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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe
Autoren: Jason Dark
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einmal Stunden konnte er auf der feuchten Stelle sitzenbleiben.
    Irgendwann war einfach Schluß. Da mußte er für seine Gier nach der Frau bezahlen. Er verfluchte Teresa innerlich. Er verfluchte sich, weil er so dumm gewesen war.
    In nächsten Augenblick drang die Sonne durch. Zumindest dachte er es so. Sie strahlte in ihm auf.
    Sie war von einer nicht für ihn nachvollziehbaren Hitze. Sie brannte ihn aus. Sie umkrampfte sein Herz, das nicht mehr schlug, sondern nur noch zuckte. Krämpfe, begleitet von wilden Schmerzen durchrasten seine Brust. Als Kind hatte er schon immer mit dem Herzen zu tun gehabt, aber das hatte sich im Laufe der Zeit gegeben.
    Jetzt kehrte es zurück.
    Schlimmer als zuvor.
    Mick Spiro merkte nicht, daß er die Balance verlor. Er kippte sehr langsam zur linken Seite hin weg.
    Die Ratte auf seinem Kopf bewegte sich und sprang auf die Schulter. Genau in dem Augenblick, als Mick Spiro auf den harten Boden schlug.
    Er blieb dort liegen. Die Schmerzen in seiner Brust waren unerträglich geworden. Alles krampfte sich zusammen. Micks Beine zuckten. Er schlug mit den Füßen aus. Er konnte nicht mehr atmen.
    Irgend jemand hatte ihm die Luft abgeschnürt.
    Es kam wie es kommen mußte. Noch einmal bäumte er sich auf. Er verschreckte durch die Bewegung sogar die Ratten, aber sie verschwanden nicht. Sie sprangen wieder auf ihn.
    Spiro merkte es nicht mehr.
    Sein Herz war eben zu schwach gewesen, und es hatte einfach aufgehört zu schlagen…
    ***
    Der Morgen war kalt und dunstig. Kein dicker Nebel, aber der Dunst war gut zu sehen, und er klebte über der großen Müllkippe, wo er sich mit dem dünnen Rauch, der an einigen Stellen aus den Bergen hochstieg, vermischte.
    Eine Glocke, die nur selten abriß und ihren widerlichen Geruch Tag und Nacht bereit hielt.
    Wer dieses Gebiet betrat, der tat es nicht freiwillig. Der arbeitete hier. Ein schwerer Job, all den Müll zu verbrennen, den die Menschen produzierten.
    Die Kippe lag zwar einsam, aber nicht zu einsam. In Sichtweite standen Häuser, und dort lebten auch Menschen. Die hatten sich an den Geruch gewöhnt, der nur dann besonders schlimm war, wenn der Wind ungünstig wehte. Dafür waren die Wohnungen hier billiger als in den anderen Stadtteilen.
    Es roch auch nach Schnee. Dicke, graue Wolken lagen tief am Himmel. Auch wenn es schon hell geworden war, fuhren die Fahrer der Autos noch immer mit Licht.
    Auf der Kippe wurde schon längst gearbeitet. Die Geräusche allerdings verliefen sich und erreichten auch nicht die Ohren der Frau, die zu Fuß ging. Sie hatte einen Wintermantel übergestreift, dessen dunkelbrauner Stoff ihr fast bis zu den Füßen reichte. So wie sie ging, mußte sie sich auskennen, denn sie setzte ihre Schritte zielsicher. Es sah so aus, als wollte sie die Müllkippe besuchen, doch das kam für sie nicht in Frage.
    Sie ging dorthin, wo einmal eine Fabrik gestanden hatte, und die Rückseiten der Häuser verschwanden hinter ihr im schwachen Dunst, als wären sie verschluckt worden.
    Die Fabrik hatte man nur zur Hälfte abgerissen. Was damals hier produziert oder aufgearbeitet worden war, wußte Teresa Gentry nicht. Es war ihr auch gleichgültig. Für sie zählte die eine Fabrikhälfte, die zur Zeit des Jugendstils gebaut worden war. In anderen Ländern hatte man Gebäude dieser Art unter Denkmalschutz gestellt oder sie für andere Zwecke genutzt. Für Partys, für Disco-Abende, eben für die berühmten Events, ohne die eine Gesellschaft nicht mehr auskam.
    Nicht hier.
    Zwischen den Resten ragte der noch intakte Teil auf. Ein Bau aus Backsteinen, die im Laufe der Zeit fast schwarz geworden waren. Vom Rot der ursprünglichen Farbe war kaum etwas zu sehen.
    Zwei Schornsteine waren gesprengt worden. Ihre Trümmer hatte niemand weggeschafft. Sie verteilten sich auf dem Boden. Unkraut und Gräser hatten sich über den Steinen ausgebreitet wie ein grünes Bett.
    Teresa schaute sich mehrmals nach Verfolgern um. Sie war immer sehr vorsichtig, doch hier brauchte sie keine Angst zu haben. In dieser Gegend befand sie sich allein.
    Teresa hatte es eilig. Sie wollte nach diesem Mann schauen und sie freute sich schon darauf, sein Gesicht zu sehen. Es war ihre Probe, und es hatte noch nie jemand gegeben, der sie unbeschadet überstanden hatte.
    Ihre Freunde hatten diese Typen in Angst und Schrecken versetzt. Nie wieder verspürten sie den Drang, Teresa ins Bett ziehen zu wollen. Die meisten waren geschockt fürs Leben und auch von den Ratten gezeichnet.
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