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1080 - Hexenwald

1080 - Hexenwald

Titel: 1080 - Hexenwald
Autoren: Jason Dark
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überhaupt mein Foto?«
    »Man gab es mir.«
    »Sind Sie ein Bulle?«
    »In etwa.«
    »Ach du Scheiße. Auch das noch. Ich weiß nichts mehr.«
    »Ich heiße übrigens Harry Stahl.«
    »Ist mir auch egal.«
    »Ich habe da ein Eiscafé entdeckt. Dort könnten wir uns in Ruhe unterhalten.«
    »Ich muß nach Hause.«
    »Deine Eltern sind informiert!« konterte Harry.
    Jens stöhnte auf. »Sie lassen wohl nie locker, nicht? Ich will auch nichts mehr davon wissen und habe alles gesagt, ehrlich. Was soll es denn noch Neues geben?«
    Harry lächelte gewinnend. »Das wird sich noch herausstellen.«
    Der Junge merkte, daß er sich so leicht nicht entziehen konnte, ruckte den Rucksack zurecht und nickte. »Also gut, Herr Stahl. Ein Eis kann ich immer vertragen.«
    »Wunderbar. Sollen wir zu Fuß gehen oder möchtest du fahren?« Er wies auf den Opel Omega.
    »Fahren. Die Eisdiele liegt auf meinem Weg.«
    »Sehr gut.«
    Bevor sie einstiegen, wurde Jens von zwei Mädchen angesprochen, doch er wimmelte sie mit gewichtiger Miene und leicht barschen Worten ab. »Ihr seht doch, daß ich zu tun habe.«
    Harry mußte grinsen. Er war schon eingestiegen und wartete auf Jens, der sich plötzlich sehr wichtig vorkam. Er nahm sogar die Mütze ab und schlug damit auf seine Knie. Seine blonden Haare standen struppig zu den Seiten hinweg ab. Um die Augen herum lagen die Sommersprossen wie hellbraune Tupfen.
    »Was sind Sie denn für einer? So wie der aus dem Fernsehen? Meine Mutter guckt immer Derrick.«
    »In etwa.«
    »Sagen Sie doch.«
    »Ich arbeite nicht für die Mordkommission.«
    »Stark.« Jens rieb seine Hände. »Wofür dann? Geheimdienst? Ich habe da schon einiges in der Glotze gesehen.«
    »James Bond bin ich nicht.«
    »Klar, der sieht auch besser aus.« Jens lachte.
    »Danke für das Kompliment.«
    »Sie können jetzt anhalten. Da ist schon der Eissalon.«
    Auf der rechten Seite und an der Ecke, direkt neben einem Kramladen, in dem man alles mögliche an Haushaltsartikeln kaufen konnte, malte sich die alte Schrift ab.
    Ein Parkplatz war schnell gefunden, und als die beiden die Eisdiele betraten, da hatte Harry wieder das Gefühl, um Jahrzehnte versetzt worden zu sein.
    Nierentische gab es zwar nicht mehr, aber die wären bei der übrigen Ausstellung auch kaum aufgefallen. An den Tischen saß niemand. Dafür bediente der Besitzer, ein dunkelhaariger Italiener, einige Kinder vorn an der Theke, und so konnten Harry und der Junge die Plätze aussuchen. Sie entschieden sich für einen Tisch an der Wand, direkt unter einem vergilbten Venedig-Plakat.
    »Was kann ich mir denn bestellen?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Dann nehme ich den Spezialbecher.«
    »Bitte.«
    Jens bestellte ihn, als der Wirt kam, der Harry mißtrauisch beäugte. Hier fiel man als Fremder schon auf. Auch Jens bemerkte den Blick und meinte: »Das ist schon alles okay, Luigi.«
    »Gut, wenn du das sagst.«
    Harry hatte sich für einen Espresso und einen Grappa entschieden. Den konnte er sich auch als Autofahrer leisten. Jens grinste. »Ich meine gehört zu haben, daß Polizisten im Dienst nichts trinken.«
    »Das ist ja auch Medizin«, sagte Harry.
    »Hat mein Opa auch immer gemeint.«
    »Ein weiser Mann, dein Großvater. Hat er dir sonst noch etwas beigebracht, Jens?«
    »Einiges.« Der Junge legte den Kopf schief und lächelte in sich hinein. »Leider ist er tot, aber er wußte Bescheid. Über alles hier in der Gegend.«
    Die letzten Worte behielt Harry. Er kam darauf zurück, als das Bestellte serviert worden war, und er fragte danach, was der Großvater wohl zu dem gesagt hätte, was dem Enkel widerfahren war.
    Jens war plötzlich still. Er löffelte sein Eis, die Sahne und auch den roten Kirschsaft, der sich wie dunkle Blutadern auf der Sahnehaube abmalte. »Weiß nicht.«
    »Begeistert wäre er nicht gewesen.«
    »Nein.«
    »Aber du hast bestimmt auch über das alles nachgedacht, wie ich dich kenne.«
    »Klar.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?«
    Jens Küppers winkte ab. »Das habe ich doch schon alles Ihren Kollegen gesagt.«
    Harry nickte. »Schon, da muß ich dir recht geben. Aber ich will mehr wissen.«
    »Ich weiß nichts.«
    Harry schaute den Jungen lächelnd an. »Weißt du, Jens, die Erfahrung hat mich gelehrt, daß zu jedem Fall ein Motiv gehört und auch ein gewisser Hintergrund. Auch zu dem, was du erlebt hast. Du lebst hier in einer Gegend, in der es sicherlich viele Sagen und Legenden gibt. Alte Geschichten, die man sich erzählt. Zwar kenne
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