts umzustoßen. Nach Möglichkeit sollte Claire Feenler
nicht erschrecken, schon gar nicht nach der mysteriösen Vision, die sie gehabt
und sich zum Teil erfüllt hatte. Es kam alles ganz anders. Als er nach unten
blickte, stand Claire Feenler vor ihm. „Hallo!“, sagte sie. Im gleichen Moment
wusste er, dass etwas Furchtbares geschehen war. Claire Feenler streckte
blitzartig beide Hände nach vom, und stieß sie ihm gegen die Brust. Da konnte
er sich nicht mehr festhalten. Wie von einem Pferd getreten, kippte er aus dem
Fenster des fahrenden Zuges, machte mit Armen und Beinen instinktiv noch eine
Abwehrbewegung, um nicht von den Rädern der Waggons zermalmt zu werden. Durch
die Wucht des Stoßes und des Fahrtwindes flog er durch die Luft. Hart schlug er
auf und rollte die Böschung hinunter. Sein ganzer Körper fühlte sich an, als
würden tausend glühende Nadeln gleichzeitig in sein Fleisch gebohrt. Bevor
seine Sinne erloschen, drängte sich mit furchtbarer Gewissheit ein letzter
Gedanke in sein Bewusstsein.
    Claire
Feenlers Vision war auf schreckliche Weise wahr geworden. Die Zombies waren in
ihrem Abteil gewesen! Und sie war selbst zu einem Zombie gemacht worden. Aber
das wusste niemand. Weder der Lord noch sein Sohn noch Iwan Kunaritschew oder Morna
Ulbrandson ...
    Das Grauen im
Orient-Express war nicht mehr aufzuhalten. Hier brachen Larry Brents Gedanken
abrupt ab. Er überschlug sich noch mehrfach und blieb dann in einer Bodenmulde
vor einer Buschreihe liegen und rührte sich nicht mehr.
     
    ●
     
    Ursprünglich
war es ihre Absicht gewesen, sich bei der Wache abzuwechseln. Aber da keiner
von ihnen so recht eine Vorstellung hatte, wie sich die Vision des Mediums
eventuell auswirkte, hatten sie beschlossen, sich den langen Zug in drei
Wachregionen aufzuteilen. l\Van Kunaritschew war für das vordere Drittel bis
zur Lokomotive zuständig, Morna Ulbrandson für das mittlere Drittel und Larry
Brent für das hintere. Der russische Spezialagent war am Ende seiner Runde
angekommen und öffnete das letzte Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen. In etwa fünfzehn Minuten würde der Orient-Express
in Nancy eintreffen. Alles war ruhig in den Abteilen. Nicht die Andeutung eines
besonderen Vorkommnisses.
    Und doch ging
in diesem Zug etwas Unglaubliches vor. In fieberhafter Hast hatte Jonas, der
Zombie-Butler, die Maschine zusammengebaut. Nach dem Ausfall Alex Haiths war
Alisienne of Gainsbourgh ihrem Faktotum zur Hand gegangen, damit alles
zeitgerecht über die Bühne gehen konnte. Zehn Minuten vor Eintreffen des Zuges in
Nancy war die Maschine fertiggestellt. Sie hatte eine große Ähnlichkeit mit
einem Dialysegerät. Neben dem Gestänge, durch das das Blut des Voodoo-Masters
normalerweise floss, um den Körper des unter einem Bann stehenden Earls zu
regenerieren, stand eine primitive Liege. Darauf lag die Leiche. Der Earl
wirkte uralt. Seine Haare waren eisgrau, seine Haut runzlig und welk. Die
Wangen und Augen waren tief eingefallen. Verwesungsgeruch ging von dem Toten
aus. Aber den nahm keiner der Anwesenden wahr.
    Am entgegengesetzten
Ende des Zuges zündete sich Iwan Kunaritschew eine seiner berühmt-berüchtigten
Selbstgedrehten an und machte genussvoll einen tiefen Zug. Es war gut, dass
sich zu dieser Stunde niemand im Gang aufhielt. Das galt jedoch nur bis zu
diesem Augenblick. Zwei Abteile weiter glitt leise die Schiebetür zurück.
    Ein
mittelgroßer Mann trat heraus, hielt eine Zigarettenschachtel und Feuerzeug in
der Rechten und wollte auf das der Abteiltür gegenüberliegende Fenster zugehen.
Da erblickte der Reisende den anderen Raucher und näherte sich ihm. „Können Sie
auch nicht schlafen, Monsieur?“, fragte der Franzose. Seine Haut wirkte frisch.
„Sie haben’s erraten, Towarischtsch“, antwortete
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