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1076 - El Toros Totentanz

1076 - El Toros Totentanz

Titel: 1076 - El Toros Totentanz
Autoren: Jason Dark
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legte sie auf. Sie sah uns nicht. Mit langsamen Schritten ging sie zur Seite und ließ sich in einen Sessel fallen.
    Sie störte sich nicht an uns. Beim Näherkommen hörten wir ihr leises Schluchzen. Als ich gegen ihre Schulter tippte, zuckte sie leicht zusammen. Dann drehte sie den Kopf in meine Richtung.
    Jane schaltete eine Stehleuchte an. Das Weiche Licht erreichte auch uns. Wir sahen, daß Juana geweint hatte. Ihr Blick war starr nach vorn gerichtet. Auf uns schaute sie nicht, und als wir sie anstießen, schrak sie kaum zusammen.
    Ich holte mir einen Stuhl und stellte ihn so hin, daß ich Juana gegenübersaß.
    »Wer hat angerufen?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wollen Sie es uns nicht sagen?«
    »Nein, ich muß da alleine durch.«
    »War es Vicente?« fragte Jane.
    Juana gab keine Antwort, aber sie schrak leicht zusammen, und damit wußten wir Bescheid. Es mußte Vicente gewesen sein, und er hatte sie bestimmt nicht nur angerufen, um ihr seine Liebe zu gestehen. Das glaubte niemand von uns.
    »Was wollte er?«
    Juana kämpfte mit sich. Sie bewegte ihren Mund, aber sie sagte nichts.
    »Bitte, Juana!« drängte Jane. »Das ist hier kein Spiel mehr, sondern ein verdammter Ernst. Du mußt uns die Wahrheit sagen. Es ist in deinem oder auch in Vicentes Interesse.«
    Sie hatte die Worte gehört, und wir waren beide gespannt auf ihre Reaktion. Zunächst sagte sie nichts. Der Ausdruck in ihrem Gesicht deutete darauf hin, daß sie angestrengt überlegte. Dann sprach sie doch. Ihre Worte gefielen uns nicht, aber wir ließen sie ausreden.
    »Ihr seid fremd« sagte sie leise. »Ihr könnt und werdet das alles nicht verstehen. Es ist einzig und allein meine Sache. Ihr müßt euch heraushalten.«
    »Geht es um Vicente?«
    Der Bann war gebrochen, denn sie nickte.
    »Was wollte er von dir?« fragte Jane weiter.
    »Ich kann nicht bleiben.«
    »Du willst zu ihm?«
    »Ja, ich muß. Wenn ich nicht komme, werden sie ihn umbringen. Das haben sie mir gesagt.« Beim letzten Satz war der Damm gebrochen. Da waren die Worte nur so aus ihr herausgesprudelt. Sie hatte auch nicht mehr leise gesprochen. Es hatte alles rausgemußt. Der Druck war zu groß geworden, und wir erfuhren in den nächsten beiden Minuten, was man der jungen Frau gesagt hatte.
    Sie sollte zur Arena kommen, wo bald der Kampf stattfinden würde. Sie sollte hineingehen, und sie würde dort ihren Freund, den Torero, finden.
    »Was hat man dir noch gesagt?« fragte ich.
    »Sonst nichts. Ich muß hingehen. Ich… ich… werde es auch tun, denn ich will Vicente retten.«
    Es klang zwar hart und war psychologisch wohl nicht besonders feinfühlig, aber ich stellte die Frage trotzdem. »Glaubst du denn, daß alles so einfach sein wird, Juana?«
    »Nein, es ist schwer. Ich liebe Vicente. Ich muß ihn retten. Ich muß wenigstens alles getan haben.«
    »Die Ägypter wollen Rache. Du mußt damit rechnen, daß man nicht eben zart mit dir umgeht.«
    Meine Worte hatten sie aufgewühlt. Plötzlich sprang sie hoch. »Ja!« schrie sie uns an. »Ja, ich weiß das. Aber Sie haben gut reden. Sie brauchen um keinen geliebten Menschen zu zittern. Was hätten Sie denn an meiner Stelle getan? Was? Bitte, sagen Sie es mir!« Sie war sogar in einen sehr förmlichen Ausdruck verfallen und traf dabei auf Verständnis.
    »Wahrscheinlich hätten wir das gleiche getan«, sagte ich. »Und es ist deshalb auch nicht verkehrt. Wir wollen dich nicht von deinen Plänen abhalten, aber du solltest nicht ohne eine gewisse Sicherheit losgehen. Verstehst du?«
    Sie lächelte etwas verklemmt. »Heißt das… heißt das… das ihr mit mir kommen wollt?«
    »Genau.«
    Heftig schüttelte sie den Kopf. »Nein, um Himmels willen, nein. Das geht nicht. Das ist unmöglich. Ihr könnt nicht mit mir kommen. Ich… ich… kann das nicht zulassen. Man hat mir gesagt, daß ich allein hingehen soll. Das werde ich auch tun. Wenn ich die Polizei oder jemand anderen mitbringe, wird Vicente sterben.«
    »Das dachten wir uns«, sagte ich.
    »Dann bleibt doch weg!«
    Jane schaut mich an. Ich wußte, was sie dachte, denn bestimmt verfolgte sie die gleichen Pläne wie ich. »Es ist gut, Juana, du kannst fahren. Aber sei vorsichtig.«
    »Und ihr?« fragte sie verwundert und schaute sich um. »Was… was… macht ihr denn?«
    »Wir werden gehen.«
    »Wohin?«
    »Wir wünschen dir viel Glück«, sagte Jane.
    Juana schaute uns an. Sie versuchte, in unseren Gesichter zu lesen. »Das ist doch ein Trick, nicht wahr! Ihr habt gar
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