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1072 - Karawane nach Magellan

Titel: 1072 - Karawane nach Magellan
Autoren: Unbekannt
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war das Gespräch beendet, Anja Pygnell unterbrach die Verbindung. Kaum war der Bildschirm dunkel, als eine quäkende Stimme durch die Kommandozentrale der KOLLORED gellte.
    Es war die unverkennbare Stimme von Sbarvor, dem Schlauen.
    „Was hat diese ungerechtfertigte Verzögerung zu bedeuten?" rief er aufgebracht.
    „Wollt ihr nicht endlich eure Speicher aufladen und machen, daß wir das Ziel erreichen?
    Oder ist die Kosmische Hanse nicht an einem Handels- und Beistandsabkommen mit den Magellan-Völkern interessiert?"
     
    *
     
    Sbarvor war mit Frem Sanihagen, dem Kontorchef von Tolpex, in der Kommandozentrale erschienen und hatte mit seiner durchdringenden Stimme sofort die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Der Chamaelier hatte etwas für spektakuläre Auftritte übrig, in denen er durch Stimmgewalt und Gestenreichtum brillierte. Dadurch versuchte er, eine Bedeutung vorzutäuschen, die ihm keinesfalls zukam. Obwohl er inzwischen längst durchschaut worden war, ließ man ihn gewähren und ging nach Möglichkeit auf ihn ein. Der Chamaelier genoß an Bord der KOLLORED Narrenfreiheit, doch ging aus seinem Verhalten nicht hervor, ob er sich dessen auch bewußt war.
    „Ach, halt den Schnabel, Sbarvor", wies ihn Frem Samhagen zurecht, und der Chamaelier verstummte beleidigt.
    Sbarvor war 1,70 Meter groß und von der Gestalt her humanoid, ohne allerdings viel Ähnlichkeit mit einem Menschen zu haben. Er besaß einen Kopf, einen Körper, zwei Arme und zwei Beine, die wie beim Menschen proportioniert und angeordnet waren.
    Doch damit hatte es sich.
    Sein Kopf ähnelte dem einer Schildkröte, wofür vor allem die schnabelähnlich ineinander übergehende Mund- und Nasenpartie und die knittrige, graubraune Haut verantwortlich war. Allerdings war nur die Grundfarbe der Haut graubraun; Sbarvor hatte die Fähigkeit, ihr jeden gewünschten Ton zu geben und sich so seiner Umgebung anzugleichen. Daher war auch der Name Chamaelier abgeleitet, der sich inzwischen als Artbezeichnung eingebürgert hatte.
    Er besaß einen schmalen, grobknochigen Körper mit dünnen Armen und Beinen, die an den Gelenken knorpelartige Verdickungen aufwiesen. Die Hände waren fünffingrig, lang und schmal und überaus sensibel wirkend, welcher Eindruck nicht trog, denn er war damit überaus geschickt - auf technischem wie auch auf künstlerischem Gebiet.
    Er trug eine enganliegende, mausgraue Kombination, die man ihm auf Terra angemessen hatte. Daran zupfte er dauernd herum, offenbar um zu demonstrieren, wie unbehaglich ihm das Tragen dieser Kleidung war. Doch hatte man ihm begreiflich gemacht, daß es in seinem Fall nicht nur eine Frage des Anstands war, diese Kombination zu tragen, sondern wegen seiner Tarnfähigkeit auch eine Notwendigkeit.
    Frem Samhagen wirkte neben ihm wie ein Schrank. Er hatte einen athletischen Körper, ein kantiges, wettergegerbtes Gesicht und eine unbändige Mähne eisengrauen Haares. Er war der Typ des unerschrockenen und unbeugsamen Terraners, der unerschütterlich alle Belastungsproben wegsteckte. Aber der Verlust des Handelskontors Tolpex war ihm doch sehr nahe gegangen. Sbarvor hatte erzählt, daß er sich bis zuletzt geweigert hatte, das Kontor zu verlassen, und daß seine Lebensgefährtin ihn paralysieren mußte, um ihn an Bord des letzten Rettungsboots schaffen zu können.
    Er hatte sich daraufhin von ihr getrennt, und sie war nicht mehr unter der Mannschaft für Tolpex.
    „Haben sich unerwartete Schwierigkeiten ergeben?" fragte er die Kommandantin.
    „Nein, aber es gab Probleme organisatorischer Natur", erwiderte sie. „Die sind beigelegt. Jetzt können wir darangehen, die Speicher mit Hyperenergien aufzuladen."
    „Gibt es keine andere - eine weniger auffällige Methode - Energie zu tanken?" meinte Samhagen mit einem Stirnrunzeln. „Wir werden während der Zapfphase über viele Lichtjahre hinweg zu orten sein, oder irre ich da?"
    „Das stimmt schon, ist aber leider nicht zu ändern", antwortete Anja so unpersönlich, wie sie es nur gegenüber diesem Mann konnte. „Ich sehe auch gar keinen Grund zur Besorgnis."
    „Wir sollten es dennoch schnell hinter uns bringen", sagte Samhagen, und es klang befehlend.
    Anja nickte und ordnete an, das Hypertrop-Aggregat einzuschalten. Erst danach wurde ihr bewußt, daß sie eigentlich nichts weiter getan hatte, als einen Befehl Samhagens weiterzugeben. Sie biß sich ärgerlich auf die Lippen und nahm sich vor, den Kontorchef nicht weiter zu beachten. Aber es gelang ihr nicht,
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