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1087 - Wolke im All

Titel: 1087 - Wolke im All
Autoren: Unbekannt
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seltsamen Fleck, der in genau demselben Blau schimmerte.
    „Was ist das?" fragte er flüsternd.
    „Als was würdest du es einstufen?"
    „Ich habe keine Ahnung", gestand Waylon Javier.
    „Dann weißt du genauso viel, wie all unsere Fachleute zusammen", erklärte Zeron trocken.
    „Wie weit ist es noch von uns weg?"
    „Ungefähr zwanzig Lichtjahre. Es befindet sich in einer Entfernung von siebzig LJ vom Zentrum dieser Galaxis."
    „Ist es stationär?"
    „So viel wir bis jetzt herausgefunden haben - ja."
    „Wie groß?"
    „Rund zweieinhalb Lichtjahre im Durchmesser."
    „Wie kommt es, daß es sich bewegt?"
    „Was fragst du mich das?" erkundigte der Nexialist sich seufzend. „Was hältst du davon? Sollen wir es als neue Spur einstufen?"
    Javier betrachtete die ferne Wolke. Sie bewegte sich - weder vorwärts noch rückwärts, sondern nur in sich selbst. Sie veränderte sich ständig. Vor seinen Augen wechselte es die Farbe, das klare Blau ging in ein durchsichtiges Grün, dann in Geld und Orange über. Die Färbung war nicht einheitlich, sondern durchzog das ganze Gebilde in wallenden Schlieren. Auch die Form war nicht stabil. Die Wolke bildete Zotten, Ausuferungen, die wie die Fangarme einer Qualle in den Raum hinausgriffen. An anderen Stellen entstanden Beulen und tiefe Buchten, und dabei wechselte die Leuchtstärke des ganzen Gebildes.
    Auf furchterregender Weise wirkte dieses ganze Ding lebendig, beinahe schon intelligent. Javier verspürte eine heftige Ungeduld, und er drehte sich zu Les Zeron um.
    „Ich habe genug gesehen", sagte er grob. „Schalte das ab."
    Der Nexialist berührte einen Sensorpunkt und nickte dann nachdenklich.
    „Eine typische Reaktion", bemerkte er.
    Javier war nicht bei der Sache. Er sah immer noch diese seltsame, leuchtende Wolke vor sich, obwohl die Bildschirme erloschen waren und eine Automatik die Beleuchtung in genau jenen Abstufungen hochschaltete, die dem menschlichen Auge zu träge waren.
    „Wir haben alle zunächst weggesehen", fuhr Zeron fort, nachdem er längere Zeit auf eine Antwort gewartet hatte. „Aber je öfter man es sieht, desto anziehender wirkt es."
    Der Nexialist wartete abermals. Als Javier nach einer langen Pause immer noch schwieg, fuhr er ärgerlich fort: „Es ist deine Entscheidung. Wir können hinfliegen und uns die Sache ansehen - wir können es aber auch bleiben lassen."
    Der aggressive Tonfall schreckte den Kommandanten aus seinen Gedanken auf.
    „Wir werden es uns ansehen", sagte er ruhig. „Und wir werden vorsichtig dabei sein."
    „Es ist schwer zu beurteilen, ob es etwas mit den Porleytern oder den Rittern der Tiefe zu tun hat", bemerkte Zeron behutsam.
    Javier dachte darüber nach und lächelte dann.
    „Wir wissen so gut wie nichts über die Porleyter und die Ritter der Tiefe", murmelte er.
    „Und über die Wolke wissen wir bisher auch nichts. Es mag nicht gerade wissenschaftlich gedacht sein, aber ich finde, daß diese drei Dinge somit zumindest eines gemeinsam haben, und das klingt doch schon etwas hoffnungsvoller."
    „Dann steht deine Entscheidung fest?"
    Der Kommandant der BASIS zögerte nur eine Sekunde lang.
    „Ja", sagte er dann. „Ich gehe jetzt in die Zentrale. Wenn ich dort ankomme, sollten die genauen Flugdaten vorliegen. Und sorge dafür, daß unser neues Flugziel auf einem der Infokanäle zu sehen ist."
    „Du willst das wirklich allen zeigen?"
    Javier lachte, aber es klang ein wenig unecht.
    „Warum nicht? Ich bin sicher, daß niemand deswegen die Nerven verliert. Wenn ich es mir recht überlege, möchte ich es selbst so bald wie möglich wieder ansehen. Du hast recht: Es wirkt anziehend, auch wenn man zuerst davor zurückschreckt."
    Les Zeron nickte schweigend. Seine fleischigen Hängebacken zitterten. Aus seinen Augen sprach der Wissensdurst des eingefleischten Nexialisten, aber dahinter erkannte Javier kreatürliche Angst vor diesem unsagbar fremdartigen Gebilde.
    Für einen Augenblick übertrug sich ein Teil dieser Angst auf den Kommandanten, und er war nahe daran, den zweiten Teil seiner Anweisung zu widerrufen. Aber dann tat er es doch nicht.
    Der „Trümmerhaufen", wie er seine Mannschaft mitunter in liebevollem Spott nannte, hatte ein Recht. darauf, zu erfahren, was vor der BASIS lag. Und abgesehen davon handelte es sich durchweg um zuverlässige Leute. Sie würden nicht durchdrehen, nur weil dort vorne eine Wolke existierte, die sich in sich selbst bewegte und dabei die Farben wechselte. Binnen weniger Stunden
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